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0083 - Als die Knochenreiter kamen

0083 - Als die Knochenreiter kamen

Titel: 0083 - Als die Knochenreiter kamen
Autoren: A.F. Morland
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Lachen aus. »Du bist sehr mutig.«
    »Allemal noch so mutig wie deine Männer!« schrie Bill.
    »Ich bin sicher, du kannst ebenso viele Schmerzen wie sie ertragen!«
    »Es gibt nichts, das ich nicht besser könnte als deine verdammten Tataren!« behauptete Bill zornig. Schweiß floß ihm über den Körper.
    Er bebte innerlich. Äußerlich aber zwang er sich zur Ruhe, und Nicole war verblüfft, wie gut ihm das gelang. Sie wußte, weswegen er sich mit dem Mongolenführer anlegte. Er wollte damit die ganze Wut des Khan auf sich lenken, setzte sein Leben aufs Spiel, um sie, Nicole, zu beschützen.
    Dschingis Khan zischte vor Zorn. »Wie kannst du dich erdreisten, dich mit meinen Männern zu vergleichen?« brüllte er, und ein schwefelhaltiger Brodem flog aus seiner Kehle. »Fünfzig Peitschenhiebe werden ihm klarmachen, daß er einem Tataren nicht einmal das Wasser reichen kann!«
    Auf einen herrischen Wink schleppte man Fleming fort.
    »Nein!« schrie nun Nicole verzweifelt. »Laßt ihn in Ruhe! Das dürft ihr nicht tun!«
    Der Khan lachte schaurig. »Es wird noch viel Schlimmeres mit ihm geschehen. Und mit dir auch!«
    ***
    Tabe Hamad verarbeitete das Gehörte umgehend.
    Er mußte umdisponieren. Chana und Parandeh wollten vor dem Morgengrauen das Dorf verlassen. Die beiden verfluchten Turteltauben. Hamad wollte ihnen dieses Süppchen gründlich versalzen.
    Doch zunächst wollte er sich um den Mullah kümmern. Der greise Mann mußte aus dem Weg geräumt werden, damit man keinen weiteren Gedanken mehr an ihn zu verschwenden brauchte.
    Zorn ließ Hamads Gesicht zucken.
    Er hörte die Geräusche, die Chana und Parandeh machten, und es krampfte ihm das Herz zusammen, weil Chana nicht ihm, sondern seinem Komplicen ihre Gunst schenkte.
    Es wird anders werden! dachte Hamad mit gefletschten Zähnen.
    Alles wird sich zu meinen Gunsten ändern, doch zuvor müssen zwei Menschen ihr Leben lassen. Liebe sie, Tehar Parandeh! Liebe dieses himmlische Mädchen. Es geschieht zum allerletzten Male.
    Atme noch einmal den herrlichen Duft ihres seidigen Haares, aber mach schnell, denn du hast nicht mehr allzuviel Zeit.
    Wütend verließ Hamad sein Bett.
    Chana und Parandeh waren so sehr mit sich beschäftigt, daß sie ihn nicht zum Fenster humpeln hörten. Die Schiene, die ihm Tehar Parandeh aus Holz gemacht hatte, war ebensogut wie ein vom Arzt angelegtes Gipsbein.
    Hamad konnte damit wunderbar gehen.
    Er tastete nach seinem Revolver. Natürlich wollte er den Mullah in seinem Haus nicht erschießen, denn der Knall hätte das ganze Bergdorf aus dem Schlaf gerissen.
    Er nahm die Waffe nur sicherheitshalber mit.
    Sie verlieh ihm das Gefühl einer unantastbaren Überlegenheit, das er genoß und in sich hineintrank, wie schweren, berauschenden Wein. Leise näherte er sich dem offenen Fenster.
    Draußen lag eine düstere, stille, friedliche Nacht.
    Hamad lachte in sich hinein.
    Er würde nicht viel Arbeit mit dem Mullah haben. Es ist nicht schwer, einen alten Mann im Schlaf zu töten. Das Kopfkissen aufs Gesicht pressen – einige wenige Minuten warten… und die Geschichte würde gelaufen sein.
    Und danach…
    Danach kam Tehar Parandeh dran!
    ***
    Die Tataren hatten Bill das Hemd vom Leib gerissen, hatten ihn in den Staub geworfen, und nun klatschten die fünfzig Schläge der langen, pfeifenden Lederpeitschen auf seinen breiten nackten Rücken.
    Nicole zuckte bei jedem Schlag so heftig zusammen, als hätten die Peitschen nicht Bill, sondern sie getroffen. Fleming hielt sich großartig. Er preßte die Zähne fest zusammen. Kein Schrei drang über seine zuckenden Lippen.
    Er wollte dem Khan diesen Triumph nicht gönnen.
    Sein Rücken brannte wie Feuer. Er spürte, wie sich auf seiner Haut dicke Striemen bildeten. Mit trommelndem Herzen zählte er die Schläge mit. Doch als die Hiebe über die fünfzehn hinausgingen, verlor er die Übersicht.
    »Aufhören!« schrie Nicole Duval wütend. Sie versuchte, sich von den Mongolen, die sie festhielten, loszureißen. Sie warf sich zwischen den widerlichen Kerlen hin und her, doch die Hände der Männer waren fest und unnachgiebig wie Schraubstockbacken. »Genug!« kreischte das Mädchen verzweifelt. »Es ist genug!«
    »Weiter!« befahl Dschingis Khan mit donnernder Stimme.
    »Fester!«
    Und seine Männer holten weiter aus und schlugen fester zu.
    »Du grausames, herzloses Scheusal!« schrie Nicole Duval außer sich vor Zorn.
    Dschingis Khan lachte sie aus.
    »Du gottverdammter Tatarenteufel!« schrie
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