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0078 - Im Geisterreich der Wikinger

0078 - Im Geisterreich der Wikinger

Titel: 0078 - Im Geisterreich der Wikinger
Autoren: Hans Wolf Sommer
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»Schließlich hatten wir nicht vor, eine größere Landpartie zu unternehmen.«
    »Schaffen wir es oder schaffen wir es nicht?« schaltete sich Legrand ungeduldig ein. »Wenn nicht, müssen wir zuerst zurück nach St. Briand, um nachzutanken.«
    »Das geht nicht. Du weißt, daß die Tankstelle nicht mehr da ist, Roger!«
    »Mensch, Rupert! Stell dich doch nicht so schwerfällig an. Dein verdammter Trecker ist nicht das einzige Fahrzeug im Ort. Wir könnten ein paar andere Tanks melken.«
    Rupert Marre nickte. »Das könnten wir tun, ja.«
    Sein älterer Bruder war dagegen. Wie ein biblischer Prophet, der das auserwählte Volk warnte, zeigte er zum Himmel, wo die Graufront näher herangezogen war.
    »Wir würden zu viel Zeit verlieren«, meinte er. »Entweder wir fahren sofort oder heute gar nicht mehr.«
    Rupert Marre überlegte kurz, und drehte sich dann zu seinem Trecker um.
    »Versuchen wir es«, sagte er und kletterte wieder auf den Fahrersitz. Auch die anderen Männer stiegen wieder in den Gemüsewagen. Marre fuhr los.
    Das Fortkommen landeinwärts war weitaus beschwerlicher als die Fahrt längs des Strands. Das Gelände präsentierte sich als unwegsam in höchster Potenz. Erdhügel, Felsbrocken, Pflanzendickichte wechselten einander ab. Marre mußte so manches Hindernis umfahren, konnte jedoch nicht verhindern, daß die Männer im Anhänger durchgeschüttelt wurden wie Goldnuggets in einem Sieb. Der Gemüsewagen tanzte nur so über den Untergrund und drohte mehr als einmal umzukippen. Langsam stieg das Gelände an.
    Die fernen Häuser kamen nur ganz gemächlich näher. Die Sichtmöglichkeiten wurden zudem durch eine größere Baumgruppe erschwert, die sich dazwischengeschoben hatte.
    Dann, nach mehreren Kilometern, änderte sich der Charakter des Bodens. Er wurde wieder flach, Steine und Erdhügel verschwanden.
    Eine ausgedehnte, wild wuchernde Wiesenlandschaft, durchzogen von einzelnen geduckten Baumgruppen, beherrschte jetzt die Szenerie.
    Das Erdreich wurde feucht und glitschig. Die typische bretonische Heide begann überraschend nahe am Meeresufer bereits. Zamorra sah mit einer gewissen Besorgnis, wie die großen Hinterräder des Treckers immer tiefer einsackten. Der Boden schien an ihnen zu ziehen wie tausend gierige, saugende Mäuler.
    Und dann kam das, was kommen mußte. Der Traktor fuhr sich fest. Zäh drehten sich die Reifen im moorigen Untergrund, fanden keinen festen Halt mehr. Die Motorkräfte des Treckers verpufften ins Leere. Schwarzer Schlamm wurde aufgewühlt und flog den Männern im Anhänger um die Ohren.
    Rupert Marre stellte die Maschine ab. Er drehte sich um und sagte:
    »Ich habe Sie gewarnt!«
    Damit kam er dem Viehhändler gerade recht.
    »Was haben Sie?« tobte er mit zornrotem Gesicht. »Von zu wenig Sprit haben Sie gequasselt. Ganz bestimmt nicht davon, daß Sie Ihre Mistkarre in den Dreck kutschieren.«
    In gewisser Weise mußte ihm Zamorra recht geben. Was das Malheur besonders ärgerlich machte, war die Tatsache, daß sie von ihrem Ziel jetzt nicht mehr weit entfernt sein konnten. Hinter der nächsten Baumgruppe, den Blicken noch entzogen, mußten die Häuser stehen. Ein, zwei Kilometer weiter, und sie hätten es geschafft gehabt.
    Aber solche Überlegungen führten jetzt zu nichts. Die Karre steckte im Dreck – in des Wortes doppelter Bedeutung. Sie mußte schnellstens wieder herausgezogen werden.
    Mit energischen Worten unterband er die Streiterei zwischen Lejeune und Rupert Marre, die inzwischen in vollem Gange war.
    »Aufhören!« befahl er. »Wir haben jetzt keine Zeit für Kindereien. Versuchen wir, den Trecker wieder flottzumachen.«
    »Und wie?« schimpfte der Viehhändler. »Wollen Sie vielleicht schieben? Bei diesem glitschigen Boden werden wir nur auf die Fresse fallen, sonst gar nichts.«
    Zamorra beachtete ihn nicht weiter. Außer Pöbeleien hatte der Mann offenbar nichts zu bieten.
    »Wir müssen versuchen, bis zu den Bäumen da drüben zu kommen«, sagte er. »Wenn wir ein paar dünnere Stämme unterlegen, kommt der Trecker wieder frei.«
    Niemand hatte eine bessere Idee. Col schien zwar noch etwas sagen zu wollen, unterließ es dann aber doch. Statt dessen lächelte er nur wieder auf seine penetrante Art und Weise.
    »Also los!« kommandierte der Professor. »Sonst verlieren wir noch mehr Zeit.« Er begleitete seine Worte mit einem schnellen Blick zum Himmel. Schon standen die ersten Wolken über ihnen. Noch sah es nicht so aus, als ob es jeden Augenblick anfangen
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