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0081 - Der Sensenmann als Hochzeitsgast

0081 - Der Sensenmann als Hochzeitsgast

Titel: 0081 - Der Sensenmann als Hochzeitsgast
Autoren: Jason Dark
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zweiten Glied hatte sie keinen Kontakt mehr. Dafür kamen Kollegen und auch eine Abordnung ihrer Schulkinder, denn Karin Becker war Lehrerin.
    Die Kinder sollten Spalier stehen, wenn das Hochzeitspaar die Kirche verließ.
    Sehr lange kannten sich Will Mallmann und Karin Becker noch nicht. Vor einigen Monaten erst waren sie sich während eines Urlaubs im Bayerischen Wald begegnet. Bei beiden war es Liebe auf den ersten Blick gewesen. Sie hatten sich sofort verstanden. Leider war der Urlaub dann nicht so verlaufen, wie sie es sich vorgestellt hatten. Ein uralter Fluch war in Erfüllung gegangen und hatte die Invasion der Skelette zur Folge gehabt.
    Die Einwohner des Dorfes waren unter den magischen Einflüssen in einen dämonischen Schlaf gefallen, und wäre John Sinclair nicht gewesen, hätte dieser Urlaub sehr böse enden können. Will Mallmann dachte noch mit Schrecken daran.
    Er hatte Karin dann aufgeklärt und ihr gesagt, welch einen Beruf er ausübte.
    Als Kommissar beim BKA lebte Mallmann normalerweise ziemlich ruhig, doch das Schicksal wollte es, daß er hin und wieder mit Fällen konfrontiert wurde, die in den Bereich des Übersinnlichen hineinspielten. Will Mallmann hatte erleben müssen, daß es Dinge gab, die grausam und böse waren und aus einer anderen Welt kamen. Lebende Tote, Vampire, Werwölfe. Er hatte sie erlebt – und sah danach die Welt mit anderen Augen. Lange hatte er mit Karin Becker darüber gesprochen. Karin hörte ihm zu, und Will scheute nicht davor zurück, sie vor eine Entscheidung zu stellen.
    Karin hätte ihn nicht zu heiraten brauchen, wenn ihr sein Job zu gefährlich gewesen wäre. Zurück konnte Will Mallmann nicht, dafür steckte er zu tief in der Sache drin. Wie andere sah auch er es als seine Aufgabe an, das Böse zu bekämpfen.
    Einen Tag hatte sich Karin Becker Bedenkzeit erbeten. Dann gab sie ihm die Antwort.
    Sie war positiv.
    Will Mallmann jubelte, denn nun stand einer Hochzeit nichts mehr im Weg, und er war der glücklichste Mann auf der Welt. Der Kommissar dachte nicht mehr an Dämonen und finstere Schattenwesen. Für ihn war dieser Herbst ein herrlicher Frühling, ein Neubeginn.
    Will Mallmann – ein Ehemann.
    Der Kommissar schüttelte den Kopf, als er daran dachte. Vorstellen konnte er sich das kaum, aber es stimmte. Bald würde er, der alte Junggeselle, verheiratet sein. Ihn hatte es voll erwischt.
    Die Liebe hatte ihn wie eine volle Breitseite getroffen.
    Will wehrte sich nicht dagegen, denn Karin Becker war eine Frau, mit der er sich sofort verstanden hatte.
    Sie kam aus Köln, hatte aber schon ihre Versetzung beantragt, um in Wiesbaden an einer Schule zu unterrichten. In dieser Stadt wohnte der Kommissar.
    Will schaute auf seine Uhr.
    Es war noch früh am Morgen, aber sie hatten auch noch einen langen Weg vor sich.
    Um elf Uhr sollte die Trauung sein. Jetzt war es sieben. Eigentlich wollten sie um sieben schon fahren. Die Gäste aus England würden den Weg allein finden. Will Mallmann hatte seine Freunde erst abholen wollen, doch John war dagegen gewesen. Sie würden von Frankfurt aus zwei Taxis nehmen.
    Alles war wunderbar geregelt, und eigentlich konnte nichts schiefgehen.
    Wills Stimmung steigerte sich noch, als die Tür geöffnet wurde und Karin das Zimmer betrat.
    Die Lehrerin sah fabelhaft aus.
    Zwar hatte sie ihr weißes Brautkleid noch nicht angezogen, aber auch das andere Kleid stand ihr ausgezeichnet.
    Karin Becker blieb vor der Türschwelle stehen. Sie lächelte. Will war sprachlos.
    »Gefalle ich dir?«, fragte sie.
    Der Kommissar nickte.
    Karin, mit ihren zweiunddreißig Jahren eine voll erblühte Frau, trug das braunschwarze Haar bis auf die Schultern. Sie hatte sich nur leicht geschminkt, und ihre Pupillen erinnerten Will Mallmann an zwei reife Kirschen. Das modische dunkelrote Kleid bestand aus Wildseide und umschmeichelte ihre zauberhafte Figur.
    »Gefalle ich dir?« fragte sie noch einmal und drehte sich im Kreis.
    »Ich bin sprachlos«, erwiderte Will. Er stand auf.
    »Hoffentlich nicht in der Kirche.«
    Will hob beide Hände und drehte die Innenflächen nach außen. »Da werde ich so laut ›Ja‹ rufen, daß es bis weit nach draußen schallt.«
    Karin lachte.
    »Was ist?« fragte der Kommissar.
    »So kenne ich dich gar nicht, Will. Sonst bist du immer so ernst, aber jetzt…«
    »Da ich die schönste Frau der Welt heirate, darf ich mich doch freuen – oder?«
    »Die schönste, Will? Wie vielen hast du das schon gesagt?«
    »Nur dir.«
    Karin
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