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008 - Im Bann der Hexe

008 - Im Bann der Hexe

Titel: 008 - Im Bann der Hexe
Autoren: Gimone Hall
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einen Augenblick hinausgegangen war, nahm Beth die Gelegenheit wahr, zu verschwinden. Sie mischte sich mit gesenktem Kopf unter die Menge.
    In der Halle knallten Champagner-Korken, und die Einkäufer waren eifrig dabei, sich Notizen zu machen. Auf der anderen Seite der Halle wurde Marq gerade stürmisch abgeküsst. Beth wollte sich schon abwenden, als er plötzlich hochsah. Aus seinem erschrockenen Ausdruck schloss sie, dass er sie gesehen hatte. Seine Lippen bewegten sich, und obgleich sie zu weit entfernt war, um etwas zu verstehen, wusste sie, dass er ihren Namen gerufen hatte.
    Hastig versuchte sie, sich zur Tür durchzuarbeiten, als sie seine Hand auf ihrem Arm spürte.
    „Beth!“
    Sie brachte es fertig, zu lächeln, während er sie herumdrehte.
    „Ja, ich bin es, Marq. Der Geist Banquos, der zum Bankett kommt. Du scheinst diese Saison einen riesigen Erfolg zu haben.“
    „Wenn es dir nur gefallen hat.“
    „Es war wunderbar!“
    Er lachte fröhlich und führte sie die geschwungene Treppe hinauf in sein Büro.
    „Hu, all diese Leute!“
    Er schloss die Tür hinter ihnen, zog ein Taschentuch heraus und fing an, sich die Spuren von Lippenstift abzuwischen.
    Er rieb heftig, bis seine Wangen ganz rot waren. „Was ist, Beth? Worauf wartest du? Willst du mir nicht auch deinen Stempel aufdrücken?“
    „Nein, Marq!“
    Er sah ehrlich enttäuscht aus. „Ich hätte es wissen sollen.“ Der Schaukelstuhl knarrte, als er sich hineinfallen ließ und die Füße auf den Schreibtisch legte.
    Er griff sich mit der Hand an’ die Stirn. „Ich habe ein Problem! Mrs. Lansing ist begeistert von dem Kleid mit geometrischem Schnitt. Ich glaube, sie will es kaufen. Stell dir vor, wie sie darin aussehen wird! Wie ein geplatzter Mehlsack.“
    Beth nickte. „Wir müssen sie überzeugen, dass sie darin nicht recht zur Geltung kommt, und etwas anderes vorschlagen – vielleicht die Hostess-Pyjamas.“
    Ganz automatisch hatte sie „wir“ gesagt. Marq war früher mit Hunderten solcher Probleme zu ihr gekommen.
    Er hakte sofort ein. „Beth, du musst zu uns zurückkommen. Überzeuge sie für mich! Ich brauche dich für so viele Sachen. Vor allem deine Entwürfe.“
    Sie schüttelte den Kopf. Konnte er glauben, dass sie noch der gleiche Mensch war, der aus dem Vollen geschöpft hatte?
    „Ich bin nur vorübergehend hier“, log sie.
    „Oh! Du gehst zurück nach Massachusetts? In dein Haus dort?“
    „Nein. Nicht dorthin. Es ist auch gar nicht mein Haus.“ Sie zögerte. „Du wirst verstehen, dass mir unter den gegebenen Umständen nichts von Peters Nachlass zugesprochen wurde.“
    „Du weißt also gar nicht, was du machen wirst, oder?“
    „Unsinn! Natürlich weiß ich es.“
    „Was also?“
    Da war sie schön in die Falle gegangen.
    „Ich werde arbeiten“, sagte sie vage.
    „Du wirst hier arbeiten, wo du hingehörst“, sagte er bestimmt.
    Sie wich nicht zurück, als er sie an sich zog, sondern lehnte sich an ihn. Deutlich spürte sie, wie ihre Verkrampfung sich lockerte. Sie hatte nicht gewusst, wie sehr sie gewünscht hatte, hierher zurückzukommen. Es war lange her, dass sie irgendwo hingehört hatte.
    „Lass uns heute zusammen feiern, Beth.“
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Na schön. Wann kannst du zu arbeiten anfangen?“
    „Je eher, desto lieber. Morgen.“
    Er sah ihr nach, als sie die Treppe hinunterging. Er War ein Narr gewesen, dass er sie damals nicht geheiratet hatte. Ob die Chance wohl für immer vorbei war? Ohne seine Abneigung gegen die Ehe wäre das, was sie durchgemacht hatte, vielleicht nie passiert. Er verstand überhaupt nicht, wieso und warum es dazu kommen konnte. Aber Tatsache war, dass Beth Mitchell das Haus Gibson vor acht Jahren verlassen und die letzten drei Jahre in einer geschlossenen Anstalt verbracht hatte.
     

     

„Im Kühlschrank ist gefrorenes Chowmein“, erklärte Karen, als sie die Badezimmertür aufmachte. „Willst du nicht doch lieber mitkommen?“
    Beth, in einen warmen Morgenrock gehüllt, räkelte sich zwischen den Kissen. „Hier ist es viel zu behaglich. Außerdem bin ich müde.“
    Karen nickte. „Vielleicht sollte man es auch nicht gleich übertreiben.“
    Karen, die nicht die geringsten Bedenken hatte, ihre Wohnung mit einer ehemaligen Verrückten zu teilen, hatte unten vor der Tür gewartet, als Beth aus Marqs Büro gekommen war, und darauf bestanden, dass sie ihre alte Wohngemeinschaft wieder aufnahmen.
    Karens Apartment war, wie sie selbst, eine seltsame Mischung
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