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0084 - Er starb an meiner Stelle

0084 - Er starb an meiner Stelle

Titel: 0084 - Er starb an meiner Stelle
Autoren: Er starb an meiner Stelle
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Größe hätte werden können — oder eine Null. Bei genialen Menschen weiß man nie, was sie unter normalen Umständen geworden wären. Es gibt Genies, die das außerordenliche Schicksal zur Entfaltung ihres Genies brauchen. Crack konnte durchaus einer von ihnen sein.
    »Und was hast du herausgefunden?« fragte ich.
    Phil grinste. Er streckte die Beine von sich, lehnte sich gemütlich zurück und sagte: »Es hat 50 gute Dollar gekostet.«
    »Gleich wieviel — wenn es die Nachricht wert war.«
    Er grinste wieder. Diesmal noch breiter.
    »Ich denke doch.«
    »Na, nun sag es schon!«
    Er beugte sich wieder vor.
    »Ich weiß, wo die Bande sich versteckt!«
    Mir blieb der Kaffee im Hals stecken. »Wo?« fragte ich.
    Phil zog einen schmierigen Zettel heraus. Er war mit einer ungelenken Zeichnung bekritzelt.
    »Kennst du das?«
    »No. Wo ist es?«
    »Barkleys alte Schuhfabrik.«
    »Barkley?«
    »Ja. Der große Schuhkonzern, der vor ein paar Monaten mit der ganzen Belegschaft nach Queens übergesiedelt ist. Weil es dem großen Betrieb in der Bronx natürlich nicht mehr fein genug war. Jetzt steht diese Bude hier leer. Manchmal übernachten Tramps darin. Aber sonst, wie gesagt, leer.«
    »Und da drin sind die?«
    »Ja.«
    »Das sind aber mehrere Gebäude!«
    »Allerdings.«
    »Wie kriegen wir raus, in welchem Bau sie stecken?«
    Phil zuckte die Achseln.
    »Da gibt es wohl nur eine Möglichkeit: nachsehen!«
    Ich schlurfte den Rest meines Kaffees. »Okay, Phil«, sagte ich. »Also tun wir’s!«
    Er nickte.
    Wir zahlten und gingen. Draußen blieb er stehen und sagte: »Mit beiden Wagen?« Ich schüttelte den Kopf.
    »Meinen Jaguar müssen sie vor dem Krankenhaus gesehen haben. Vielleicht haben sie sich den Schlitten gemerkt.«
    »Du hast recht. Also fahren wir mit dem guten alten Mercury von Vater Staat.«
    Wir setzten uns hinein und brausten los. Unterwegs überlegten wir, ob wir vielleicht Verstärkung von unserem Bereitschaftsdienst anfordern sollten. Aber dann ließen wir es, weil Phil keineswegs sicher war, ob seine Information stimmte. Blamieren wollten wir uns ungern.
    Trotzdem hätten wir es tun sollen. Es hätte mindestens einen Toten weniger gegeben. Vielleicht… Genau läßt sich ja hinterher nie etwas sagen…
    ***
    Crack ging unruhig auf und ab. Zuerst hatte er in wilder Wut einfach hinausstürzen wollen.
    »Wo willst du hin?« fragte Caleday ernüchternd. »Willst du in einer Achtmillionenstadt auf’s Geratewohl fünf Männer suchen, von denen du nicht einmal ihre Namen kennst? Warte ab, bis meine Leute zurückkommen! Dann legen wir zusammen los. Keine Widerrede! Ich komme nachher mit!«
    Caleday bestellte Kaffee bei dem Neger, den er Großvater nannte. Er wußte, daß man mit Alkohol in den Gliedern kein sicherer Schütze sein kann.
    »Ich bring’ sie um, wenn sie meiner Schwester auch nur ein Haar krümmen!«
    »Du?« knurrte Caleday. »Ich rede da auch noch ein Wörtchen mit. Bilde dir nur nicht ein, daß du alles selber machen kannst!«
    Schweigen.
    Träge vergingen die Minuten. Crack kam es vor, als ob sich die Zeiger der Wanduhr überhaupt nicht bewegten.
    Was konnten sie mit seiner Schwester anfangen? Was sollte sie in diesem blutigen Spiel? Sie wußte von nichts. Sie hatte von seiner Erpressung doch nicht die leiseste Ahnung!
    Er machte die Erfahrung, die alle Menschen machen müssen, die sich außerhalb des Gesetzes stellen: Jede schlechte Tat zieht ebenso ihre Kreise wie jede gute. Und wie sich jede Wohltat vielfältig auswirken kann, so kann auch eine böse Tat ihre Kreise ziehen und gerade denjenigen schaden, den man verschonen wollte. Dann kam der erste Mann zurück, »Ich habe sie«, sagte er.
    Crack sprang ihm entgegen.
    »Wie heißen sie?«
    Der Agent legte einen Zettel auf den Tisch.
    »Joe Callaghan. Der wurde heute morgen im Krankenhaus erschossen.«
    »Im Krankenhaus?«
    »Ja. Die Bande stürmte ins Krankenhaus und wollte dort offensichtlich einen umlegen, der anscheinend schon entlassen war. Aber zwei FBI-Leute waren zufällig oder nicht zufällig da und nahmen es mit fünf der Bande auf. Joe Callaghan mußte ins Gras beißen.«
    »Wie heißen die anderen?«
    »Buck Brightland«, sagte der Agent, »Rockly Roteon, Bill Sprude und Sam Chester.«
    »Buck Brightland«, wiederholte Crack langsam, »Rackly Robson, Bill Sprude, Sam Chester… Okay. Diese Namen vergesse ich bis an mein Lebensende nicht.«
    »Wo halten sich die Halunken auf?« frage Caleday. »Hast du darüber nichts in
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