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0097 - Der unheimliche Richter

0097 - Der unheimliche Richter

Titel: 0097 - Der unheimliche Richter
Autoren: Jason Dark
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nächsten Schritt zu gehen. Sein Herzschlag schien sich verdoppelt zu haben. Er wußte, zu wem die Hand gehörte, denn den Ring mit dem flachen Stein hatte Morton von seinem Vater geerbt.
    Er war immer so stolz darauf gewesen.
    Ezra Parker hatte schon viel in seinem Leben erlebt, doch so etwas wie heute war noch nie vorgekommen.
    Langsam trat er näher.
    Er hielt seine Hände in den Manteltaschen vergraben, beugte sich etwas vor, so daß er in den Schacht schauen konnte. Verkrümmt lag dort sein Fahrer. Er trug noch die graue Kleidung.
    Der oder die Unbekannten hatten ihn regelrecht in den engen Schacht hineingestopft. Aus einer Wunde an der Stirn sickerte Blut.
    War Morton tot?
    Ezra Parker wollte es genau wissen, beugte sich nieder und streckte seinen Arm aus.
    Er fühlte nach dem Puls.
    Der schlug.
    Morton war nur bewußtlos.
    Parker fiel ein Stein vom Herzen, doch gleichzeitig sagte er sich, daß man seinen Fahrer nicht aus einer puren Laune heraus in diesen Schacht gesteckt hatte.
    Dahinter steckte System.
    Plötzlich spürte er ein Prickeln auf der Haut. Ein Zeichen, daß er nicht mehr allein war. Jemand befand sich dicht in seiner Nähe. Wie bei einer Zeitlupenaufnahme drehte sich Ezra Parker um.
    Als wollte er nicht wahrhaben, daß etwas passieren könnte.
    Und doch traf ihn der Schock!
    Er schaute genau in das Gesicht des unheimlichen Richters!
    ***
    Er wußte nicht, wo diese Gestalt so plötzlich hergekommen war. Auf jeden Fall stand sie da und starrte ihn nur an.
    Ezra Parker begann zu zittern. Seine Hand fuhr hoch, drehte den Kragen des eleganten Mantels zusammen, seine Blicke irrten an der Gestalt vorbei und durch den Hof, auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit.
    Die Dämmerung war schon hereingebrochen. Tiefe Schatten füllten den Hof aus, und nur aus zwei Fenstern in der ersten Etage drang Licht. Die anderen Büroräume lagen zur Straßenfront hin. Der unheimliche Richter hielt die Schlinge in der Hand. Wie ein Pendel schwenkte er sie hin und her, und zwar in der Höhe seines Gesichts, so daß er Ezra Parker durch die Schlinge sehen konnte. Parker holte tief Luft. Er riß sich stark zusammen, als er fragte: »Wer sind Sie?«
    »Ich bin Sir James Maddox.«
    »Der – der Name sagt mir nichts.«
    »Das glaube ich!« kicherte der Richter. »Sagt dir denn der Name Lionel Parker etwas?«
    »Ja.«
    »Kennst du auch die Geschichte dieses kleinen Gefängnisdirektors, der mich, den großen Sir Henry, hat aufhängen lassen?«
    »Die – die kenne ich.«
    »Das ist gut«, kicherte der Richter. »Sir Henry ist aber nicht gestorben, wie es gewisse Leute gern gesehen hätten. Ich bin zurückgekehrt. Damals schon und auch heute. Vor zweihundert Jahren, da habe ich mir Lionel Parker geholt. Er mußte an den Galgen, diese Schande konnte ich nicht auf mir sitzen lassen. Ich verhielt mich danach ziemlich ruhig, doch nun ist es Zeit für mich, die alten Dinge wieder fester in die Hand zu nehmen. Es tut sich was im allgewaltigen Reich der Hölle. Gewisse Dinge sind in Bewegung geraten. Durch Asmodina und den Schwarzen Tod. Aus diesem Grunde bin auch ich wieder aktiv geworden und in die sichtbare Welt zurückgekehrt.«
    Ezra Parker verstand nichts davon. Er vernahm die Worte zwar akustisch, aber er begriff den Sinn nicht. Er wußte nur, daß ihm der unheimliche Richter feindlich gesinnt war.
    »Was wollen Sie von mir?« ächzte Parker.
    »Wir werden eine kleine Spazierfahrt unternehmen«, erhielt er zu Antwort.
    »Wohin?«
    »Das wirst du schon sehen!«
    Ezra Parker schaute auf seinen Wagen. Der Richter bemerkte den Blick und lachte. »Ja, den nehmen wir. Du wirst dich hinter das Lenkrad setzen und fahren.«
    Parker nickte. So seltsam es für ihn war, aber er hatte sich an den Unheimlichen gewöhnt. Parker überwand schnell seinen Schock, sein Gehirn lief bereits auf vollen Touren. Im Geschäftsleben mußte er oft innerhalb weniger Minuten eine Entscheidung treffen. Hier hatte er sich auch bereits entschieden.
    Er wollte fahren. Aber nicht zum Ziel des Richters, sondern zu Scotland Yard. Während der Fahrt konnte ihn dieser Typ ja wohl schlecht umbringen.
    Als er diese Möglichkeit durchgedacht hatte, ging es ihm wieder besser. Tief atmete er ein und schritt auf seinen Wagen zu.
    Der Richter blieb hinter ihm.
    Er trug nur die Schlinge und sonst keine sichtbare Waffe. Eigentlich leichtsinnig von ihm. Zum erstenmal dachte Ezra Parker auch über eine Flucht nach.
    Die Chance wurde ihm genommen.
    Der Unheimliche war nicht
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