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01 - Tage der Sehnsucht

01 - Tage der Sehnsucht

Titel: 01 - Tage der Sehnsucht
Autoren: Marion Chesney
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sich
anschließend aufhängen.
    Er sah Fiona an.
Sie saß ruhig da, in Gedanken versunken, aber außerordentlich schön. Er erschrak,
als er bemerkte, dass dieser kostbare Schatz von halb Edinburgh mit gemeinen
Blicken bombardiert wurde. immer mehr Männer drängten sich in der Schenke, um
Fiona anzustarren.
    »Komm mit«, sagte
er und ließ zum ersten Mal in seinem Leben eine Weinflasche stehen, die noch
nicht geleert war.
    Als er Fiona
hinausführte, machten die Männer Platz wie vor einem Mitglied der königlichen
Familie. Er spürte, wie ihm kleine Zettelchen in die Jackentasche gesteckt
wurden, und war sich sicher, dass sie von Männern kamen, die bei ihm
vorsprechen wollten. Aber Fiona sollte nur dem Meistbietenden gehören. Warum
etwas so Süßes an weiter niemand als einen Ladenbesitzer oder Rechtsanwalt
verschwenden?
    Von einer
bewundernden Menge gefolgt, begleitete Mr. Sinclair Fiona nach Hause. Dabei
zählte er in seinem Kopf verschiedene Summen zusammen. Plötzlich bemerkte er, dass
einige Herren aus ihrem tranceähnlichen Zustand erwacht waren und
herandrängten, um Fiona mit Blumen und Billets zu überschütten. Mr. Sinclair
runzelte ärgerlich die Stirn. Er war wild entschlossen, diesem Herrn Palmer
einen Eilbrief zu schicken. Die Kutsche brauchte nur fünfundvierzig und eine
halbe Stunde bis London. ja, die Königliche Post war so schnell, dass manche
Leute nicht mit ihr fuhren, weil sie fürchteten, bei einer
Höchstgeschwindigkeit von vierundzwanzig Kilometern in der Stunde einen
Schlaganfall zu erleiden.
    »Setz die Kapuze
auf!« befahl er in scharfem Ton, weil immer mehr Bewunderer herandrängten.
    Fiona gehorchte.
»Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich hässlich bin«, meinte sie.

    Eine Amsel flog durch den Kamin der Clarges
Street 67
herunter
und schlug mit den rußig gewordenen Flügeln gegen die Mauern, bemüht, wieder
nach draußen zu gelangen. Bevor MacGregor den Vogel einfangen konnte, um ihn zu
töten, hatte ihn Lizzie gepackt. Sie lief zur Küchentür und ließ ihn wieder
frei. Die Amsel flog geradewegs auf das Dach des gegenüberliegenden Hauses,
schüttelte die rußigen Flügel aus und begann zu singen.
    Lizzie stand da und
hatte die Hände gefaltet, bis ihr schließlich MacGregor in scharfem Ton befahl,
die Wände zu schrubben, als Strafe für ihre Torheit. Lizzie strahlte den Koch
an. »Es ist ein Vorzeichen«, flüsterte sie. »Unser Haus hat einen Mieter
bekommen. Ich ahne das.«
    »Unsinn«, erwiderte
der Koche mürrisch. Aber die Seele des Schotten wurde von Furcht ergriffen, da
er abergläubisch war. Für den Rest des Tages hielt er sich von der kleinen
Lizzie fern.

    Für Mr. Sinclair folgten nun hektische
Wochen. Ein stets betrunkener Gutsherr aus dem Hochland, der mehr Geld als
Verstand besaß, zahlte ihm einen recht ansehnlichen Preis für seine Wohnung.
Dort wollte er seine neue Geliebte unterbringen.
    Mr. Sinclair hatte
nicht an der Beerdigung seines Bruders teilgenommen. Das wurde in einem Artikel
einer Edinburgher Zeitung extra hervorgehoben. Es schien unglaublich, dass ein
so großer Menschenfreund wie Mr. Jamie Sinclair zu Grabe getragen wurde, ohne dass
sein einziger Bruder ihm folgte.
    Solange Mr.
Sinclair mit den Umzugsvorbereitungen beschäftigt war, hatte er keine Zeit,
darüber nachzudenken, was sich hinter Fionas glatter Stirn abspielte. Seine
Entscheidung, nach London zu ziehen, hatte sie mit der gleichen Gelassenheit
hingenommen wie alles andere. Wenn Mr. Sinclair gelegentlich an sie dachte,
sagte er sich, dass sie nicht ganz richtig im Kopf sei. Aber das schadete
nichts, da die Aristokratie bekanntermaßen für kluge Frauen nichts übrig hatte.
    Nachdem er den
Preis für zwei Plätze in der Postkutsche bezahlt und an Mr. Palmer eine Kaution
von 2
5 Pfund
geschickt hatte, verblieben Mr. Sinclair noch 8oo Pfund. Das Geld würde nicht lange
reichen. Er musste sich etwas einfallen lassen, damit er Fiona in die
Gesellschaft einführen konnte, ohne allzu tief in die Tasche zu greifen. Die
richtige Adresse hatte er schon. Er brauchte nur noch einen
erfolgversprechenden Plan.
    Mit ihrer
Schönheit, aber ohne festen Halt, ohne Vermögen oder eine angesehene Familie, musste
Fiona die Geliebte eines reichen Mannes werden und ihn dann heiraten, damit
seine Auslagen wieder hereinkamen. Allerdings sollte das. Mädchen selbst
wählen.

    »Wer hat da gerufen?« fragte Lizzie und
öffnete das Küchenfenster, um den ersten Hauch Frühlingsluft hereinzulassen.
    »Es ist Mr.
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