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0098 - Im Labyrinth der grünen Henker

0098 - Im Labyrinth der grünen Henker

Titel: 0098 - Im Labyrinth der grünen Henker
Autoren: Walter Appel
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verstummte. Statt dessen ertönte ein Zischen, das die Schreie und den Tumult im Stadion übertönte.
    Dann hallte eine Donnerstimme. »Ogun, Bara und Jara sind tot! Es lebe Cumbacho, der Drache der Finsternis, der neue Herr der Macumba! Huldigt Cumbacho, unterwerft euch ihm, oder ihr werdet es bitter bereuen!«
    Zum Zeichen, daß eine neue Ära angebrochen war, warfen die Knochenmänner die Götterstatuen um. Ogun, Bara und Jara fielen krachend auf die Tribünenbretter. Die Skelette verschränkten die Knochenarme.
    Ihre Stimmen dröhnten.
    »Wir sind die grünen Henker des Cumbacho! Wer sich ihm nicht unterwirft, zu dem kommen wir!«
    Rauch wirbelte auf und hüllte die Tribüne ein. Als er sich verzog, waren die Knochenmänner und die gestürzten Götterstatuen verschwunden. Die vom Geist Cumbachos Besessenen erwachten aus ihrer Trance. Für kurze Zeit legte sich der Tumult. Es wurde beinahe ruhig im Stadion.
    Doch dann setzte eine allgemeine Flucht ein. Wie eine Sturzflut strömten die Menschen auf die Ausgänge zu. Niemand kümmerte sich um Verletzte und Niedergeschlagene. Selbst von den Macumba-Priestern blieben nur wenige zurück.
    Sie scharten sich um den bewußtlos am Boden liegenden Joao da Costa, um den sich Zamorra und Nicole Duval bemühten. Endlich öffnete da Costa die Augen und setzte sich auf. Verwirrt starrte er auf die brennende Öllache.
    Fette schwarze Rauchschwaden wurden vom Wind auf die Menschen zugetragen und reizten zum Husten. Nur das Prasseln der Flammen und das Stöhnen und Jammern von Verletzten waren im verlassenen Stadion zu hören.
    Joao da Costa, der oberste Macumba-Priester von Rio de Janeiro, schaute sich um. Seine Stimme klang verzweifelt.
    »Es ist alles aus«, sagte er. »Die Macumba-Götter sind tot. Der Drache der Finsternis übernimmt die Herrschaft!«
    ***
    Joao da Costa hatte eine Beule und eine Platzwunde am Kopf davongetragen. Nicole Duval verpflasterte die Wunde provisorisch mit Verbandszeug aus dem Verbandskasten des Buick. Polizei- und Ambulanzwagen trafen ein.
    Ein ziemlich korpulenter Polizeioffizier in Uniform stellte da Costa Fragen. Nur sechs Macumba-Priester und -Priesterinnen hatten bei da Costa ausgehalten. Außerdem Castelo Kubitschek, Zamorra, Nicole Duval und Bill Fleming.
    Im Stadion lagen etliche Verletzte. Die Parkplätze waren wie leergefegt. Immer noch flammten die Flutlichtlampen und grossen ihr grelles Licht über die leere Tribüne.
    Der Polizeioffizier entließ da Costa bald. Der oberste Macumba-Führer von Rio, der sein weißes Gewand abgelegt hatte, war verzweifelt. Für ihn war noch viel mehr als eine Welt, für ihn war die kosmische Ordnung zusammengebrochen.
    Da Costa saß auf einem schweren, aus Beton gegossenen Blumenkübel und starrte vor sich hin, die Hände zwischen den Knien. Die Macumba-Priester- und -Priesterinnen, inzwischen wieder normal gekleidet, schauten auf ihn und erwarteten seine Anordnungen.
    Aber da Costa erteilte keine. Zamorra war es, der die Initiative ergriff. Er berührte den Oberpriester an der Schulter.
    »Wollen Sie in Ihr Haus zurückkehren, Señor da Costa, oder anderswohin fahren? Hier können Sie nicht bleiben.«
    Da Costa schaute auf, als erwache er aus einem Traum.
    »Es ist alles vergebens«, sagte er leise. »Cumbacho hat die Götter verschlungen. Gräßlich.«
    »Das ist noch nicht heraus«, sagte Bill Fleming. »Es wäre vielleicht besser, wenn Sie sich nicht in Ihrer Villa sehen ließen, Señor da Costa. Möglich, daß diese beiden Skelette dort auftauchen. Spielen sie übrigens auch eine Rolle in den Macumba-Mythen?«
    Bills Frage brachte da Costa von seinen verzweifelten Gedanken ab.
    »Ja«, antwortete er. »Die grünen Henker zählten zu den ersten Menschen, die im Paradies lebten. Sie ließen sich von Cumbacho, dem Drachen der Finsternis, verblenden. Sie wollten Ogun töten, mit dem Zweig eines mit Cumbachos Drachengift vergifteten Jacarandabusches. In grüne Umhänge gehüllt, versteckten sie sich im Dschungel, um nicht aufzufallen. Ogun ritt aus den Wolken heran. Er entdeckte sie nicht. Damals war Oguns Antlitz noch strahlend und hell. Die grünen Henker schossen ihm mit dem Bogen den Jacarandazweig in die Kehle. Ogun fiel, aber Bara, der Gott der Wege und Straßen, hatte seinen Schrei gehört und flog herbei. Er zog Ogun das vergiftete Geschoß aus der Kehle. Oguns Fluch traf die Meuchelmörder, die grünen Henker. Sie wurden als Skelette ins Reich der Finsternis verbannt, zu Cumbacho. Ihre
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