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0083 - Als die Knochenreiter kamen

0083 - Als die Knochenreiter kamen

Titel: 0083 - Als die Knochenreiter kamen
Autoren: A.F. Morland
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mitkommen. Außerdem möchte ich nicht, daß er mit uns kommt. Du kennst ihn. Er hat kein Gewissen, keinen sauberen Charakter. Hast du dir seine Augen angesehen? Er haßt uns, weil wir uns lieben. Tabe ist ein Mensch, der vor nichts zurückschreckt, wenn es ihm einen Vorteil bringt. Er hat einen Revolver, und ich habe Angst, daß er ihn eines Tages auf dich richten wird … Er glaubt, immer noch ein Recht auf mich zu haben.«
    »Unsinn, Chana. Er weiß, daß das, was in Teheran zwischen euch war, vorbei ist. Tabe ist nicht dumm.«
    »Kenne ich die Menschen wirklich so viel besser als du, Tehar?« fragte Chana aufgeregt. »Tabe Hamad ist nicht und war niemals dein Freund.«
    »Das weiß ich. Aber daß er mich deinetwegen umbringen möchte…«
    »Wir sollten nicht darauf warten, bis es passiert, Tehar. Wir sollten klug sein und beizeiten danach trachten, daß uns Tabe Hamad nicht gefährlich werden kann. Gib deine Zustimmung, Tehar. Sag, daß du mit mir von hier fortgehen wirst.«
    Parandeh seufzte schwer. »Na schön«, sagte er leise.
    Dafür küßte ihn Chana mit heißen Lippen. »Ohne Tabe.«
    »Ohne Tabe«, sagte Parandeh. »Und wann?«
    »Noch in dieser Nacht. Kurz bevor der Morgen graut.«
    »So soll es geschehen«, sagte Parandeh, und dann schlang er noch einmal seine kräftigen Arme um das Mädchen, das er mehr liebte als sein Leben.
    Daß Tabe Hamad ihr Gespräch nebenan mit wutverzerrtem Gesicht belauscht hatte, wußten sie beide nicht…
    ***
    Eine Legion von Zelten ragte vor Nicole Duval und Bill Fleming auf.
    Jenes Zelt, vor das man die beiden nun schleppte, glänzte golden, war das größte von allen, glich einem kleinen Palast und war kunstvoll bestickt und reichlich verziert.
    Es war das Zelt des Khan.
    Von allen Seiten drängten die Mongolen heran. In ihren grauenerregenden Augen lag unverhohlener Haß. Nicole und Bill waren von kräftigen Tataren flankiert, die sie mit festem Griff umfaßt hielten und ihnen keine Chance ließen, sich loszureißen.
    Ein bösartiges Knurren ging durch die Reihen der Tataren. Ihre Knochenhände lagen auf den Griffen der Säbel. Eine lebende Wand prunkvoll gekleideter Gestalten bildeten sie, mit häßlichen, mumifizierten Gesichtern, die eine dämonische Kraft vor dem totalen Verfall bewahrte.
    Zwei kräftige Arme schlugen den Zeltstoff auseinander und öffneten so den Eingang.
    Plötzlich verstummten die Mongolen. Sie senkten ihre schrecklichen Häupter und grüßten auf diese Weise ihren grausamen Herrscher. Bill Fleming stockte der Atem, als er Dschingis Khan aus seinem Zelt treten sah. Furchterregender als er sah keiner seiner Männer aus.
    Er war groß, trug einen goldenen Mantel, Stiefel aus Elchleder, die reich mit Ornamenten verziert waren.
    Sein schäbiges Gesicht war zu einem teuflischen Grinsen verzerrt.
    Breitbeinig blieb er vor den Gefangenen stehen. Seine knöcherne Brust wölbte das gepanzerte Hemd. Die graue Lederhaut seines mumifizierten Antlitzes knisterte, als er den scheußlichen Mund auftat und ein feindseliges, höhnisches Lachen hören ließ, das wie das Knurren eines hungrigen Steppenwolfs klang.
    Nicole Duval spürte dicke Hagelschauer über ihren Rücken rollen.
    »Narren!« schrie Dschingis Khan mit einer Stimme, die bis in die Unendlichkeit dröhnte. »Elende Narren!«
    Nicoles Herz schlug unregelmäßig. Sie schaute zu Bill. Der Amerikaner schien verbissen seine Furcht niederringen zu wollen. Bills Kopf war trotzig gehoben, das Kinn keck vorgeschoben.
    Er wollte dem Herrscher der Mongolen zeigen, daß er ihn nicht fürchtete.
    »Ihr seid verrückt!« brüllte Dschingis Khan mit seiner entsetzlich lauten Stimme. »Verrückt, sich bis hierher vorzuwagen!«
    Bill raffte all seinen Mut zusammen und schrie zurück: »Ebenso verrückt wie du, der es gewagt hat, auf die Erde zurückzukehren!«
    Die Tataren trauten ihren Ohren nicht.
    Dieser Kerl hatte es doch tatsächlich gewagt, dem Khan zu widersprechen. Der Mongolenherrscher stieß einen wütenden Fauchlaut aus. Seine Hand schnellte vorwärts. Der knöcherne Finger wies auf die Brust des Historikers.
    »Du denkst wohl, mich nicht fürchten zu müssen!«
    »Ich fürchte niemanden. Nicht einmal den Satan!« gab Bill mit heiserer Stimme zurück. O Himmel, es war gelogen. Jedes Wort war eine infame Lüge. Er hatte höllische Angst. Mehr Angst, als er je in seinem Leben gehabt hatte. Doch das wollte er hier vor diesen schrecklichen Gestalten nicht eingestehen.
    Dschingis Khan stieß ein spöttisches
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