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0081 - Der Sensenmann als Hochzeitsgast

0081 - Der Sensenmann als Hochzeitsgast

Titel: 0081 - Der Sensenmann als Hochzeitsgast
Autoren: Jason Dark
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ältere Kollegin. Sie lachte viel und war für jeden Scherz zu haben.
    Im Moment hatte die Singerei Pause. Die drei Jungen und fünf Mädchen mußten sich erst erholen. Wie erschlagen lagen sie in den Sitzen und spielten die Erschöpften.
    Jutta hatte außer ihrem Koffer noch einen Korb mitgebracht. Das bunte Tuch verdeckte die Süßigkeiten, die sie extra für ihre Kinder eingepackt hatte.
    »Wer hat Hunger?«, rief sie.
    Keine Antwort. Die Kinder schauten sie nur an.
    Manche lächelten, andere verdrehten ›erschöpft‹ die Augen. Jutta Mehnert lachte. Sie präzisierte ihre nächste Frage. »Wer hat Hunger auf was Süßes?«
    »Hier!« schrien drei auf einmal.
    »Ich, ich!« Plötzlich war niemand mehr müde. Wenn es um Naschereien ging, wollte jedes der Kinder als erstes am Korb bei der Verteilung sein.
    Die junge Lehrerin lachte.
    Sie griff in den Korb hinein und förderte mehrere Pakete zutage. Kleine Hände streckten sich ihr entgegen, doch Jutta schüttelte den Kopf.
    »So einfach ist das nicht«, sagte sie. »Ihr müßt schon etwas dafür tun.«
    »Was denn?« fragten vier Mädchen.
    »Wir machen jetzt eine Rätselstunde, bei der es Preise zu gewinnen gibt.«
    Nun hatten die Kinder wieder ihren Spaß. Mit Begeisterung waren sie bei der Sache, sprangen von ihren Sitzen, versuchten sogar, über die Rückenlehnen zu klettern, nur um in der Nähe ihrer jungen Lehrerin zu sein.
    Das gefiel Elfriede Kirst gar nicht. Sie schimpfte, und die Kinder wurden ruhiger.
    Jutta begann mit der Rätselstunde.
    Auf der linken Seite der Autobahn huschten bereits die ersten Ausläufer des Odenwalds vorbei. Bewaldete Hügel, zwischen denen der Dunst des Morgens lag. Nebel stieg aus den Tälern. Er sah aus wie dicke Dampfwolken, die ein unterirdisches Kraftwerk in den Himmel blies.
    Der Fahrer, er war ein junger Mann und von Jutta sehr angetan, griff zum Mikrofon. »Hier spricht der Fahrer, das große Krümelmonster«, scherzte er. »Bald werden wir von der Autobahn abbiegen, dann noch eine halbe Stunde fahren, und wir sind da.«
    Die Kinder waren verstummt und hatten der Stimme des Fahrers gelauscht. Als er das Wort ›Ende‹ sagte, jubelten sie. Trotz der Spiele und zahlreicher Süßigkeiten waren sie es leid, solange im Bus herumzusitzen.
    Verständlich.
    Die nächste Ausfahrt tauchte auf.
    Der Fahrer betätigte den Blinker und fuhr über den morgenfeuchten Straßenbelag in die Ausfahrt hinein.
    Felder und Wiesen rechts und links der Straße verschwanden im Nebeldunst. Bunte Blätter lagen auf dem taunassen Gras. Die Luft schmeckte kühl. Der Herbst nahte mit Riesenschritten.
    Eine Ampel hielt den Bus auf. Der runde rote Kreis zerfaserte an seinen Rändern.
    Auf der Autobahn war der Nebel nicht so schlimm gewesen. Hier lag er manchmal wie dicke Watte. Es gab in der Nähe einige Bäche, die eine Dunstbildung noch förderten.
    Der Fahrer mußte die Geschwindigkeit stark drosseln. Er fuhr eine große Kurve, überquerte die Autobahn auf einer Brücke und rollte geradewegs auf die bewaldeten Hügel des Odenwalds zu. Es war ein tolles Bild.
    Nur die Spitzen schauten aus dem Grau der Nebelsuppe, und auf den Gipfeln schien die Morgensonne regelrecht zu explodieren. Die Strahlen sahen aus, als würden sie durch zahlreiche Linsen gebrochen. Die Straße wurde enger. Andere Fahrzeuge kamen dem kleinen Bus entgegen.
    Die Scheinwerfer tauchten geisterhaft aus dem Nebel auf und wirkten wie verschleierte Augen.
    Die Kinder waren ruhig geworden. Zwei Mädchen schliefen sogar. Das frühe Aufstehen hatte sie geschafft.
    Jutta Mehnert zündete sich eine Zigarette an, was ihre ältere Kollegin mit einem mißbilligenden Blick bemerkte.
    Ein kleiner Ort tauchte auf.
    Der Bus fuhr bis zum Ende des Dorfes, wo geisterhaft ein Hinweisschild aus dem Nebel auftauchte.
    Der Fahrer bremste intervallweise, setzte den Blinker rechts und fuhr in eine schmale Straße, die von zahlreichen Bäumen gesäumt war. Als weiche Schicht lagen die herabgefallenen Blätter im Straßengraben. Sie schimmerten vom hellen Gelb bis hin zum tiefen Rot.
    Die Straße wurde enger und kurviger. Hinzu kam der Nebel. Der Fahrer mußte mit der Geschwindigkeit herunter.
    Er ärgerte sich, aber im Herbst mußte man eben mit schlechtem Wetter rechnen.
    Bald wurde es hügeliger. Der Weg führte bergan. Die ersten Ausläufer der Berge waren erreicht.
    Wald begann.
    Rechts und links der Fahrbahn wuchsen die Bäume zusammen. Unterholz bildete einen dichten Dschungel.
    Eine Kurve löste die
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