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0094 - Das Grauen lauert in Soho

0094 - Das Grauen lauert in Soho

Titel: 0094 - Das Grauen lauert in Soho
Autoren: Franc Helgath
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aus dem Dunst. Mit seinem verletzten Bein konnte er nicht springen. Außerdem wäre das Boot unter ihm weggerutscht.
    Doch wenn er schon in einem Boot gelandet war, dann mußte sich auch ganz in der Nähe ein Niedergang befinden.
    Jake Brabham fand einen Strick, der gespannt zur Hafenmauer lief. Er zog sich und den morschen, lecken Kahn daran entlang. Knirschend stieß der Bug gegen die Kaimauer. Undeutlich nahm er vor sich tatsächlich Steinstufen wahr, die zur Mole hinauf führten. Vorsichtig balancierend kletterte er auf den überschwemmten Absatz, sein rechtes Bein spürte er kaum mehr. Es hing wie eine Holzprothese an ihm. Doch er konnte noch damit auftreten. Also doch nur eine Fleischwunde.
    Ächzend gewann Jake Brabham Höhe. Unweit von sich die Telefonzelle. Kein Mensch in der Nähe. Doch schernenhaft machte er Zamorras Citroën davor aus. Vom Professor selbst keine Spur.
    Da hörte Jake Brabham Lärm.
    Er mußte aus der Richtung des Schuppens kommen, in dem er Kurulus Austin entdeckt hatte.
    ***
    Zamorra sah den vagen Lichtschimmer von unten. Er ging langsamer. Er sah den oberen Treppenabsatz und lauschte nach vorne, nach unten, nach allen Seiten. Er war gefaßt darauf, daß ihn von irgendwoher irgend jemand ansprang.
    Zamorra war dabei, sich in die Höhle des Löwen zu wagen. Er mußte mit allem rechnen. Schon Jake Brabham war die Neugierde schlecht bekommen. Zamorra wollte nicht dasselbe Schicksal erleiden. Er war auf der Hut.
    Er drückte sich am Austin vorbei, geriet in die anschließende Betonkammer. Sie war matt beleuchtet, und das flackernde Licht kam von unten. Kerzen?
    Das konnte ihm egal sein.
    Zamorra wollte handeln, weil er handeln mußte. Das Amulett in seiner Hand strahlte, schimmerte, warf Licht aus. Es sagte ihm, daß es bald hart auf hart gehen würde. Ein Dämon hatte seine Netze ausgebreitet. Zamorra durfte sich nicht darin verfangen.
    Der Dämonenjäger war vorsichtig. War er vorsichtig genug?
    Oben an der Treppe blieb er stehen. Von der Stelle aus konnte er nichts sehen. Zu hören gab es auch nichts, denn nichts als Schweigen tönte ihm von unten entgegen.
    Fieberhaft überlegte er, was er tun sollte. Doch ihm fiel nichts anderes ein, als seinen einmal gefaßten Entschluß kompromißlos in die Tat umzusetzen. Er hatte weder die Zeit noch die Mittel, Verstärkung heranzuschaffen. Er würde diesen gefährlichen Weg allein gehen müssen. Seine Hand umkrampfte das Amulett Leonardo de Montagnes. Es war sein Rettungsanker in einem unbekannten Gewässer.
    Es hatte wenig Zweck, sich jetzt noch auszumalen, was ihn unten vielleicht erwarten würde. Er würde es bald wissen.
    Zamorra stieg die nackten Betonstufen hinab. Die Wände waren feucht. Tropfen glitzerten im Schein der Kerzen.
    Dann sah er die Beine von mehreren Männern. Sie drehten ihm den Rücken zu. Konnte es sein, daß er noch nicht bemerkt worden war? Er war sehr leise gewesen. Seine Kreppsohlen verursachten keinen Lärm auf dem Steinboden.
    Eng an die Wand gedrückt nahm Zamorra auch noch die letzten Stufen. Er stand starr, als er den sich vor ihm auftuenden Raum überblickte.
    Die überdimensionierte Statue Sustras zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Eine Aufmerksamkeit, die er besser auf die allernächste Umgebung verwendet hätte.
    So erkannte er den Schatten, der unter der Treppe hervorhuschte, zu spät. Es war nur einem glücklichen Zufall zu verdanken, daß die heranrasende Messerspitze ihm nicht direkt ins Herz, sondern nur ins Schulterblatt drang. Eine Kaskade von Schmerz jagte durch seinen Körper, brachte noch die Gehirnschale zum Zucken. Der linke Arm, die linke Hand, die das Amulett umklammert hielt, wurden kraftlos. Seine Finger öffneten sich, und das einzige Mittel, mit dem er Dämonen bändigen konnte, glitt zu Boden.
    Kurulu stieß ein triumphierendes Geheul aus.
    Er bückte sich rascher als Zamorra, der seine Schrecksekunde nicht so schnell überwand.
    Der Kanake kam hoch. Das Amulett hielt er in der einen, das blutige, aus der Wunde gerissene Steinmesser in der anderen.
    Nun wandten sich auch die anderen den beiden Männern zu. Hark Marners zerstörte Züge waren in plötzlicher Freude verzerrt. Seine Kohleaugen leuchteten auf. »Laß ihn mir«, sagte er zu Kurulu. »Er ist kein Gegner mehr für mich.«
    Doch Kurulu hatte Blut gerochen. Im Auftrag Sustras hatte er bereits zahlreiche Morde verübt. Ein reiner Reflex trieb ihn dazu, auch Zamorra selbst zu erledigen. Er hörte nicht auf den Besessenen. Die Hand mit dem
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