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008 - Die Pest frass alle

008 - Die Pest frass alle

Titel: 008 - Die Pest frass alle
Autoren: Larry Brent
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holprige
Pfad verengte ein wenig.
    Er war jetzt
nur noch so breit, daß die Kutsche genau gepaßt hätte. Links und rechts des
Weges markierten Steine und Felsbrocken den Verlauf des Pfades. Vor sich schon
erkannte sie die silhouettengleichen Umrisse der Geisterstadt.
    Hinter
morschen Eisenpfählen lag der ehemalige Friedhof, in dem der Wind zwischen den
Grabsteinen säuselte. Weit und breit kein Geräusch. Einsamkeit, Stille, Verlassenheit.
Minutenlang verharrten die sechs Menschen in der Bewegung.
    »Sieht ja ein
bißchen unheimlich aus«, bemerkte die grazile Anne Brighton. Ihre Stimme klang
keineswegs mehr so sicher wie gewohnt. »Also allein möchte ich hier nicht
sein.«
    »Ich auch
nicht«, pflichtete Eve Thornton ihr bei. Ihre großen Augen suchten die Umgebung
ab. Langsam schweiften die Blicke der Negerin über die zerfallenen Häuser. »Man
könnte meinen, wir würden von dort beobachtet, findet Ihr nicht auch?«
    Ehe jemand
eine Antwort darauf geben konnte, sagte Patric Lones heftig: »Nun mach mir die
Gruppe nicht verrückt, Eve! Es gibt keine Geister, ist das klar? Du kannst
deinen Aberglauben pflegen, so lange es dir paßt, aber laß uns bitte nicht
daran teilnehmen.«
    Mit jedem
Wort, das er sagte, ließ er sie merken, daß er keine Schwarzen mochte. Die
Tatsache, daß er sich überhaupt an Eve Thornton gewandt hatte, war schon ein
Wunder. Aber auch Patric Lones war abhängig, er mußte den Wünschen seiner
Auftraggeber gerecht werden. Und die Werbeagentur, die Andersons Produkte
vertrat, bestand darauf, eine Negerin in den Werbespots erscheinen zu lassen.
Man wollte auch den fernsehenden Farbigen in den Staaten plausibel machen, daß
man mit Andersons Deo-Produkten leichter, sicherer und vor allen Dingen auch
erfolgreicher durchs Leben kam.
    »Ja, okay,
schon gut«, preßte Eve Thornton hervor. Das Lächeln auf ihrem hübschen Gesicht
erlosch wie die Flamme einer Kerze, die man ausblies. »Aber ich glaube, daß ich
doch das Recht habe, von meinen Gefühlen zu sprechen, wann immer es mir paßt.«
    Es wäre
sicher zu einem Streit gekommen, hätte die ruhige, besonnene Anne Brighton
nicht eingegriffen. Sie hakte die charmante Eve Thornton unter und löste sich
mit ihr von der Gruppe.
    »Wir gehen
schon mal«, rief sie über die Schulter hinweg. »Wenn ihr Lust habt, könnt ihr
ja nachkommen.«
    »Ich finde
ihn widerlich«, bemerkte Eve Thornton, ihr Atem flog. Sie zitterte am ganzen
Körper. »Bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit läßt er mich spüren,
daß ich anders bin als er.«
    »Er hat
seinen Spleen, Eve, daran kann man nichts ändern.« Anne Brightons Stimme klang
belegt. »Manchmal kommt es über ihn, daß muß er einfach gehässig werden.
Erledige deine Arbeit, du wirst gut dafür bezahlt - und dann bist du ihn wieder
los.«
    »Ich hätte
den Vertrag nicht unterschreiben sollen«, murmelte Eve. In ihren Augen
schimmerte es feucht.
    »Er kann ein
Sprungbrett nach oben für dich sein.«
    »Ja, das ist
wahr. Nun, vergessen wir den Vorfall. Machen wir gute Miene zum bösen Spiel. Es
ist nur gut, daß nicht alle so sind wie Lones.«
    Bei diesem
Gespräch hatten sie die Main Street der Geisterstadt erreicht. Die dunklen
Ruinen ragten in den dämmrigen Himmel. Die Luft war trocken, noch immer heiß
und staubig. Hinter den Lehmhütten zeigte sich ein Rest von Wüstenvegetation.
Ausgetrocknetes Gras wuchs in den einstmals bewohnten Räumen. Ein heißer Wind
wehte zwischen den toten Fensteröffnungen und bewegte die morschen Türen hin
und her, so daß ein leises Quietschen ständig die Luft um sie herum erfüllte.
    Mitten auf
dem Weg vor ihnen war eine dunkle, kuppenartige Erhöhung. Eve Thornton ging
darum herum, Anne Brighton wollte darübersteigen. Sie spürte das Weiche, das
Schwammartige, das Schmatzende und merkte, daß sich der angebliche Erdhügel
bewegte und menschliche Laute von sich gab, als das Fotomodell mit dem Fuß
dagegenstieß.
    Schwammige
Armstummel regten sich und umgriffe ihre Fußgelenk. Feuchte große Augen
starrten zu ihr empor.
    Anne Brighton
schrie, als würde sie am Spieß stecken. Und ihr Schreien hallte schaurig durch
die Wüste.
    Die anderen
hörten den markerschütternden Aufschrei.
    Patric Lones
und James Rint blickten sich an. Rint bewies auch in dieser Situation, daß er
schnellere Entscheidungen zu treffen verstand als der junge Produzent.
    Er sprintete
los. In der Dämmerung vor sich sah er die zurückweichende Eve Thornton, die den
Arm der schreienden Anne
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