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0078 - Im Geisterreich der Wikinger

0078 - Im Geisterreich der Wikinger

Titel: 0078 - Im Geisterreich der Wikinger
Autoren: Hans Wolf Sommer
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nach dem Pfeil, zog ihn aus seinem Körper heraus und warf ihn achtlos zur Seite. Dann endlich ging auch er auf Tauchstation, anscheinend in keiner Weise von dem tückischen Pfeilschuß beeinträchtigt.
    Zamorra, lang auf dem schwammigen Wiesengrund ausgestreckt, sah es mit größtem Erstaunen. Er hätte wetten mögen, daß der Pfeil mindestens eine Handbreit in Cols Unterleib eingedrungen war.
    Aber das mußte wohl eine optische Täuschung gewesen sein. Ein Mensch mit einer so schweren Verletzung konnte nicht derartig kontrolliert handeln, wie Col es getan hatte. Wahrscheinlich hatte sich die Spitze des Geschosses irgendwo in der Kleidung des Mannes verfangen. An der Gürtelschnalle vielleicht.
    Er fand jetzt nicht die Zeit, weiter über das kleine Intermezzo nachzudenken. Die heimtückischen Wegelagerer unter den Bäumen hatten einen zweiten Geschoßhagel vom Stapel gelassen. Diesmal jedoch trug ihr Angriff keine Früchte. Der Professor und seine Begleiter waren in ganzer Körperlänge in den Morast eingesunken, und die dichtstehenden, langen Gräser sorgten für ausreichenden Sichtschutz. Man konnte sie mit Sicherheit von den Bäumen aus nicht sehen. Deswegen war es nicht weiter verwunderlich, daß die Pfeile und Spieße der zweiten Serie harmlos irgendwo in der näheren und weiteren Umgebung niedergingen, ohne den geringsten Schaden anrichten zu können.
    Dennoch war die Situation äußerst unerquicklich und gefährlich.
    Wenn die unbekannten Angreifer aufhörten, blind in die Gegend zu schießen und statt dessen sorgfältig dorthin zielten, wo sich das Gras bewegte, würde Rupert Marre nicht lange der einzige Tote bleiben.
    Lejeune tat sein Bestes, um den Heckenschützen das Ziel leichter zu machen. Wie ein Walroß wälzte er sich im Schlamm, stieß dabei erbitterte Flüche aus.
    »Scheißdreck verdammter! Wenn ich eins immer aus tiefster Seele verabscheut habe, dann sind das Moorbäder!« Er spuckte braunes Wasser aus, das ihm in den Mund geraten war.
    »Mann, bleiben Sie gefälligst still liegen!« zischte der Professor.
    »Sie sind ja schlimmer als eine ganze Herde von Elefanten. Wollen Sie unbedingt so einen Speer in den Leib kriegen?«
    Zamorra hatte die Worte kaum gesagt, als sich die Folgen von Lejeunes Unbeherrschtheit auch schon zeigten. Wieder flogen Speere und Pfeile heran. Und diesmal handelte es sich nicht um eine überhastet abgefeuerte Salve. Die Spitzen der hölzernen Waffen bohrten sich in unmittelbarer Nähe der Männer in das Erdreich. Ein kunstlos geschnitzter Speer durchdrang Zamorras Hemdsärmel und drückte seine Hand tief in den Morast.
    Das war ein Signal für den Professor. Hier länger liegenzubleiben war gleichbedeutend mit langsamem Selbstmord. Es mußte etwas geschehen. Und das rasch.
    Mit vorsichtigen Bewegungen befreite er seinen Ärmel von dem Holzschaft. Dann tastete er nach dem Schulterholster, in dem er gewohnheitsmäßig seinen Revolver mit sich führte. Er ergriff die Waffe, entsicherte sie und umklammerte sie mit fester Hand. Dabei fühlte er Cols Blicke auf sich ruhen. Ein undefinierbarer Ausdruck lag in ihnen. Und beinahe überraschend lächelte der Mann in diesem Augenblick ausnahmsweise nicht. Anscheinend war auch ihm jetzt klar geworden, daß es wirklich kaum etwas zu lächeln gab.
    Zamorra hatte keine Ahnung, wer die Männer waren, die sich hier in diesen Hinterhalt gelegt hatten. Er hatte sie vorhin, als sie so überraschend unter den Bäumen aufgetaucht waren, nur ganz flüchtig gesehen. Gedrungen wirkende Burschen in grauen Wämsern und formlosen Hosen. An einem zweifelte er jedoch nicht: Diese Männer waren niemals Bürger des zwanzigsten Jahrhunderts. Ihr Aussehen und vor allen Dingen ihre vergleichsweise primitiven Waffen ließen kaum einen anderen Schluß zu.
    Dieser Umstand gab ihm eine leichte Hoffnung. Männer, die mit Speeren und Pfeilen kämpften, kannten wahrscheinlich gar keine Feuerwaffen. Vielleicht gelang es, sie mit dem Revolver so einzuschüchtern, daß sie ihre Belagerung aufgaben.
    Bemüht, sich nicht vorzeitig zu enttarnen, stemmte sich Zamorra ganz langsam hoch. Besser wäre es gewesen, mit einem schnellen Satz aufzuspringen, ein, zwei Schüsse abzufeuern und anschließend sofort wieder in Deckung zu gehen. Das jedoch war nicht möglich.
    Der zähflüssige Morast hing wie ein Zentnergewicht an ihm, ließ keine explosiven Bewegungen zu.
    Schließlich hatte er sich so weit aus dem Schlamm gelöst, daß er hochrucken konnte. In Sekundenbruchteilen
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