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01 - Nacht der Verzückung

01 - Nacht der Verzückung

Titel: 01 - Nacht der Verzückung
Autoren: Mary Balogh
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legen. »Oh, oh.«
    Lily-
kuschelte sich in ihren von Blütenblättern gesäumten Umhang, während Neville in
der Kutsche aufstand und eine Faust in Richtung der fröhlichen Hochzeitsgäste
reckte. Sie waren jetzt alle da, nüchterne Erwachsene genauso wie aufgekratzte
junge. Die Gräfin hatte geweint, sah Lily, und sie streckte ihrer
Schwiegermutter die Hand entgegen und küsste sie auf die Wange, als sie näher
kam. Sie küsste Elizabeth, die ebenfalls feuchte Augen hatte, und umarmte ihren
Vater, der so tat, als habe ihm die Kälte die Tränen in die Augen getrieben.
    Neville,
der immer noch in der Kutsche stand, warf eine Handvoll Münzen in Richtung
einer großen Gruppe von Dorfbewohnern, die sich zusammengefunden hatte, um das
Spektakel zu beobachten. Die Kinder unter ihnen kreischten und tummelten sich,
um den Schatz aufzusammeln.
    Und
dann setzte sich die Kutsche in Bewegung und Lily und Neville bemerkten, dass
sie ein ganzes Arsenal von Bändern und Schleifen und Glocken hinter sich
herzogen.
    »Man
könnte meinen«, sagte Neville, als er sich neben Lily setzte, »unsere Cousins
und Cousinen hatten nichts Besseres mit ihrer Zeit anzufangen.«
    »Du
hast ein Blütenblatt auf der Nase«, sagte sie fröhlich lachend und streckte die
Hand aus, um es zu entfernen.
    Aber er
schnappte ihre Hand und führte sie an seine Lippen. Sein Gesicht war ernst
geworden. Sie sah ihm mit glühendem Blick in die Augen.
    »Lily«,
sagte er. »Meine Gemahlin. Meine Gräfin.«
    »Ja.«
Sie öffnete die Hand, um sie ihm auf die Wange zu legen. Sie waren auf der
Landstraße, die sie zum Haus zurückbringen sollte, um eine Biegung gefahren.
Kirche und Hochzeitsgäste und Dorfbewohner waren dem Blickfeld entschwunden.
»Ich habe in den vergangenen zwei Jahren so oft meine Identität gewechselt,
dass ich nicht mehr gewusst habe, wer ich bin oder sein wollte.«
    »Ich
weiß.« Er legte seine Hand auf ihre. »Und j etzt hast du dich endlich gefunden?
Wer bist du, Lily?«
    »Ich
bin Lily Doyle«, sagte sie, »und Lady Frances Lilian Montague. Und Lily Wyatt,
Gräfin von Kilbourne. Ich bin alle drei.«
    »Du
hörst dich immer noch verwirrt an«, sagte er nachdenklich.
    Doch
sie schüttelte den Kopf und lächelte ihn an und ihr ganzes Glück leuchtete aus
ihren Augen.
    »Ich
bin all die Personen, die ich jemals gewesen bin«, sagte sie, »und all die
Erfahrungen, die ich jemals gemacht habe. Ich brauche mich nicht zu
entscheiden. Ich brauche nicht eine Identität abzulegen, um eine neue annehmen
zu können. Ich bin, wer ich bin. Ich bin Lily.« Ihr Lächeln wurde keck. »Auch
bekannt als deine Gemahlin.«
    Er
schloss die Augen und presste seine Lippen an ihr Handgelenk. »Ja«, sagte er.
»Das ist genau das, was du bist. Du bist Lily. Die Frau, die ich liebe. Ich
liebe dich, Lily.«
    »Ich
weiß.« Sie neigte ihren Kopf näher an seinen. »Du liebtest mich genug, um mich
gehen zu lassen, damit ich mich finden konnte.«
    »Und du
bist zu mir zurückgekommen.«
    »Ja«,
sagte sie. »Weil ich es nicht tun musste, Neville. Weil ich aus freien Stücken
kommen und mich aus freien Stücken anbieten konnte. Und weil ich dich liebe.
Ich habe dich immer geliebt. Vom ersten Augenblick an, als ich dich mit Papa
reden sah. Du warst damals mein Held. Du wurdest danach zu meinem Freund. Und
dann zu meiner Liebe. Und jetzt bist du sogar mehr als das. Du bist der Mensch,
dem ich als Ebenbürtige gegenübertreten und den ich als Ebenbürtige lieben
kann. »
    »Habe
ich dir schon gesagt«, fragte er sie und lächelte sie an, »was für eine
entzückende Braut du abgibst, Lily?«
    »Oh«,
sagte sie, »dafür musst du dich bei Elizabeth bedanken. Sie ist diejenige, die
mir zu diesem Kleid geraten hat und zu Blumen im Haar statt einer Haube und
Schleier.«
    »Ich
meinte, in deinem blauen Baumwollkleid mit dem Armeemantel und mit gar nichts
im Haar. Nicht einmal einer Haarnadel.«
    »Oh.«
Sie biss sich auf die Lippe. »Wie schön, dass du das sagst. Und du hast nie
besser ausgesehen als in deiner abgetragenen Uniform. Neville, wie glücklich
wir uns doch schätzen können, dass wir uns an zwei solche Hochzeitstage erinnern
dürfen.«
    »Oh,
oh«, sagte er auf einmal. Er blickte nach vorn die Straße entlang, während Lily
ihn immer noch ansah. Neugierig wandte sie sich um.
    »Du
meine Güte«, sagte sie.
    jeder
Dienstbote von Rutland Park, könnte sie schwören, vom Butler bis hinunter zum
letzten Aushilfsgärtner, stand draußen auf der Terrasse. Sie hatten sich
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