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0083 - Als die Knochenreiter kamen

0083 - Als die Knochenreiter kamen

Titel: 0083 - Als die Knochenreiter kamen
Autoren: A.F. Morland
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Ahnung, daß er das Haus verlassen hatte.
    Später, wenn der Mullah nicht mehr lebte, wollte er auf demselben Weg in Chanas Haus zurückkehren, und kein Mensch würde ihm den Tod des Mullah in die Schuhe schieben können.
    Am tintigen Nachthimmel funkelten helle Sterne. Der Mond warf einen finsteren Schatten zwischen die Häuser. Hamad blieb kurz stehen. Er lauschte. Das Dorf schlief.
    Und einer würde aus diesem Schlaf nicht mehr erwachen…
    Humpelnd, jedoch ohne ein verräterisches Geräusch zu verursachen, erreichte Hamad das Haus des Mullah. Die Tür war nicht abgeschlossen. Keine Tür in diesem Dorf war nachts versperrt. Die Dorfbewohner hatten Vertrauen zueinander. Nur wenn Fremde ankamen, verbarrikadierten sie ihre Eingänge.
    Lautlos zog Hamad die Tür auf.
    Er trat in das Haus des Alten, war auf dem Weg, ein perfektes Verbrechen zu begehen. Morgen früh würde man den Mullah tot in seinem Bett auffinden. Man würde denken, das alte Herz hätte einfach zu schlagen aufgehört. Keiner dieser einfältigen Gimpel, die hier wohnten, würde auf den Gedanken kommen, der greise Mann könnte ermordet worden sein.
    Die Uhr des Alten war eben abgelaufen…
    Hamad versuchte sich in der Dunkelheit zu orientieren. Ein teuflisches Grinsen huschte über sein Gesicht, als er das laute Schnarchen des Alten vernahm.
    Mit sorgsam gesetzten Schritten ging er auf dieses Geräusch zu. Er gelangte in einen großen Raum, in dem der Mullah wohnte, arbeitete und schlief. Hier empfing er die Dorfbewohner, um mit ihnen über ihre Probleme zu sprechen und ihnen Rat zu geben, wenn sie darauf Wert legten…
    Hamad entdeckte die schlanke Gestalt des Alten.
    Er humpelte auf den greisen Mann zu.
    Da gewahrte er plötzlich hinter sich eine blitzschnelle Bewegung.
    Erschrocken und verwirrt fuhr Hamad herum. Mit gezogenem Schwert kam ein Mongole auf ihn zu.
    Hamad stockte der Atem.
    Ein Mongole im Haus des Mullah. Gütiger Himmel, was ging hier vor? Der grausame Knochenmann holte kraftvoll mit dem Schwert aus. Der Tatar gehörte der Vorhut an, die Dschingis Khan ins Elbursgebirge gesandt hatte, damit sie seinen Horden die Wege ebnete.
    Als die lähmende Schrecksekunde vorbei war, zuckte Tabe Hamads Hand zum Revolver…
    ***
    Schüsse zerrissen die Stille der Nacht.
    Chana und Parandeh schnellten im Bett hoch. Sie hörten heiseres Weibergeschrei. Parandeh sprang hastig in seine Kleider. Auch Chana zog sich in großer Eile an. Gemeinsam liefen sie aus dem Haus.
    Jemand schrie, die Schüsse wären im Hause des Mullah gefallen.
    Von überallher huschten dürftig bekleidete Gestalten heran.
    »Komm!« sagte Parandeh aufgeregt. »Wir sehen, was da los ist. Vielleicht braucht der Mullah Hilfe.«
    So ist er, dachte Chana, so ist Parandeh. Er hilft dem Mullah, obwohl der ihn der Polizei übergeben will.
    Parandeh riß das Mädchen mit sich durch die Gasse.
    Plötzlich ein unmenschlicher Schrei. Die Tür vom Haus des Mullahs flog krachend auf. Erstarrt hielten die Dorfbewohner den Atem an. Hamad humpelte heraus, in der rechten Hand den leergeschossenen Revolver.
    Und aus seiner Brust ragte ein Mongolenschwert, dessen Spitze seinen Leib durchbohrt hatte.
    Blut quoll aus seinem schmerzverzerrten Mund. Als seine glasigen Augen Chana und Parandeh erblickten, wankte er auf sie zu, doch er erreichte sie nicht mehr.
    Ein heftiger Ruck ging durch seinen tödlich getroffenen Körper.
    Er war nicht mehr in der Lage, einen weiteren Schritt zu machen.
    Der Revolver entfiel seinen kraftlosen Fingern, er brach in die Knie, kippte zur Seite und starb, ehe sein Kopf auf dem felsigen Boden aufschlug.
    Doch damit nahm das Grauen erst seinen Anfang.
    Plötzlich tauchten überall zwischen den Häusern Mongolen auf.
    Parandeh schnürte eine unsichtbare Faust die Kehle ab. Die Dorfbewohner stimmten ein hysterisches Geschrei an. Sie versuchten zu fliehen, doch alle Wege waren von den grausamen Tataren verstellt.
    »Wir sind verloren«, sagte Tehar Parandeh, und er wunderte sich darüber, daß ihm dieser Satz so leicht über die Lippen ging. Er hatte keine Angst vor dem Tod. Langsam kamen die Knochenmänner näher. Er schaute ihnen entgegen und fürchtete sich nicht.
    Chana krallte ihre zitternden Finger in sein Fleisch. Sie schluchzte leise.
    »Hab keine Angst«, sagte Parandeh zu ihr. Er nahm sie fest in seine Arme. »Wir werden zusammen sterben…«
    ***
    Die Tataren hatten einen großen Kreis um Dschingis Khan und Zamorra gebildet.
    Bill Fleming und Nicole Duval
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