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0094 - Das Grauen lauert in Soho

0094 - Das Grauen lauert in Soho

Titel: 0094 - Das Grauen lauert in Soho
Autoren: Franc Helgath
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noch ausweichen und kapierte endlich, was hier gespielt werden sollte. Auch wenn der Verstand sich noch weigerte, anzuerkennen, was sich hier anbahnte, so handelte Smitty Lowdon doch instinktiv richtig.
    Marner hatte zuviel Wucht in seinen Überraschungsangriff gelegt und stolperte am körperlich weit unterlegenen Smitty vorbei.
    Lowdon versuchte, die einzige Chance zu nutzen, die ihm noch blieb. Und die lag in einer blitzschnellen Flucht.
    Er wirbelte herum, hörte Hark Marner noch tierisch aufbrüllen und war dann an der Tür. Smitty hetzte mit seinen kurzen dürren Beinen in die dunkle Fabrikhalle hinaus. Von der Straße drang etwas Licht herein.
    Er sah sich um, und das Blut gefror ihm in den Adern. Hark war näher aufgerückt, als er hatte erwarten können. Hark war viel größer und viel stärker. Und der Abstand zwischen ihnen wurde immer geringer.
    Hark Marner mußte wahnsinnig geworden sein!
    Die Flügeltür zum Hof stand offen.
    Smitty hatte sie bei seinem Eintreten nicht wieder zugemacht. Er rannte in die schwüle Hitze der Sommernacht hinaus. Sein Atem flog, die Beine wurden ihm schwer. Wie vor drei Tagen in diesem verfluchten Laden in Soho. Hinter sich hörte er Hark Marner wie einen Bluthund hecheln.
    Er mußte schreien. Laut schreien. Vielleicht wurde er von zufälligen Passanten gehört. Aber er brachte keinen Ton heraus. Für einen lauten Schrei hatte er nicht mehr die Luft in den Lungen. Es wurde nur ein heiseres Krächzen daraus, das im Geräusch der eigenen Schritte unterging.
    Noch zehn Meter bis zum Tor und damit zur rettenden Straße. So nah und doch so weit.
    Zu weit für Smitty Lowdon. Er würde es nicht mehr schaffen. Das wurde ihm auf den letzten Metern zur grausamen Gewißheit.
    Da spürte er auch schon den brutal harten Schlag gegen seinen Rücken. Der kleine Gauner verlor das Gleichgewicht. Er schlug hin, spürte gerade noch, daß er mit einem derben Fußtritt auf den Rücken gerollt wurde.
    Über ihm stand drohend Hark Marner. Die Spitze des Messers zeigte nach unten. Aber Marner stieß noch nicht zu.
    »Wo hast du deinen Dolch, Smitty?« keuchte er, ausgepumpt vom Lauf. »Ich möchte ihn sehen, bevor ich es tue.« Smitty Lowdon verstand nicht. Er hatte keinen Dolch, hatte noch nie mehr als ein Taschenmesser besessen. Er konnte auch gar nicht antworten. Seine Brust schmerzte, als würde ihm Stacheldraht durchs Herz gezogen.
    »Bist wohl zu feige, du Schwein!« fluchte Hark Marner. »Dann nehme ich dir den Dolch eben ab, wenn du tot bist. Das ›Ding‹ kann mich nicht anlügen, hat es gesagt.«
    Hark Marner ließ sich auf die Knie fallen. Die schwachen Abwehrbewegungen des ehemaligen Freundes hinderten ihn nicht daran, zuzustechen.
    Dann warf er das Messer von sich und durchsuchte die Kleidung des Toten.
    Zuerst war da nur ein Reiz in seiner Brust. Er wurde immer stärker. Dann lachte Hark Marner abgehackt, gepreßt. Schließlich lauter und verzweifelter. Tränen mischten sich in sein Lachen.
    Nein — das »Ding« hatte ihn nicht belogen.
    Hark Marner warf Smittys Taschenmesser in hohem Bogen von sich. Smitty hatte es benutzt, um seine Fingernägel sauberzukratzen oder einen Korken aus einer Flasche zu ziehen.
    Der Rotbärtige lachte noch, als er hinaus auf die nächtliche Straße trat.
    Er zog das Kästchen aus der Manteltasche und hielt es in Kopfhöhe vor sich.
    »Du bist mir vielleicht ein Aas!« kicherte er irr. »Smitty hatte ein Messer…«
    Aber dann erstarb ihm das heisere Kichern in der Kehle.
    Die Schatulle wurde so heiß, daß er dachte, er müsse sie von sich schleudern. Sie leuchtete geheimnisvoll von innen heraus auf. Aus der winzigen trichterförmigen Öffnung im Deckel traten ein paar Blutstropfen, vereinigten sich zu einem rotschimmernden strahlenden Etwas. Ein Plopp wie bei einem Schuß, der aus einer mit einem Schalldämpfer ausgerüsteten Pistole abgegeben wurde, und die Blutstropfen waren verschwunden, das Holz im winzigen Trichter trocken.
    Das »Ding« hatte Smitty Lowdons Blut wieder ausgespuckt…
    »Wir gehen jetzt!« sagte eine viel selbstsicherer und stärker gewordene Stimme in Hark Marners Gehirn. »Wir werden jetzt Jerry besuchen.«
    Hark Marner stand wie versteinert. Da war mit einem Mal etwas in ihm, das viel, viel stärker war als er selbst.
    Unwillkürlich zog er das Kinn an die Brust und duckte sich. »Ja…« antwortete er heiser und mit starrem Blick. »Gehen wir. Jerry soll nicht länger warten müssen…«
    ***
    Norna de Brainville hatte den
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