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0088 - Der Guru aus dem Totenreich

0088 - Der Guru aus dem Totenreich

Titel: 0088 - Der Guru aus dem Totenreich
Autoren: Franc Helgath
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nahm sie. Vom Caddy flog der rechte vordere Kotflügel davon. Eine Staubwolke lag dicht wie Londoner Nebel über der Straße.
    Trotz der geschlossenen Fenster drang beißender Staub ins Innere der Luxuskarosse und brachte Zamorra zum Husten. Er würgte, prustete und schnaubte.
    Und fuhr unbeirrt weiter.
    Seinem Gefühl nach hatten sie inzwischen an die acht Kilometer zurückgelegt. Zamorra klebte immer noch hinter dem Range Rover, als wäre er mit einem Abschleppseil mit dem Geländewagen verbunden.
    Doch dann jagte Modjir Brahmul den Range Rover noch mehr. Der Caddy krachte mit dem Chassis voll auf die Straße. Ein lautes knirschendes Kreischen, und die Luxuslimousine hatte keine Ölwanne mehr. Vielleicht noch einen Kilometer, dann fraßen die Kolben. Zamorra fuhr auch noch diese letzte Strecke.
    Weiter wäre er auch so nicht mehr gekommen, denn der Inder bog jetzt von der Straße ab. Zamorra ließ das Wrack stehen und hastete zu Fuß weiter. Immer dem Geländewagen nach.
    Eine Stichflamme schoß hinter ihm in den grau werdenden Morgenhimmel. Der Explosionsdruck warf Zamorra zu Boden. Zu seinem Glück. Denn Sekundenbruchteile später schossen Blech- und Stahlteile wie Granatsplitter über ihn hinweg.
    Die Ölwanne war’s also nicht gewesen.
    Sondern der Benzintank.
    ***
    Modjir Brahmul schaute in den Rückspiegel. Doch der vibrierte so stark, daß er nichts erkennen konnte. Er drehte sich nach hinten. Er sah nur noch die schwarze Qualmwolke. Ein satanisches Grinsen huschte über seine Gesichtszüge. Er hatte seinen Verfolger gerade noch abgehängt. Jetzt konnte ihm nichts mehr passieren. Jetzt war er in Sicherheit. Und dieses verdammte Amulett würde in der Hitze des brennenden Autos schmelzen.
    Bald würde er sich Caddys kaufen können, soviel immer er wollte. Die Zukunft erstrahlte wieder in den rosigsten Farben für ihn.
    Noch knappe zwei Kilometer, und er hatte es geschafft.
    Der Inder ließ sich Zeit. Nichts drängte ihn mehr nach dieser Höllenfahrt. Genausogut hätte er jetzt auch wieder umkehren können. Die Neugierde trieb ihn weiter, wenn auch jetzt nur mehr im Schrittempo. Modjir Brahmul wollte die Grotte sehen, in der Rudrasvin jetzt hauste, wenn er — der Dämonenherrscher — ihn nicht rief. Vielleicht würde er auch diese Französin zurückverlangen. Sie war schön. Sehr schön. Man könnte sie zur Sklavin machen, überlegte Modjir Brahmul. Trotz seiner Widernatur lebten durchaus noch die Gelüste jedes Mannes in ihm.
    Fast gemütlich fuhr er weiter. Er schaute nicht mehr zurück.
    Den Eingang zur unterirdischen Höhle hatte er nach zehn Minuten erreicht. Aus dem Handschuhfach des Wagens holte er eine Taschenlampe. Bevor er sich an den Abstieg machte, flüsterte er nochmals die Atharvavedas, die ihn vor Rudrasvin schützten. Nur zur Sicherheit. Er war schon genügend Risiken eingegangen, nur weil er dem Irrglauben unterlegen war, das Amulett könne auch ihm etwas nützen. Von diesem Irrtum war er gründlich kuriert. Er konnte dieses Amulett nicht einmal berühren. Er konnte es nicht mehr.
    Im Vertrauen auf seine neuen Fähigkeiten stürzte er sich in die Öffnung hinab. Er konnte sich nichts mehr brechen. Das hatte er bemerkt, als er sich aus dem Fenster seines Palastes stürzte.
    Federnd kam er auf, leuchtete die Kammer ab, fand den richtigen Gang und stieg hinab in das domartige Gewölbe mit der Schlangengrube. Er stieg durch die Kobras und Mambas hindurch. Mochten sie ihn doch beißen.
    Kurz darauf war er durch die Öffnung im Sarkophag gestiegen.
    Er fiel nicht sehr tief, fiel auf die Hüfte, doch er spürte nicht einmal Schmerzen. Unter normalen Umständen, noch gestern, hätte er sich bei diesem Sprung sämtliche Knochen gebrochen. So aber stand er auf, als wäre nichts passiert. War auch nicht.
    Er sah den Gong, wußte, daß er ihn mit dem riesigen Klöppel schlagen mußte, wenn er nicht besondere Mantras sprach, die Rudrasvin überallhin zitierten. Ganz nach seinem Wunsch und Willen.
    Modjir Brahmul schlug den Gong an. Diesmal kein Singen und Schwirren mehr, sondern nur der dumpf-melodische Ton, der zu erklingen hatte. Die riesige Scheibe wurde durchsichtig. Modjir Brahmul tat einen Blick ins Paradies der alten Götter, ins Pantheon der Weden.
    Schon Sekunden darauf flatterte der Drachenköpfige herbei, verbeugte sich.
    »Bring die junge Frau zurück«, sagte Modjir Brahmul. »Ich möchte sie mitnehmen. Schaff sie mir an die Erdoberfläche.«
    »Dein Diener«, krächzte der Drachenköpfige
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