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01 Arthur und die vergessenen Buecher

01 Arthur und die vergessenen Buecher

Titel: 01 Arthur und die vergessenen Buecher
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Larissa genau so schwer wie mir, Gerrit zu verlassen. Aber schließlich standen wir alle vor der Haustür. Gerrit winkte uns noch einmal zu und schloss dann die Tür.
    »Merkwürdig«, brummelte van Wolfen vor sich hin, als wir zurück zur Schuttersgalerij gingen. »Ich dachte, ich kenne den Begijnhof in- und auswendig. Aber dieses Haus ist mir noch nie aufgefallen.«
    Wir hatten die Galerie gerade betreten, als mir einfiel, was ich vergessen hatte: Ich wollte Gerrit noch fragen, ob er den Musiker in Bologna kannte und was es mit der Bemerkung vom Schützenjungen auf sich hatte, die er hatte fallen lassen.
    »Geht schon mal weiter, ich bin gleich wieder bei euch«, rief ich den anderen zu und lief in den Begijnhof zurück. Ich bog in den kleinen Weg nach rechts ein und lief die Häuserreihe entlang, bis ich vor Gerrits Haus stand.
    Zumindest hatte ich das vor.
    Doch das Haus, in dem wir gerade noch gesessen hatten, war nicht mehr da.
    Das war unmöglich! Ich klingelte an der Tür des letzten Hauses in der Reihe. Eine junge Frau öffnete die Tür.
    »Entschuldigen Sie«, stotterte ich. »Ich suche das Haus von Gerrit de Fleer.«
    Sie sah mich verständnislos an. »Einen Mijnheer de Fleer kenne ich nicht«, antwortete sie in akzentuiertem Deutsch.
    »Aber er wohnt doch hier neben ihnen!«, rief ich und zeigte auf die Stelle, wo soeben noch Gerrits Haus gestanden hatte.
    Ich hätte sie ebenso gut fragen können, wo die kleinen grünen Männchen gelandet seien. »Männer dürfen hier nicht wohnen«, sagte sie. »Und wie du siehst, gibt es in dieser Reihe kein weiteres Haus. Dag .«
    Mit diesen Worten schloss sie die Tür vor meiner Nase. Ich konnte es ihr nicht einmal übel nehmen.
    Mit hängenden Schultern trabte ich zur Galerie zurück. Larissa war nicht mit den anderen vorausgegangen, sondern wartete an der Tür auf mich.
    »Was ist?«, fragte sie mich, als sie mein Gesicht sah.
    »Gerrits Haus ist verschwunden«, sagte ich.
    Das schien sie nicht besonders zu überraschen. Sie sah mich nur nachdenklich an und nickte fast unmerklich.
    »Du hast es erwartet?« Nun verstand ich gar nichts mehr.
    »Das erkläre ich dir später. Jetzt sollten wir uns beeilen, um die anderen einzuholen.«
    Zum vorerst wohl letzten Mal gingen wir durch die Schuttersgalerij. Ich streifte die Gemälde, an denen wir so oft vorbei gelaufen waren, mit einem kurzen Blick.
    Als wir zu dem riesigen Gemälde kurz vor dem anderen Eingang kamen, legte Larissa ihre Hand auf meinen Arm. Wortlos deutete sie auf das Bild an der Wand.
    Es war ein Schinken wie die anderen auch. Mehrere Dutzend selbstzufriedener Bartträger standen und saßen aufgereiht, ihre Hellebarden oder was es auch immer sein mochte in den Händen. Aber das war es nicht, was Larissa mir zeigen wollte.
    Aus dem Raum, in dem die Schützen sich fürs Porträt aufgebaut hatten, führte eine Tür in ein Hinterzimmer. Darin konnte man zwei junge Männer erkennen, die an einem Holzfass saßen, das ihnen als Tisch diente, und würfelten.
    Ich trat näher an das Bild heran. Einer der beiden sah Gerrit zum Verwechseln ähnlich. Aber das konnte doch nicht möglich sein ...
    Ich drehte mich zu Larissa. Sie dachte offenbar dasselbe wie ich. Eine Weile standen wir stumm vor dem Gemälde und versuchten, uns einen Reim daraus zu machen.
    Dann seufzte Larissa: »Lass uns gehen.«
    Als sich die Glastüren vor uns öffneten, warf ich noch einen letzten Blick auf das Bild – und blieb mitten im Ausgang stehen. Der junge Mann, der aussah wie Gerrit, strahlte mich mit einem Mal mit einem strahlenden Lächeln an. Mit der rechten Hand zog er das Buch der Antworten hervor und legte es vor sich auf das Fass. Dann zwinkerte er mir zu und wandte sich wieder seinem Würfelkameraden zu.
    Ich schüttelte meinen Kopf und schaute noch einmal genau hin. Das Gemälde hing so unbeweglich da wie zuvor. Doch nun war ein unauffälliges, in Leder gebundenes Buch auf dem Tisch zu erkennen. Ich blinzelte – und das Buch war wieder verschwunden.
    So ging es ein paarmal hin und her, bis ich nicht mehr wusste, ob ich das Buch nun sah oder nicht. Wahrscheinlich habe ich Halluzinationen vor lauter Stress, dachte ich, als ich Larissa schließlich nach draußen folgte.
    Doch mit jedem Schritt wurde mir klarer, was ich soeben beobachtet hatte. Und als wir die drei Buchhändler erreichten, die in der Kalverstraat auf uns warteten, da strahlte ich genau wie Gerrit.
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