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0088 - Der Guru aus dem Totenreich

0088 - Der Guru aus dem Totenreich

Titel: 0088 - Der Guru aus dem Totenreich
Autoren: Franc Helgath
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seiner ausgefransten Hose und zog sich hoch, so schnell er konnte. Anschließend schwang er ein Bein über die Brüstung und schaute vorsichtig hinunter.
    Er sah den zum Spiegel gewordenen Gong, das Tor in eine andere Welt, in das Reich der wedischen Götter. Und er sah auch Modjir Brahmul, der wartend vor dieser glasklaren Fläche stand und erwartungsvoll hindurchstarrte. Seine ganze Haltung drückte Ungeduld aus.
    Zamorra schloß für sich daraus, daß er ebenfalls noch warten mußte. Außerdem ging es diesmal bestimmt um die fünf bis sechs Meter hinunter. Die Höhe eines zwei- bis dreistöckigen Hauses.
    Modjir Brahmul hatte ihn nicht bemerkt. Er widmete seine ganze Aufmerksamkeit dem Spiegelgong. Zamorra tat es ihm nach.
    Gerade flatterte Rudrasvin mit seinen Riesenschwingen ins Bild. Zamorra unterdrückte nur mit Mühe einen Aufschrei, als er erkannte, wen der Drachenköpfige hier in seinen goldenen Armen hielt. Niemand anderen als seine Nicole. Zamorra schöpfte neue Hoffnung. Er wurde Zeuge, wie Rudrasvin mit seiner Last aus dem Tor zur Wedenwelt schritt. Die Flügel zusammengefaltet wie die Teufelsabbildungen auf den Gemälden von Hyronimus Bosch, dem mittelalterlichen Altvater aller Surrealisten.
    Doch das Mädchen regte sich nicht. Zamorra glaubte jedoch zu bemerken, daß sie die Nase kraus zog, als Rudrasvin sie auf den jadegrünen Stein legte.
    »Gut«, sagte der Inder in diesem Augenblick. »Ihr ist nichts geschehen?«
    »Nein, Herr. Ihr ist nichts geschehen. Sie hat geschlafen. Sie wird bald wieder erwachen.«
    Modjir Brahmul grunzte zufrieden.
    »Dann wirst du uns beide jetzt wieder hinauf zur Erde bringen. Das kannst du doch?«
    »Ja, Herr. Mit mir dringst du durch jeden Fels.«
    Zamorra glaubte dem Dämon auch so. Er brauchte diese Demonstration nicht. Er brauchte Nicole.
    Der Dämonenjäger ließ sich in die Tiefe hinabgleiten, baumelte Sekunden in der Luft und ließ dann los. Klatschend kam er auf.
    Der Inder fuhr herum. Die Augen in ungläubigem Staunen geweitet.
    »Sie…?«
    Zamorra hatte sich nichts gebrochen. Nur sein Knöchel schmerzte höllisch. Vermutlich angestaucht. Doch darauf nahm er jetzt keine Rücksicht. Er sah sich kurz vor seinem Ziel.
    »Ja, ich«, erwiderte Zamorra gepreßt und taxierte, wen er zuerst angreifen sollte. Modjir nahm ihm die Entscheidung ab.
    »Auf ihn!« kreischte er in schrillem Falsett. Der Befehl hatte eindeutig dem Dämon gegolten. Schwerfällig setzte sich der Drachenköpfige in Bewegung. Der Raum war zu eng für ihn. Seine Krallen konnte er nicht einsetzen.
    Zamorra war nur beeindruckt von der Größe des Monsters. Es überragte ihn um eine Körperlänge. Wenn er sich streckte, reichte er vielleicht noch bis zur goldenen Brust des Wesens. Und nun kam es auf ihn zu. Riesig und bedrohlich.
    Dampf wich zischend aus den Löchern am Schnabel. Mordlustig glitzerten die lidlosen gelben Augen, schienen Pfeile auf ihn abzuschießen. Die Hände ließen Bogen und Köcher fallen, wurden selbst zu Pfeilen, mit denen das Wesen auf Zamorra zustach.
    Den ersten Hieben konnte der Dämonenjäger ausweichen, weil seine kleinere Statur ihm größere Beweglichkeit verlieh. Doch dann kamen die kraftvoll geführten Hiebe immer näher und näher. Er wußte nicht, was geschehen würde, wenn sie ihn verletzten. Er hatte es schließlich mit einem manifesten Wesen zu tun, und die Spitzen in der Form eines stilisierten Drachenkopfes würden fürchterliche Wunden reißen.
    Zamorra ließ es lieber nicht darauf ankommen.
    »Bring ihn um!« kreischte der Dämonenknecht in seiner Ecke. »Bring ihn um, Rudrasvin! Zerfleische ihn! Zerhacke ihn! Mach ihn tot! Mach ihn endlich tot! Ich befehle es dir!«
    Ein weiterer, diesmal fintierter Stich. Haarscharf strich er an Zamorras Hüfte vorbei. Schon schoß die andere Pfeilspitze nach. Zamorra entging ihr durch schnelles Wegducken. Er spürte, daß er müde wurde. Und der verstauchte Knöchel behinderte ihn. Bei jedem Stellungswechsel rasten höllische Schmerzen bis hoch zum Knie.
    Zamorra wurde gegen die rückwärtige Wand gedrängt. Fauliger Atem streifte ihn. Ihm wurde übel. Sein Magen revoltierte. Und der Abstand zum Dämon verringerte sich mehr und mehr.
    Den nächsten Hieb, der ihm den Tod hätte bringen sollen, unterlief er. Dort, wo der zum Echsenschnabel verwandelte Arm auf den gewachsenen Fels stieß, sprühten Funken aus dem Gestein. Die Wucht des Hiebes mußte mörderisch gewesen sein.
    Zamorra blieb in den stinkenden, haarigen
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