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01 - Nacht der Verzückung

01 - Nacht der Verzückung

Titel: 01 - Nacht der Verzückung
Autoren: Mary Balogh
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und der Herzogin von Anburey, in der ersten Bank.
Elizabeth, die Herzogin von Portfrey, saß in der Bank gegenüber im
Seitenschiff. Alle Onkel und Tanten und Cousinen und Cousins waren da. Captain
und Mrs. Harris waren ebenso gekommen wie zahlreiche Verwandte Portfreys. Baron
Onslow hatte sich von seinem Krankenbett in Leicestershire aufgerafft, um der
Hochzeit seiner Enkelin beizuwohnen.
    Und
Joseph, Marquis von Attingsborough, stand ihm als Trauzeuge zur Seite.
    Es kam
Bewegung auf im hinteren Teil der Kirche und er erhaschte einen kurzen Blick
auf Gwen, als sie sich bückte, um den Saum des Brautkleides zu richten. Die
Braut selbst war schmerzlicherweise nicht zu sehen.
    Aber
nicht lange. Portfrey trat ins Blickfeld, makellos in Schwarz, Silber und Weiß
gekleidet, und dann folgte hinter ihm die Braut und nahm seinen Arm. Die Braut
in einem weißen Kleid von klassisch schlichtem Schnitt, das in dem gedämpften
Licht des Innenraums der Kirche schimmerte. Ihre kurzen blonden Locken waren
von winzigen weißen Blumen und grünen Blättern durchwirkt.
    Ein
Seufzer der Zufriedenheit entstieg den Anwesenden im Kirchengestühl.
    Aber
Neville sah keine Braut, die mit Eleganz und Geschmack kostspielig gekleidet
war. Er sah Lily. Lily in ihrem verblichenen blauen Baumwollkleid, in einen
alten Armeemantel gehüllt, der immer noch zu groß war, obwohl sie ihn auf ihre
Größe gekürzt hatte. Lily mit nackten Füßen, trotz der Dezemberkälte, und mit
ungekämmtem Haar, das ihr in einer wilden Mähne den Rücken hinunter bis zur Taille
reichte.
    Seine
Braut.
    Seine
Liebe.
    Sein
Leben.
    Er
beobachtete sie, wie sie auf ihn zuging, ihre blauen Augen fest auf seine
gerichtet und tief in sie hineinblickend. Und er wusste in diesem Augenblick,
dass sie keinen Bräutigam in einem weinfarbenen Samtrock mit silberner
Brokatweste, grauen Hosen und feinem weißem Leinen sah. Er wusste, sie sah
einen Offizier des 95. Regimentes, schäbig und verstaubt in seiner grün-schwarzen
Uniform, mit ungeputzten Schuhen und kurz geschorenem Haar.
    Sie
lächelte ihn an und er lächelte zurück. Portfrey legte ihre Hand in seine und
wandte sich ab, um seinen Platz an Elizabeth' Seite einzunehmen.
    Neville
war wieder zurück in der Kirche auf Rutland Park, an der Seite seiner
eleganten, kostbar gekleideten Braut. Seiner schönen Lily. Schön in ihrer
Wildheit, schön in ihrer Eleganz.
    »Liebe
Gemeinde, wir haben uns heute zusammengefunden ...«
    Er
wandte seine Aufmerksamkeit dem Gottesdienst zu, der sie in den Augen von
Kirche und Staat zusammenführen würde, genau, wie sie der Gottesdienst auf den
Hügeln Zentralportugals in ihren Herzen für immer zusammengefügt hatte.
    ***
    Kalte Luft empfing
sie, als sie aus der Kirche traten. Aber es war die Kälte eines wunderschönen
Wintertages, die Farbe auf die Wangen zauberte und ein Leuchten in die Augen
und Kraft in die Glieder.
    Lily
lachte. »Ach du meine Güte«, sagte sie.
    Als sie
nach dem Eintrag ins Kirchenregister durch das Hauptschiff der Kirche
geschritten waren und nach links und rechts Freunde und Verwandte angelächelt
hatten, die sie strahlend betrachteten, hatten sie nicht bemerkt, dass viele
der Gäste, vor allem die jüngeren, verschwunden waren. Nun standen sie zu
beiden Seiten des verwundenen Kirchplatzpfades, die Hände geladen mit Munition.
    Neville
lachte ebenfalls. »Woher zum Teufel«, fragte er respektlos, »kommen im Dezember
all diese lebendigen Blumen?«
    »Vaters
Gewächshäuser«, riet Lily. »Aber es sind keine Blumen mehr. Es sind
Blütenblätter.«
    Hunderte.
Tausende. Alle in den Fängen der Cousinen und, Cousins, die begierig darauf
warteten, sie auf die Braut und den Bräutigam herabregnen zu lassen.
    »Nun«,
sagte Neville, als er am Ende des Kirchpfades die offene Kutsche erspähte, die
sie zum Hochzeitsschmaus zurück zum Haus bringen sollte, »wir dürfen sie nicht
enttäuschen und gelassen hinabschlendern, als machte es uns nichts aus, mit
Unrat überhäuft zu werden, Lily. Lass uns rennen!«
    Er nahm
ihre Hand in festem Griff und fröhlich lachend rannten sie den verwundenen Pfad
hinab, unter dem Beifall der Cousins und Cousinen, die klatschten und jubelten
und zahllose bunte Blütenblätter auf ihr Haar und ihre Brautkleider regnen
ließen.
    »Freistatt«,
sagte Neville immer noch lachend, als sie die Kutsche erreicht hatten. Er half
Lily hinein und ergriff den pelzbesetzten weißen Umhang, der dort auf sie
gewartet hatte, um ihn ihr über die Schultern zu
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