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0090 - Satans Doppelgänger

0090 - Satans Doppelgänger

Titel: 0090 - Satans Doppelgänger
Autoren: Hans Wolf Sommer
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anstieg. Sollte Bill doch noch leben?
    Er schlug die Augen auf und fuhr im gleichen Augenblick aus der Rückenlage läge hoch.
    »Zamorra, endlich!«
    Bill Fleming war bereits an seiner Seite. Nicht er allein. Da war ein zweiter Mann — Chris Stigwood.
    Originale oder Doppelgänger?
    Er sah Bill an. »Bist du es, Bill, oder bist du es nicht?« fragte er ohne Umschweife.
    Fleming lachte auf. Es klang nicht sehr heiter, sondern bitter. »Wenn ich es nicht wäre, würde ich dann in diesem Gefängnis stecken?«
    Der Professor ließ seine Blicke umherwandern. Der Eindruck, den er bereits mit geschlossenen Augen gehabt hatte, bestätigte sich. Er befand sich in einem geschlossenen Raum, der etwa dreißig Quadratmeter groß sein mochte. Der Raum war möbliert wie ein Kinderzimmer. Grellbunte Tapeten, an denen Poster von mehreren Popstars hingen, bedeckten die Wände. Der Fußboden war mit einem Teppichbelag versehen. In zwei Ecken des Raums hingen große Lautsprecherboxen.
    Er lag — saß jetzt — auf einer einfachen Matratze. Zwei weitere Matratzen lagen ein paar Meter von ihm entfernt.
    Und dann war da noch die Couch, auf der eine Frau ruhte.
    Nicole!
    Er sprang sofort auf die Füße, eilte zu der Couch hinüber, beugte sich über das Mädchen. Sie atmete tief und regelmäßig. Alles sprach dafür, daß es sich um die richtige Nicole handelte. Er entdeckte einen kleinen Kratzer an ihrem Hals, wo sie wohl von der Tonscherbe geritzt worden war. Und wenn Nicole und er keine Doppelgänger waren, dann durfte er wohl getrost davon ausgehen, daß auch Bill und Stigwood »echt« waren.
    Er feierte Wiedersehen mit Bill, wobei er fast von der Rührung übermannt wurde. Es war ein herrliches Gefühl, einen Freund wiederzufinden, den man bereits tot geglaubt hatte.
    Anschließend tauschten sie Erlebnisberichte aus. Bill und Stigwood zuerst, danach der Professor. Und nach der Vergangenheit erörterten sie dann die Gegenwart.
    Zamorra interessierte vor allem die Frage, wo sie sich hier eigentlich befanden.
    Chris Stigwood gab ihm Auskunft. »Dies ist das Zimmer meines Sohns«, sagte er. »Ein leider Gottes nahezu ideales Gefängnis. Er liegt im Keller meines Bungalows hier in Brooklyn und hat den… hm… Vorteil, daß er nahezu perfekt schallisoliert ist. Mein Sohn hat nämlich das Hobby, seine Schallplatten mit vollster Lautstärke laufen zu lassen. Und deshalb… na ja, meine Frau und ich haben ihn deshalb hier in den ursprünglichen Hobbyraum ziehen lassen, wo er mit seinem Lärm die Nachbarn nicht stören kann.«
    »Wie kommen wir raus aus diesem hübschen Hobbyraum?« erkundigte sich Zamorra praktisch.
    Die Antwort, die er bekam, hatte er allerdings schon erahnt. »Gar nicht, Mr. Zamorra. Ein Fenster existiert nicht, und die Tür ist eine Doppeltür. Wegen der Schallplatten.«
    Zamorra verzog den Mund. »Eins ist mir unklar. Daß ihr Doppelgänger bei Ihrer Familie Ihre Holle spielt, kann ich noch verstehen. Aber daß Ihr Sohn auf einmal keine Schallplatten mehr hören darf, kann doch nicht ohne Komplikationen abgegangen sein. Wenn er so verrückt darauf ist…«
    »Mein Sohn ist gar nicht hier«, erhielt er von Stigwood Bescheid. »Er ist zusammen mit meiner Frau bei Verwandten in Maine. Erst nächste Woche werden die beiden zurückkommen.«
    Der Professor überlegte messerscharf. »Dann können wir wohl davon ausgehen, daß man uns nicht ewig hier gefangen halten wird. Die Frage ist: was geschieht dann mit uns? Bringt man uns um? Wenn ja, warum hat man es nicht längst getan?«
    »Sieht eigentlich überhaupt nicht danach aus, daß man uns nach dem Leben trachtet«, meinte Bill. »Die beste Gelegenheit, uns ziemlich unauffällig auszuschalten, hätten unsere Doppelgänger in dem Motel in New Mexico gehabt. Statt dessen haben sie uns zurück nach New York kommen lassen und uns erst hier überwältigt. Außerdem spricht noch einiges dafür, daß die Spiegelbilderkerle an unserem Wohlergehen interessiert sind. Wir bekommen regelmäßig Essen und Trinken gebracht. Und wie du siehst, will man uns nicht einmal auf der Erde schlafen lassen. Warum sie das tun? Keine Ahnung! Eigentlich sollte man ja annehmen, daß sie froh wären, wenn es uns nicht mehr gibt. Dann könnten sie problemlos an unsere Stelle treten, ohne befürchten zu müssen, daß man ihrer Doppelgängerrolle auf die Spur kommt.«
    »Das sollte man meinen«, stimmte Zamorra gedankenvoll zu. »Sie werden also gute Gründe haben, uns am Leben zu lassen. Man müßte
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