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0084 - Er starb an meiner Stelle

0084 - Er starb an meiner Stelle

Titel: 0084 - Er starb an meiner Stelle
Autoren: Er starb an meiner Stelle
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einmal stieg ihr ein fürchterlicher Verdacht auf.
    »Wer sind Sie?«
    »Ein Freund Ihres heißgeliebten Bruders!« lachte Chester. »Das habe.ich Ihnen doch schon hundertmal gesagt.«
    »Das glauben Sie selbst nicht!«
    »Nein? Na ja, ist ja richtig.«
    »Und wer sind Sie sonst?«
    Chester blieb stehen.
    »Ihr Bruder ist letztens überfallen worden, nicht?«
    »Ja. Irgendwelche skrupellosen Mörder wollten ihn umbringen.«
    »Sieh mal an! Diese skrupellosen Mörder sind nämlich wir.«
    »Wer ist, wir?«
    »Meine Leute und ich.«
    Mrs. Morris fühlte, wie eine eiskalte Hand an ihr Herz griff.
    »Sie — Sie sind Gangster!« sagte sie tonlos.
    »Manche Leute nennen uns so«, erwiderte Chester ungerührt.
    »Und was wollen Sie von mir?«
    »Das wirst du schon noch merken! Zum Henker, komm jetzt!«
    Er zerrte sie mit sich fort. Einen Augenblick dachte sie daran, laut zu schreien. Aber die Gegend sah nicht so aus, als ob es hier irgendwo einen Menschen geben könnte, der sie hören würde.
    Sie ging mit. Er führte sie über einen Hof, an einem großen Gebäude vorbei, das wie eine Halle aussah, ein weiteres Stück über den Hof und schließlich auf eine zweite Halle zu.
    Sie konnte die Hand nicht vor den Augen sehen, als sie diese Halle betreten hatten, aber der Gangster schien sich hier auszukennen. Ohne einmal zu zögern, zog er sie hinter sich her.
    Schließlich sagte er: »Stopp!«
    Sie blieb stehen. Er brachte eine Taschenlampe hervor und leuchtete. Auf einem Haufen alter Säcke lag ein noch ziemlich junger Mann und schlief.
    Der Gangster riß ihn mit der linken Hand hoch und zog ihm die rechte ein paarmal durchs Gesicht. Schaudernd wandte sie sich ab.
    »Nennst du das Wache schieben, Buck?« schrie der Gangster. »Du faules Aas, du dreckiges! Die anderen verlassen sich auf dich, und du schläfst!«
    Wieder klatschte es.
    Dann war Stille. Zögernd wandte sie den Kopf wieder zurück.
    Chester griff wieder nach ihrem Arm und zog sie um einen Haufen alter Kartons herum, die sich fast bis zu den Metallschienen stapelten, mit denen die starken Eisenträger untereinander verbunden waren, die das Dach der Halle trugen.
    Die Gangster hatten sich inmitten der Kartons eine freie Stelle geschaffen, wo sie eine Art Lager aufgeschlagen hatten. Irgenwoher hatten sie Decken und ein paar Stühle und sogar einen Tisch und eine Petroleumlampe aufgetrieben.
    Chester machte eine knappe Handbewegung.
    Sofort räumte einer der beiden Gangster, die hier waren, einen Stuhl ab, auf dem ein paar geöffnete Konservendosen standen.
    »Setz dich!« knurrte Chester.
    Sie setzte sich hin.
    »Jetzt hör mal genau zu, Puppe«, sagte Chester, während er sich eine Zigarette anzündete.
    »Ich höre«, sagte Mrs. Morris.
    Sie gab sich noch der Illusion hin, daß es sich hier doch nur um einen Irrtum handeln könnte.
    »Du bist die Schwester von Bob Crack, halten.wir das zunächst mal fest!« sagte Chester.
    »Stimmt!«
    Chester rieb sich die Hände.
    »Aber er ist heute morgen aus dem Hospital ausgerissen!«
    »Was?«
    »Das wissen Sie nicht? Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen, was?«
    Mrs. Morris schüttelte langsam den Kopf.
    »Das sieht Bob zwar ähnlich. Aber ich wußte es wirklich nicht.«
    »Das können Sie Ihrer Großmutter erzählen! Für mich steht eines fest: Es gibt in ganz New York nur einen einzigen Menschen, der wissen kann und wissen muß, wo Bob Crack sich jetzt aufhält!«
    »Und wer wäre das?«
    Chester lachte.
    »Menschenskind, für wie dämlich halten Sie mich eigentlich?«
    »Ich sagte Ihnen doch, daß ich nicht weiß, wo Bob ist! Wenn er wirklich das Krankenhaus verlassen haben sollte.« Chester bückte sich, bis sein Kopf dicht vor ihren Augen war.
    »Jetzt hör mal genau zu!« sagte er leise. »Entweder du sagst mir jetzt sofort, wo ich dein edles Brüderchen finde — oder du gehst hier nur auf allen vieren durch die Bude!«
    Er faßte in die Hosentasche, brachte etwas zum Vorschein, was sie nicht genau erkennen konnte, weil es sich völlig in seiner behaarten Faust verbarg, aber plötzlich schoß die spitze Klinge eines Schnappmessers daraus hervor.
    Sie wurde bleich.
    »Wo ist dein Bruder?« fragte Chester langsam und mit Betonung.
    »Ich weiß es nicht!«
    Chester holte aus.
    ***
    Crack und Caleday blieben stehen, um ihre Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Es war erst kurz nach neun Uhr abends, aber über New York war eine dichte Gewitterwand aufgezogen, die den dämmrigen Abendhimmel bis zur völligen Schwärze
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