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0098 - Im Labyrinth der grünen Henker

0098 - Im Labyrinth der grünen Henker

Titel: 0098 - Im Labyrinth der grünen Henker
Autoren: Walter Appel
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Kapuzenumhänge aber behielten sie.«
    »Und Ogun war gerettet, als ihm Bara den Jacarandazweig aus der Kehle gezogen hatte?« fragte Zamorra interessiert.
    »Noch nicht«, erzählte der Macumba-Priester. »Das Gift raste in seinen Adern. Ogun wäre gestorben. Erst Jara, die Göttin des Meeres und des Lichts, konnte ihn heilen. Doch seit damals, durch die Wirkung des Drachengiftes, ist Oguns Gesicht schwarz wie die Nacht.«
    Joao da Costa erhob sich.
    »Ich werde in mein Haus zurückkehren. Meinem Schicksal kann ich doch nicht entgehen. Wenn Cumbacho die Herrschaft angetreten hat, will ich ohnehin nicht mehr leben.«
    »Noch ist nicht aller Tage Abend«, sagte Zamorra, »und noch ist das Reich der Finsternis nicht da. Ich werde mein magisches Amulett holen. Dann komme ich nach Cordovil in die Villa, und wir beraten.«
    Joao da Costa hatte sich wieder soweit gefangen, daß er nach außen hin Haltung zeigen konnte. Er ordnete an, daß ein Macumba-Priester Zamorra nach Copacabana zum Hotel fahren sollte.
    ***
    Vier Männer und drei Frauen saßen in dem dunklen Zimmer im zweiten Stock der Villa in der Rua Tenente Palestrina. Joao da Costa, ein alter Macumba-Priester, zwei Macumba-Priesterinnen, Zamorra, Bill Fleming und Nicole Duval. Sie saßen um einen runden Tisch mit schwarzer Onyxplatte, in dessen Mitte Zamorras silbernes Amulett lag.
    Der Talisman stammte nicht von dieser Welt. Aus überirdischen Dimensionen kam er her. Zamorras Ahnherr Leonardo de. Montagne hatte ihn von einem Kreuzzug aus dem Orient mitgebracht. Das Amulett besaß übernatürliche Kräfte, deren Umfang und Art sich trotz intensiven Forschens Zamorras Kenntnis entzog.
    In der Mitte zeigte es einen Drudenfuß. Tierkreiszeichen und andere Symbole umgaben ihn. Am Rand waren Hieroglyphen eingegraben, die keiner auf dieser Welt bekannten Schrift entstammten. Eine silbrige Aura strahlte von dem Amulett aus, das den sieben Personen als mediales Objekt bei ihrer Seance dienen sollte.
    Und als Energiespender.
    Die Macumba-Priester, Zamorra und seine beiden Gefährten wollten versuchen, das Schicksal Oguns, Baras und Jaras zu ergründen. Zamorra wußte, daß die Seance ein gewisses Risiko barg. Ihre Geister würden die Grenzen von Zeit und Raum durchbrechen. Die Gefahr bestand, daß sich ein Geist oder gar mehrere in der Unendlichkeit verloren. Besonders wegen Nicole Duval war Zamorra in Sorge.
    Aber gerade weil die Seance Risiken barg, wollte Zamorra zwei Personen dabei haben, die er kannte und auf die er sich verlassen konnte. Joao da Costa vertraute er, doch von den anderen wußte er nichts. Es konnte auch im Kreis der Macumba-Priester Verräter geben.
    Sie silbrige Aura des Amuletts war die einzige Lichtquelle in dem stickigen kleinen Raum mit den schweren Samtvorhängen vor den Fenstern. Die sieben Menschen am runden Tisch hatten jeder die rechte Hand auf die Linke des Nebenmannes gelegt.
    So bildeten sie einen Kreis. Ihre Gesichter trugen den Ausdruck starrer Konzentration. Das Strahlen des Amuletts wurde intensiver.
    »Ogun«, flüsterte Joao da Costa. Der Schweiß stand ihm in dicken Tropfen auf der Stirn. »Hilf uns, Ogun! Gib uns ein Zeichen! Bara, Jara, hört uns! — So hört uns doch! — Hört uns!«
    Minuten vergingen. Es war nach drei Uhr morgens. Anderthalb Stunden schon versuchten die Sieben am Tisch, den spiritistischen Kontakt herzustellen. Schon zeigten sich erste Anzeichen von Erschöpfung.
    »Ogun!« flüsterte da Costa wieder.
    »Denkt an Ogun, Bara und Jara«, sagte Zamorra mit eindringlicher Stimme. »Euer Geist löst sich von den Fesseln des Körpers. Er geht auf die Reise zu Ogun — Ogun — Ogun. Zu Bara und der Meeresgöttin Jara, der strahlenden Jara!«
    Ein Seufzer ertönte. Alle zugleich hatten ihn ausgestoßen. Sie wurden aus ihren Körpern entrückt. Da war ein dunkler Abgrund mit wirbelnden Feuerrädern, waren Lichtspiralen und vielfarbige Protuberanzen. Da waren Töne und das Gefühl unendlicher Verlassenheit.
    Die sieben Geister klammerten sich aneinander, soweit man eine psychische Bindung so nennen konnte. Dann hatten sie einen Kontakt. Sie spürten etwas, Gedanken und Gefühle. Das Chaos ordnete sich, und grell stach ein Erkennungssignal hervor.
    JARA! Die Meeres- und Lichtgöttin war es, mit der sie Kontakt hatten. Lautlose Fragen wurden gestellt, Antworten gegeben. Alonzo Gonzeiras, der Macumba-Oberpriester der Provinz Pernambuco, hatte die Götter überlistet und verraten. Alonzo Gonzeiras war der Begabteste unter
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