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0097 - Das Höllentor

0097 - Das Höllentor

Titel: 0097 - Das Höllentor
Autoren: Dieter Saupe
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Stahlbesatz, fiel dumpf polternd zu Boden.
    Der Unterarm des Gegners war von der scharfen Dolchklinge ein gutes Stück aufgeschlitzt worden.
    Zamorra achtete vorerst nicht darauf.
    Er riß den anderen von der Tür weg, schlug sie zu und stellte den Mann gegen die Wand. Mit der rechten Hand hielt er den Dolch fest, mit der linken untersuchte er den Gegner nach weiteren Waffen. Der Araber trug in einer Tasche seines Burnus ein Kappmesser. Zamorra nahm es an sich.
    Dann griff er unter den Burnus. Der Mann trug ein altes, zerschlissenes Hemd darunter. Zamorra riß ein Stück heraus und machte einen Notverband.
    »Ich vermute, daß du mir deinen Namen nicht verrätst?« fuhr er den Fremden an.
    »Ich gebe Hundesöhnen keine Antwort auf ihre Fragen«, bellte der Mann los.
    »Das war aber doch eine ganz hübsche Antwort, für den Anfang«, stellte der Professor trocken fest. »Hör zu. Ich stelle keine weiteren Fragen. Über euch heimtückisches Gesindel weiß ich Bescheid. Da kennt man sich auch ohne Praxis aus. Daß du von Ben Jussuf geschickt worden bist, weiß ich. Geh hin zu ihm und sag ihm, wie Zamorra mit Dummköpfen deiner Güte umspringt. Und laßt es euch nicht noch einmal einfallen, mich auf so plumpe Art hereinlegen zu wollen.«
    Er öffnete die Tür, packte den Mann am Arm und schob ihn kurzerhand hinaus.
    Dann ging er zu dem Stuhl, an den Nicole gefesselt war. In ihrem Mund steckte ein Knebel. Zamorra befreite sie aus dieser auf erzwungenen Lage.
    »Geht es dir gut?« fragte er. Es klang sehr teilnahmsvoll, aber das Mädchen konnte die leichte Ironie in seiner Stimme nicht überhören.
    »Du machst dich lustig, nicht wahr?« fragte sie kokett und munter, als sei nichts geschehen.
    »Wie kommst du darauf?« fragte der Professor zurück.
    »Du freust dich, daß ich auf den Trick dieses Mannes hereingefallen bin.«
    »Erstens ist Freude ein nicht passender Ausdruck«, dozierte der Professor. »Ich freue mich keineswegs, wenn du auf etwas hineinfällst, wie du dich ausdrückst. Und zweitens kenne ich den Trick unseres hochwerten Besuchers nicht.«
    »Es war vor etwa einer Viertelstunde«, sagte Nicole. »Ich konnte damit rechnen, daß du zurück sein wirst. Da klopft es auch schon an der Tür. Ich rufe: ›Wer ist da?‹ So ganz mechanisch, weißt du? Und der da draußen sagt natürlich: ›Zamorra‹. Für den Bruchteil einer Sekunde kam mir die Stimme nicht wie deine vor. Aber ich schob das auf den Umstand, daß die Tür dazwischen war. Sie verstellt die Stimmen. Und schließlich habe ich dich noch nie durch eine Tür sprechen hören.«
    ***
    Wenige Minuten später saßen sie im kleinen Speiseraum ihres Hotels in Fes. Nicole erzählte ausführlicher über den Vorgang mit dem Fremden, und Zamorra gab seinen Bericht über seinen Aufenthalt bei Yamun ab.
    »Und nun?« fragte Nicole während des Essens. »Wie soll es weitergehen?«
    Zamorra spießte eine Olive auf und steckte sie genüßlich in den Mund.
    Dann sah er sich um. Die Nachbartische waren noch nicht besetzt. Trotzdem sprach er leise, fast flüsternd zu Nicole, die seinen Worten mit Interesse und Spannung lauschte.
    »Meine Hauptsorge ist dieser Tempel. Yamun vermutet, daß die Entführten jeweils zuerst dorthin gebracht werden. Und ich habe den Verdacht, daß es einen geheimen Ausgang aus diesem Tempel gibt. Menschenraub ist auch hier, unter Berbern und Arabern, kein geringfügiges Delikt. Ben Jussuf kann es sich nicht leisten, daß seine Geiseln erkannt werden. Schließlich wird der Tempel täglich besucht. Auch von Berbern, denn ihnen ist der Zugang erlaubt, sofern sie Mohammedaner sind. Ich nehme also an, daß Ben Jussuf die Gefangenen durch den Tempel führen läßt — wie und wohin, das weiß ich noch nicht.«
    »Also müßte man diesen Tempel genau untersuchen«, meinte Nicole Duval.
    »Genau. Und eben das wird das Gefährlichste an meiner Mission. Als Berber herumzulaufen ist zwecklos. Man hat zumindest diesen Fahrer beschattet, diesen Sim. Die Leute Jussufs kennen ihn natürlich. Und dann können sie sich den Rest zusammenreimen. Zuerst glaubten sie wohl wirklich, daß ich mich im Hotel aufhielt, als du durch die Stadt fuhrst. Aber als Sim mit mir wegfuhr, hatten sie bereits Verdacht geschöpft.«
    »Ich glaube, es wird völlig unmöglich für dich, in den Tempel zu gelangen.«
    »Ich sehe noch keinen Weg, aber ich hoffe auf einen«, antwortete Zamorra. »Andernfalls werde ich Yamun bitten, diese Stätte von einigen seiner Vertrauten gründlich
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