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01 - Tage der Sehnsucht

01 - Tage der Sehnsucht

Titel: 01 - Tage der Sehnsucht
Autoren: Marion Chesney
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Palmer.
Sieh zu, dass du mit deiner Arbeit vorankommst«, erwiderte die Haushälterin
Mrs. Middleton.
    »Gott sei seiner
schwarzen Seele gnädig«, brummte MacGregor.
    »Mr. Rainbird ist
oben bei ihm«, berichtete Mrs. Middleton. »Alice, bring das Tablett hinauf in
den Salon. Haben wir denn keinen Kuchen oder Kekse mehr?«
    »Nein«, sagte der
Koch knurrend. »Aber selbst wenn wir welche hätten, würde ich sie nicht an
Palmer verschwenden.«
    Alice rückte das
Häubchen auf ihrem blonden Haar zurecht und trug das Tablett mit aufreizender
Langsamkeit hinaus. Alles, was die stattliche Alice tat, geschah langsam und
umständlich.
    Als sie zurückkam,
sah Mrs. Middleton sie besorgt an: »Wie steht's oben?«
    Alice zuckte die
Schultern. »Mr. Palmer weist Mr. Rainbird nachdrücklich darauf hin, dass er für
immer an dieses Haus gebunden ist«, sagte sie.
    »Ach du meine Güte,
der arme Mr. Rainbird!« rief Mrs. Middleton. »Jetzt wird er wieder entsprechend
gelaunt sein. Hat Jenny die Schlafzimmertür schon gereinigt?«
    »Was ist da schon
groß zu tun?« fragte Alice. »Außerdem macht es keinen Spass, zu putzen und
Staub zu wischen, wenn es niemand gibt, für den es geschieht.«
     Mrs. Middleton
entfernte sich, um die Blechdose mit dem billigen Tee herunterzunehmen. Die
kleine Menge besseren Tees wurde für besondere Anlässe und Feiertage
zurückbehalten. Mr. Rainbird brauchte unbedingt etwas Stärkendes, dessen war
sie sich sicher. Mr. Palmer hingegen hatte zweifelsohne nur deshalb etwas
bestellt, weil es ihm Vergnügen bereitete, seine Machtbefugnisse auszukosten.
    Es verging eine
halbe Stunde, bis sie Rainbirds Schritte auf der Treppe hörten. Er kam in die
Küche gestürzt, seine Augen funkelten. »Das Haus ist vermietet«, rief er. Er umfasste
Mrs. Middleton und begann, mit ihr durch die Küche zu tanzen.
    »Vermietet?« keuchte
Mrs. Middleton und griff nach ihrer Haube,
    MacGregor ließ
seinen Topf fallen.
    »Was ist los?«
fragte Joseph gedehnt, als er in der Küchentür erschien.
    »Das Haus ist
vermietet, vermietet, vermietet«, sang Rainbird.
    Jenny stürmte in
die Küche, dass die Bänder ihres Häubchens nur so flogen. »Sagten Sie
vermietet?«
    Rainbird nickte.
Das Personal fiel sich gegenseitig in die Atme und küsste sich. Lizzie
versuchte, Joseph zu umarmen, aber er schob sie weg.
    »An wen?« wollten
alle wissen.
    »An einen Schotten
und sein Mündel«, erwiderte Rainbird. »Einen Mr. Sinclair. Oh, diese Feste und
Abendgesellschaften, die Speisen und Trinkgelder! Vielleicht bekommen wir sogar
alle neue Kleider, wenn er großzügig ist.«
    »Ich wußte, meine
Gebete würden erhört werden«, sagte Lizzie.
    Auf die Gruppe
senkte sich Schweigen, während man Lizzie beinahe ehrfürchtig betrachtete.

    Mr. Sinclair stellte erfreut fest, dass
sich in der Postkutsche keine jungen Männer befanden, die für weibliche Reize
besonders empfänglich gewesen wären. Statt dessen saßen da eine magere alte
Jungfer und ein müde blickender Kanzlist im mittleren Alter. Auch die
Passagiere auf dem Dach machten einen gesetzten Eindruck und waren zudem nicht
mehr ganz jung.
    Der Kutscher ließ
die Peitsche knallen, und die Postkutsche fuhr los. Mr. Sinclair war nie zuvor
mit einem solchen Fahrzeug gereist. Die Geschwindigkeit flößte ihm Furcht ein
und berauschte ihn zugleich. Er war so begeistert, dass es ihm schwer fiel,
über seine Probleme nachzudenken.
    Nach mehreren
Stunden und mehrmaligem Wechsel der Pferde hatte er sich allmählich an die
Geschwindigkeit gewöhnt. Aber anstatt nun zu überlegen, schlief er einfach ein.
Erst die Verlangsamung der Fahrt ließ ihn wieder wach werden. Er nahm an, dass
sie sich erneut einer Poststation näherten. Aber im Licht der Lampen sah er, dass
es draußen ganz weiß geworden war.
    Schnee, dachte er
und fluchte vor sich hin. Wenn sie die Nacht in einem Wirtshaus verbringen mussten,
so hatte er keine Lust, seinen wertvollen Goldschatz wegen zweier Zimmer
anzugreifen. Er flüsterte Fiona zu: »Wenn wir irgendwo für die Übernachtung
unverschämte Preise zahlen müssen, würde es dir dann etwas ausmachen, auf einem
Stuhl zu schlafen?«
    »Nein«, erwiderte
Fiona ruhig. »Ich kann überall schlafen.«
    Mr. Sinclair
empfand plötzlich Sympathie für sie. Im Getümmel der Reisevorbereitungen war
sie so gelassen und schön wie immer geblieben. Auch reiste sie noch in
demselben Kleid, das sie schon getragen hatte, als sie zum ersten Mal an seiner
Tür stand. Er war damals sehr
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