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008 - Im Bann der Hexe

008 - Im Bann der Hexe

Titel: 008 - Im Bann der Hexe
Autoren: Gimone Hall
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aus allen möglichen Stilarten, die eine amüsante Dissonanz ergaben. Ein Kaffeetisch mit Glasplatte, ein langhaariger Teppich, Bodenkissen, mit bunter thailändischer Seide bezogene Sessel, Weidenkörbe, afrikanische Schnitzereien und ungezählte Kerzen, mit und ohne Duft und in allen Farben und Größen. Über dem Kamin hing ein Bild von der wieder einmal modern gewordenen Hudson-River-Schule, und auf dem Sims stand ein Keramikstier aus Peru.
    Es war ein warmer Raum, aber etwas daran beunruhigte Beth. Vielleicht war es die seltsame Zusammenstellung von Nippsachen. Besonders irritierten sie die primitiven afrikanischen Stücke, die sie an eine andere, weniger künstlerische Sammlung in Colwood erinnerte.
    Karen musste wohl die gleiche Idee gehabt haben, denn als sie in die Wohnung kamen, war sie rasch an Beth vorbei ins Schlafzimmer gegangen, und Beth hatte gehört, wie eine Schublade hastig auf- und wieder zugemacht wurde; als ob sie rasch etwas hineingeworfen hätte. Besaß Karen nicht eine von diesen westindischen Puppen? Wo mochte sie jetzt sein?
    Karen, die vor dem Toilettentisch saß, fragte über die Schulter hinweg: „Was ist eigentlich mit deinem Kind geworden? Was haben sie mit Starla gemacht?“
    „Das Gericht hat sie Effie übergeben. Es war niemand anders da.“
    „Effie war die Amme, die ihr, du und Peter, eingestellt hattet?“
    „Ja. Starla hing sehr an ihr. Sie sind hier in New York, aber ich weiß nicht, wo.“
    „Wirst du sie sehen können?“ fragte Karen, die gerade ihre Strumpfhosen überstreifte.
    „Nein. Vorläufig nicht. Ich soll mich erst wieder zurechtfinden, wie sie es nennen. Erst wenn der Arzt zufrieden mit mir ist, werde ich sie sehen dürfen. Das ist mein Ziel, sie zu sehen und sie zurückzubekommen. Ich versäume ja soviel. Sie ist jetzt schon sechs Jahre alt.“
    „Ich weiß. Aber tue, was sie sagen, und übereile nichts. Es wird ja gut für sie gesorgt.“
    „Wenn ich dessen nur so sicher wäre!“
    Ihr Ton ließ Karen aufhorchen.
    „Du hast doch nicht immer noch diese komischen Ideen über die Frau?“
    „Wenn ich sie hätte, wäre ich wohl noch eingesperrt. Ich kann sie eben nicht leiden, das ist alles. Man muss ja nicht übergeschnappt sein, wenn man jemanden nicht mag.“
    „Nein. Ich kann auch nicht sagen, dass sie gerade mein Typ war. Ein – oder zweimal habe ich sie ja gesehen.“
    Es klingelte, und Karen schlüpfte rasch in ein Paar Goldpumps.
    „Karen!“
    „Ja?“
    „Wer hat Marq denn jetzt?“
    „Ich nehme an, ich bin es, soweit ihn überhaupt jemand haben kann. Willst du ihn zurück?“
    „Danke, nein.“
    „Das habe ich mir gedacht. Immer noch die Vorliebe für volle Keksdosen und Blumen auf dem Fensterbrett. Sehe ich anständig aus?“
    „Wunderbar!“
    Nachdem Karen fort war, ging Beth in die Küche. Es stimmte, dass sie selbst nach ihren Erfahrungen in der Ehe immer noch eine Schwäche für Topfblumen und Keksdosen hatte, und somit fiel Marq aus. Karen hatte sie gewarnt, es würde nicht gehen, auch nicht mit Haute-Couture-Windeln, aber Beth hatte nicht gehört. Die ganze Welt schien mit dem Duft von Marqs Bouquets aus weißen und rosa Rosen erfüllt gewesen zu sein, und sie hatte sich immer mehr in ihn verliebt. Bis er eines Abends ein Arrangement vorgeschlagen hatte, so wie andere Männer einen Heiratsantrag machen. Er schien überrascht, ja sogar verletzt gewesen zu sein, als sie ihn abgewiesen hatte, und da hatte sie plötzlich begriffen, dass er ihr soviel angeboten hatte, wie noch nie einer anderen Frau.
    Danach hatte sie Peter Mitchell kennen gelernt, einen Fotografen, der die Aufnahmen zu einem Artikel über Marq in der Vogue gemacht hatte. Von Anfang war Peter und nicht sie es gewesen, der ernste Absichten gezeigt hatte. Er hatte fast noch bevor er die Schönheit ihrer nachtschwarzen Augen bewundert, von dem alten Haus in Massachusetts gesprochen, das seiner Familie seit undenklichen Zeiten gehörte.
    Sie hatte seine Werbung als etwas seltsam empfunden, aber sie akzeptiert. Für Marq war sie eine romantische Laune gewesen, ein Schmuckstück, das ihm lieb und wert war. Peter schien sie zu brauchen. Das Leben war durch ihn reicher geworden und hatte für sie eine andere Dimension bekommen.
    Sie drückte ihre Zigarette im Aschenbecher auf der Kommode des Schlafzimmers aus und konnte nicht widerstehen, die Schublade aufzuziehen. Die Puppe aus glänzendem Ebenholz lag zwischen den Seidenschals. Die Augen aus Similisteinen glänzten
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