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0095 - Am Mittag vor dem großen Coup

0095 - Am Mittag vor dem großen Coup

Titel: 0095 - Am Mittag vor dem großen Coup
Autoren: Am Mittag vor dem großen Coup
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weiß, wer seinen Wagen weggefahren hat.
    Er steckte den Kopf durchs Seitenfenster und sah plötzlich die kleine Metallplatte am Armaturenbrett mit der Prägung:
    FBI — New York District »Donnerwetter!« murmelte er. »Da hätte ich beinahe was angerichtet. Einen FBI-Schlitten wegzufahren! Himmel noch mal, da hätte ich aber eine schöne Zigarre einstecken müssen.«
    Er zog den Kopf zurück, als er auf dem Rücksitz plötzlich die unter einer Decke verborgene Gestalt entdeckte.
    Und er sah noch mehr: Die Decke war von einem großen Blutfleck getränkt. Es war eindeutig Blut. Bob kannte sich darin aus, seit er einmal ein Jahr lang Dienst bei der Verkehrsabteilung gemacht hatte. Und vom Rand des hinteren Sitzes tröpfelte sogar Blut auf den Boden des Wagens.
    »Was soll ich denn machen?« fragte er sich selbst. »Stecke ich meine Nase in die ganze Sache hinein, kriege ich womöglich eine Zigarre. Tu ich’s nicht, kriege ich vielleicht gerade deswegen eine verpaßt.« Er spielte mit dem Gedanken, einfach weiterzugehen. Später wollte er dann sagen, er hätte nichts von einem blauen Mercury gesehen. Aber dann fiel ihm ein, daß er das nicht gut tun konnte. Sein Weg bei der Streife führte hier vorbei, und er hätte schon sehr triftige Gründe haben müssen, um seinen Weg eigenmächtig abzuändern. Solche Gründe lagen aber nicht vor. Wurde die Sache erst einmal bekannt, würde ihn der Revierleiter sofort fragen, wie es denn komme, daß er den Wagen nicht gesehen hätte.
    »Okay«, kaute er unlustig zwischen den Zähnen heraus. »Kümmern wir uns um die Geschichte. Auf die Gefahr, daß es eine Zigarre gibt, weil ich meine Nase in eine Sache des FBI hineingesteckt habe.«
    Er zog die hintere Tür auf und hob die Decke an.
    Das schmerzverzerrte Gesicht eines Toten blickte ihn an.
    Bob fuhr abermals erschrocken zurück. Er wurde fahl unter seiner dunklen Hautfarbe.
    »Maria, heilige Mutter Gottes!« stieß er entsetzt aus.
    Für ein paar Sekunden war er wie gelähmt. Dann riß er die vordere Tür auf, warf sich in den Wagen und drückte die Klappe des Handschuhfaches auf. Das Sprechfunkgerät lag vor ihm.
    Er nahm den Hörer und sagte: »Hallo, FBI! Hier spricht Sergeant Bob Leeson vom 91. Revier der Stadtpolizei. Ich sitze in einem FBI-Fahrzeug. Blauer Mercury, Kennzeichen NY-3-A-624. FBI, bitte melden! FBI, bitte melden!«
    Er bekam sofort Antwort: »Hier FBI-Leitstelle. Sprechen Sie, Sergeant!«
    Bob Leeson räusperte sich. Ihm saß ein dicker Kloß in der Kehle. Mit einem offensichtlichen Mord hatte er zeit seines Lebens noch nie etwas zu tun gehabt. Erst nach mehrmaligem Räuspern konnte er wieder vernehmlich sprechen.
    »Ich war auf Streife, als ich den Wagen vor einem Hydranten entdeckte. Ein Fahrer war nicht zu erblicken. Aber auf der hinteren Sitzbank liegt ein Toter. Es — sieht schauderhaft aus…«
    Die Stimme im Hörer klang auf einmal nicht mehr ganz so sachlich wie eben. Ein leichter Ton von Erregung schwang mit.
    »Bleiben Sie bei dem Wagen, Sergeant! Geben Sie uns den genauen Standort an!« Bob tat es.
    »Okay. Unsere Mordkommission wird in zwei Minuten starten. Bleiben Sie auf jeden Fall bei dem Wagen!«
    »Ja, ja…« murmelte Bob Leeson. Er kletterte, wieder ans Tageslicht. Auf seiner Stirn stand kalter Schweiß. Und obgleich es in der Mittagssonne schon richtig warm war, fror Bob Leeson.
    Es dauerte neun Minuten, da hörte er die gellenden Sirenen mehrerer Polizeifahrzeuge. Sekunden später preschten sie auch schon aus der nächsten Kurve und hielten mit kreischenden Bremsen.
    Männer sprangen aus den Fahrzeugen. Allen voran ein etwa sechsundzwanzigjähriger Bursche mit energischen Gesichtszügen und den wachen Augen der Berufskriminalisten.
    Ohne Bob mehr als einen Blick zu gönnen, lief er zum Wagen und schob seinen Kopf durch die noch offenstehende hintere Tür. Eine Sekunde vielleicht blieb er in seiner gebückten, vorgebeugten Haltung stehen, ohne den Wagen auch nur mit einem Stückchen Ärmel zu berühren.
    Dann kam er langsam wieder heraus und drehte sich um. Zu den anderen Männern, die sich inzwischen um ihn versammelt hatten, sagte er leise: »Es ist Billy. Billy Chester. Er ist tot. Billy ist tot…« Es geht ihm aber verdammt nahe, dachte Bob. Muß wohl ein Kamerad von denen gewesen sein…
    ***
    Es war kurz nach zwölf, als wir unseren Wagen in einer kleinen Seitenstraße anhielten. Hinter uns standen die beiden gepanzerten'Wagen und der Lautsprecherwagen. Phil und ich lehnten uns
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