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0081 - Der Sensenmann als Hochzeitsgast

0081 - Der Sensenmann als Hochzeitsgast

Titel: 0081 - Der Sensenmann als Hochzeitsgast
Autoren: Jason Dark
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machen.«
    »Ich?« Sie zeigte auf sich und lachte. »Willst du den Laden schließen?«
    »Das hatte ich vor.«
    »Unsinn, dann laufen dir die Gäste weg. Du kannst allein fahren, Erich. Flieg meinetwegen nach Gran Canaria, da wirst du dich bestimmt erholen. Außerdem täte dir etwas Sport gut«, fügte sie noch hinzu und spielte dabei auf Erichs kugeligen Bauch an, der sich gewaltig über dem Gürtel seiner Cordhose spannte.
    Erich Gehrmann war fünf Jahre älter als seine Frau, hatte ein rosiges Gesicht, eine Halbglatze und wurde von seinen Gästen Schweinchen genannt. Aber das sagten sie nur, wenn Erich nicht in der Nähe war. Er trank eifrig mit. Meistens Wein. Aus Bier machte er sich nicht viel. Aber auch Wein hat seine Kalorien. Erich Gehrmann legte beide Hände auf sein Weingeschwür. »Ein Mann ohne Bauch ist ein Krüppel«, sagte er. »Hast du das nicht gewußt? Und Dressman will ich sowieso nicht werden.«
    »Dann denk wenigstens an den Herzinfarkt«, mahnte seine Frau.
    »Ach, das merke ich schon.«
    »Willst du sonst noch was?« fragte Gisela.
    »Sicher.«
    »Und was?«
    Erich grinste auf eine Art und Weise, die Gisela rot werden ließ. »Verschwinde«, sagte die Frau, »deine Nachtischgedanken kannst du für dich behalten.«
    »Himmel, bist du prüde.«
    »Erst das Geschäft.«
    »Okay, ich gehe ja schon.«
    »Und wohin?« rief Gisela ihrem Mann nach, als er bereits an der Tür war.
    »Spazieren. Ich muß frische Luft schnappen.«
    »Laß die Gäste nicht zu lange allein.«
    »Keine Sorge.«
    Erich Gehrmann verließ die Küche durch einen Seitenausgang. Seine Lederjacke hatte er sich bereits übergezogen, denn die Abende waren empfindlich kühl.
    Er ging über den Parkplatz, auf dem einige Wagen standen. Das Licht hoher Gartenleuchten schuf helle Inseln. Von den Bäumen waren Blätter gefallen und lagen auf den Wagendächern.
    Der Parkplatz war an drei Seiten von einem Weidezaun umgeben. Die vierte Seite diente als Einfahrt. Durch sie verließ Erich Gehrmann das Gelände und wandte sich scharf nach links, da dort ein schmaler Weg begann und in den Wald führte. Er traf auf halber Strecke auf den Hauptweg, der sich zur Burg hochschlängelte und für Autos gesperrt war. Beide Wege führten durch dichten Mischwald.
    Gehrmann kannte sie im Schlaf.
    Schon bald umschloß ihn die Dunkelheit. Nicht einmal das Schimmern der Parkplatzleuchten war mehr zu sehen. Der Wirt blieb stehen, reckte seine Arme hoch und saugte die kühle, herbe Waldluft in seine verräucherten Lungen.
    Diese Entspannung tat gut, denn vor ihm lag ein heißes Wochenende. Da überstürzten sich die Ereignisse wieder. Am nächsten Tag kam erstens ein Kegelverein, und zweitens hatte sich noch eine Hochzeitsgesellschaft angesagt.
    Das Paar wollte sich in der alten Schloßkirche trauen lassen und anschließend in der Gaststätte feiern.
    Das brachte was in die Kasse.
    Zusätzliches Personal hatte der Wirt auch schon eingestellt. Er hoffte nur, daß die Leute pünktlich waren.
    Gemächlich schlenderte er weiter, wobei er seine Hände in die Hosentaschen bohrte. Der Weg führte bergauf, wurde an manchen Stellen sehr schmal, und aus dem Boden wachsende Wurzeln bildeten regelrechte Stolperfallen.
    Bis auf die nächtlichen Geräusche des Waldes war es still um den einsamen Spaziergänger. Der Wirt lauschte auf das Raunen des Windes und horchte dem Rascheln der Blätter nach.
    Er liebte diese abendlichen Spaziergänge, ganz im Gegensatz zu seiner Frau, die lieber zu Hause blieb.
    Noch zwei Kehren, dann mündete der Pfad in den Hauptweg. Da sah er das Leuchten.
    Abrupt blieb Erich Gehrmann stehen. Er legte den Kopf in den Nacken und schaute zum Himmel hoch.
    Schräg vor ihm schimmerte das rote Licht zwischen den Ästen der Bäume.
    Erich Gehrmann wischte sich über die Augen und schluckte. Er dachte sofort an UFOs, an Besucher aus dem Weltraum, die der Erde einen Besuch abstatteten.
    Dann war das Licht auf einmal weg.
    Von einem Augenblick zum anderen konnte Gehrmann es nicht mehr sehen. Dunkelheit umfing ihn wieder. Seine Augen mußten sich erst wieder darauf einstellen.
    Tief atmete er durch. Ein unangenehmes Prickeln rann über seine Rückenhaut, Schweiß perlte auf seiner Stirn. Angst stieg in ihm hoch. Aber auch Neugierde. Beide Gefühle kämpften miteinander. Schließlich siegte die Neugierde.
    Erich Gehrmann wollte dem seltsamen Phänomen auf den Grund gehen und sich dort umschauen, wo er das rote Licht gesehen hatte. Wenn das wirklich
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