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0095 - Am Mittag vor dem großen Coup

0095 - Am Mittag vor dem großen Coup

Titel: 0095 - Am Mittag vor dem großen Coup
Autoren: Am Mittag vor dem großen Coup
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einzeln quer über die Straße bis an die Hauswand. Wir werden verdammt schnell laufen müssen, sonst putzen sie uns ab wie auf einem Schießstand. Nehmt also die Beine in die Hand!«
    Wir marschierten bis zur Ecke. Es war ein seltsamer Aufzug. Sechs Männer standen mitten in New York am hellichten Tag und mit Maschinenpistolen in den Händen. An der Ecke blieben wir noch einmal stehen. Phil war als erster an der Ecke gewesen und peilte die Lage.
    Er stieß einen leisen Pfiff aus.
    »Was ist!« fragte ich.
    »Die Halunken sind gut auf ein Feuergefecht vorbereitet. Sie haben sämtliche Fenster von innen her mit dicken Läden verrammelt, in denen winzige Schießscharten sind.«
    »Dann wird es ein harter Kampf werden«, sagte ich leise. »Aber das werden wir ja gleich merken. Los jetzt!«
    Phil schoß vor wie ein Pfeil. In hastigen Sprüngen jagte er quer über die Straße. Zwei Schüsse peitschten auf. Aus den Schießscharten stiegen kleine Pulverwölkchen. Aber Phil lag schon dicht an der Hauswand.
    Er machte mit der Hand ein Zeichen. Ich stutzte. Sein Zeichen hieß: Warten. Was hatte er um alles in der Welt vor?
    Phil stand auf und klopfte sich den Staub vom Anzug. Ich mußte unwillkürlich lachen. Manchmal ist Phil wirklich sehr komisch.
    Dann schob er sich dicht an der Hauswand bis zum ersten Fenster. Sie mußten die Fenster nach innen geöffnet haben, denn vor ihren Fensterläden gab es kein Glas mehr.
    Phil hob die Maschinenpistole und sprang plötzlich vor. Mit hochgehobenen Armen hielt er die Mündung der Maschinenpistole in eine Schießscharte und zog durch. In das Tuckern der Salve hinein brüllte ich: »Los! Sie und ich!«
    Zusammen mit einem Kollegen hetzte ich über die Straße. Wir flogen quer über den Bürgersteig, als aus einem anderen Fenster die ersten Schüsse auf uns abgegeben wurden. Sie peitschten über die Straße, klatschten gegen die gegenüberliegende Hauswand und sirrten als Querschläger irgendwohin. Wir verschnauften ein paar Sekunden.
    Dann rief ich meinem Kollegen zu: »Sie das Fenster, ich dieses! Genau wie Phil!« Er verstand sofort. Es war die schönste Art, wie man unseren Boys jenseits der Straße Feuerdeckung geben konnte; solange wir schossen, solange zogen die Burschen an den Schießscharten garantiert die Köpfe ein.
    Wir trafen bestimmt keinen. Dazu lagen die Schießscharten viel zu hoch. Nach meiner Schätzung mußten unsere Kugeln fast in die Decke der Zimmer schlagen. Aber sie würden durch die bloße Schock-Wirkung erst einmal ausreichen, um unsere Kollegen sicher über die Straße zu holen.
    Es gelang tatsächlich. Sie kamen zu dritt und gelangten bis zur vorderen Hauswand der Kneipe, ohne beschossen zu werden. Ich winkte alle zu mir heran.
    »Durch die Tür hat es im Augenblick keinen Zweck«, raunte ich. »Die werden sie von innen genau kontrollieren. Wahrscheinlich warten ein paar Mann nur darauf, jedem ein Sieb in den Körper zu schießen, der sich in der Türöffnung sehen läßt. Wir müssen sie hereinlegen.«
    »Aber wie?« fragte einer von den Kollegen.
    Ich überlegte ein paar Sekunden. Dann war mein Plan gefaßt.
    »Bleibt hier!« raunte ich ihnen zu.
    Ich kroch an der vorderen Hauswand entlang nach links zur Einfahrt zu. Von vorn bis hinten zum Hof lehnten oder lagen an der Seitenwand die Kollegen für diese Hausseite. Ich winkte dem, der mir am nächsten lag. Er kam herangekrochen.
    »Passen Sie auf!« sagte ich ihm. »Sie kriechen mit einem Kollegen vorsichtig nach hinten. Wahrscheinlich wird es doch dort eine Hintertür geben. Sie stellen sich mit Ihrem Kollegen rechts und links von der Hintertür dicht an die Wand. Dann sind Sie immer noch im toten Winkel, und es kann Ihnen nichts geschehen. Von beiden Seiten her schlagen Sie dann mit den Kolben Ihrer Maschinenpistolen auf die Hintertür ein. Sie brauchen die Tür nicht einzuschlagen. Die Hauptsache ist, daß es sich so anhört, als wollten Sie das. Die Gangster müssen den Eindruck kriegen, wir wollten von hinten her ins Haus eindringen. Verstehen Sie?«
    »Ablenkung?« fragte er sofort.
    Ich nickte.
    »Ja. Während Sie hinten an der Tür den größtmöglichen Radau vollführen, sprengen wir die Vordertür auf und versuchen es von da. Los, nehmen Sie einen Kollegen mit!«
    Er nickte und machte sich auf den Weg. Ich kroch bis unmittelbar neben die Haustür zurück. Ganz unten, dicht über dem Bürgersteig, peilte ich um die Ecke und besah mir die ziemlich stabile Holztür. Das Schloß war links, also auf
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