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01 Arthur und die vergessenen Buecher

01 Arthur und die vergessenen Buecher

Titel: 01 Arthur und die vergessenen Buecher
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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herausgestellt hat, habe ich mich geirrt.«
    Er wandte sich mir zu. »Es tut mir leid, Arthur. Du warst eigentlich nur als Begleitung und als Schutz für Larissa gedacht. Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, du könntest ein Bewahrer sein.« Er lachte kurz. »Da habe ich dich seit so vielen Jahren fast täglich in meiner Nähe, und ich habe nicht bemerkt, über welche Talente du verfügst.«
    »Ich habe es selbst ja auch nicht gewusst«, entgegnete ich. »Und, ehrlich gesagt: So ganz glaube ich immer noch nicht daran.«
    »Arthur ist zu bescheiden«, sagte Larissa. »Ohne ihn hätten wir weder das Register noch das Buch der Antworten gefunden.«
    »Ohne dich auch nicht«, erwiderte ich. »Und ohne die Hilfe Gerrits und des Straßenmusikers noch viel weniger.«
    »Ja, ja«, meldete sich van Wolfen zu Wort. »Genug gelobt. Wir sind uns, glaube ich, einig, dass der Erfolg dieser Mission eine Gemeinschaftsarbeit war. Was nicht bedeuten soll, dass ihr, Larissa und Arthur, nicht den größten Teil dazu beigesteuert habt – und die meisten Gefahren ausstehen musstet. Bleibt die Frage, was jetzt mit dem Buch der Antworten und dem Register geschehen soll.«
    »Ich schlage vor, das klären wir gemeinsam mit Gerrit«, sagte Larissa.
    Also brachen wir erneut in die Schuttersgalerij auf – diesmal allerdings zu fünft.

Der Bewahrer

    Gerrit schien nicht besonders erstaunt zu sein, als wir mit großem Gefolge auftauchten. Er begrüßte die drei Buchhändler höflich und geleitete uns aus der Galerie hinaus zu seinem Häuschen.
    »Ah, ah, der Begijnhof «, sagte van Wolfen, als wir in den ruhigen Innenhof einbogen. »Seht ihr das hölzerne Haus dort drüben? Das wurde 1475 gebaut und ist damit das älteste Gebäude Amsterdams.«
    Er wandte sich an Gerrit. »Ich wundere mich, dass Sie hier wohnen dürfen.«
    Gerrit strahlte van Wolfen an. »Für mich hat man eine Ausnahme gemacht.«
    Sie mussten wohl unseren fragenden Blick bemerkt haben. »Der Begijnhof wurde gegründet als Wohnstätte für Frauen aus reichen katholischen Familien, die ihren Ehemann verloren hatten«, erklärte van Wolfen. »Sozusagen eine Alternative zum Kloster. Man nannte die Bewohnerinnen die Beginen. Und bis heute dürfen hier weder Männer noch verheiratete Frauen wohnen.«
    Gerrit lächelte weiter sein undurchschaubares Lächeln. Ein weiteres Rätsel, das wir wahrscheinlich nie lösen würden.
    In seinem Wohnzimmer servierte er sich und den drei Herren von seinem Genever, während wir diesmal einen alkoholfreien Beerensaft vorgesetzt bekamen.
    »Sehr gut«, lobte Jan, als sie den ersten Begrüßungsschluck genommen und die Gläser wieder abgestellt hatten.
    »Ein Geheimrezept meiner Großmutter«, strahlte Gerrit. Dann legte er die Hände vor sich auf den Tisch und blickte erwartungsvoll in die Runde.
    Der Bücherwurm, der Gerrit zuvor noch nie gesehen hatte, ergriff als Erster das Wort.
    »Ich habe ein wenig recherchiert, Herr de Fleer. Leider kannte weder einer meiner vielen Kollegen Ihren Namen, noch konnte ich ihn sonst wie im Zusammenhang mit alten Büchern ausfindig machen. Der einzige Verweis, auf den ich gestoßen bin, war der auf einen Philosophen, der vor vielen Jahrhunderten einmal in Amsterdam lebte. Aber das können Sie ja wohl kaum sein.« Er lachte etwas nervös.
    Gerrit zeigte wieder seine leuchtenden Zähne. »Ein guter Scherz, Mijnheer Lackmann«, lachte er. »Dann würde ja nur noch ein Gerippe unter diesen Kleidern stecken – und der Genever müsste unten wieder herauslaufen.«
    Er beugte sich zur Seite und tat so, als würde er den Fußboden inspizieren. »Nichts«, sagte er, als er sich wieder aufrichtete.
    Der Bücherwurm ließ sich durch Gerrits Ironie nicht beirren. »Trotzdem ist es doch merkwürdig, finden Sie nicht auch?«
    Gerrit wurde auf einmal ernst. »Wenn man mit den Vergessenen Büchern zu tun hat, dann stößt man auf viele merkwürdige Dinge«, begann er. »Und die Merkwürdigsten von allen sind die Vergessenen Bücher selbst. Für Sie sind diese Bücher Realität. Viele andere würden Ihre Überzeugung nur für Spinnerei halten. Es kommt also immer auf den Standpunkt an, ob etwas merkwürdig erscheint oder nicht.«
    Der Bücherwurm nickte nachdenklich. »Sie haben recht. Aber das beantwortet meine Frage immer noch nicht.«
    »Vielleicht geht es hier auch weniger um die Beantwortung von Fragen als um Vertrauen«, warf Larissa ein. »Und die Bereitschaft, Hilfe zu akzeptieren, auch wenn man nicht genau weiß, woher
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