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0078 - Im Geisterreich der Wikinger

0078 - Im Geisterreich der Wikinger

Titel: 0078 - Im Geisterreich der Wikinger
Autoren: Hans Wolf Sommer
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machte er einen gewaltigen Satz nach vorne, kam wieder zurück.
    Das Adrenalin schoß in Zamorras Blutbahnen. Würde das Untier jetzt nachholen, was es gerade versäumt hatte? Würde es seine Blutgier jetzt auch an ihnen stillen wollen?
    Er wußte, daß er in diesem Fall keine Chance haben würde. Längst war er sich darüber klar geworden, daß die Bestie nicht in die normale Welt gehörte. Sie war ein Geschöpf des Bösen, ein Geschöpf aus der Dimension der Finsternis. Seine Vermutung, daß Dämonen im Spiel waren, hatte seine endgültige Bestätigung gefunden.
    Der unheimliche Wolf war jetzt fast heran. In dem Bewußtsein, absolut machtlos gegen eine Attacke zu sein, schloß der Professor die Augen. Ohne sein Amulett…
    Wieder drang der Pesthauch der Hölle auf ihn ein. Und wieder zischte es, als der Geifer des Unholds in den Morast tropfte. Mehr jedoch geschah nicht. Abermals hatte ihnen der Höllenwolf nichts zuleide getan.
    Als Zamorra zwei Sekunden später die Augen wieder öffnete, war die Bestie verschwunden.
    Aber nicht allein!
    Auch Monsieur Col war nicht mehr da.
    ***
    Sie waren viel schneller heran als erwartet. Torpedos gleich schossen sie über die Wellen. Die Segel waren längst gefallen. Peitschende Ruderschläge trieben die Drachenboote unaufhaltsam dem Ufer entgegen.
    Den Leuten von St. Briand war praktisch keine Zeit geblieben, sich auf die Ankunft der Fremden vorzubereiten.
    Nur wenigen Minuten waren seit Nicole Duvals Alarm vergangen, und die hatten bei weitem nicht ausgereicht.
    Wikinger…
    Es war unfaßbar, aber allem Anschein nach wahr.
    Das Gespenst der Angst ging um in St. Briand.
    Nervös blickten Einheimische und Touristen den Ankömmlingen entgegen. Nicht aus allernächster Nähe, sondern in einigem Abstand von der Uferlinie. Sie hielten sich fast alle in den zum Strand hin gelegenen Räumen des Hotels Belle-Ile und der benachbarten Häuser auf und starrten aus den Fenstern.
    Und dann war es so weit.
    Die Boote landeten. Offensichtlich hatten sie kaum Tiefgang, bestimmt nicht mehr als einen Meter. Sie kamen bis auf wenige Meter an den Strand heran, denn erst dort liefen die Kiele auf Grund.
    Die schlimmsten Befürchtungen schienen sich in vollem Umfang zu bestätigen.
    Die vier schwarzen Schiffe waren noch nicht einmal zur Ruhe gekommen, als sie schon heraussprangen und durch das knietiefe Wasser an Land wateten.
    Eine beinahe unübersehbare Schar war es. Sie quollen regelrecht aus den Booten hervor, wurden mehr und mehr. Hunderte von Männern…
    Furchterregende, wüst aussehende Gesellen. Groß, breit wie Kleiderschränke, mit überwiegend rotblonden Mähnen und Bärten. Helle Augen, in denen die ungestüme Wildheit funkelte. Sie trugen enganliegende Hosen und leuchtende wamsartige Kittel.
    Und sie alle waren bis an die Zähne bewaffnet. Schwerter mit spitz zulaufenden, zweischneidigen Klingen… langschäftige Streitäxte, deren Schneiden nach unten gezogen waren … Lanzen, Messer, Bogenwaffen …
    Einige von ihnen trugen Lederhelme und runde, etwa metergroße Schilde, die ebenfalls mit Leder bespannt waren.
    Wie eine Herde rasender Rinder stürmten sie den Strand hoch, den Häusern entgegen. Dabei brüllten sie auch wie die Stiere –Kampfgeschrei, das das Blut in den Adern gerinnen ließ. Begleitet wurde das kaum noch menschlich zu nennende Gebrüll von schauerlichen, blechernen Tönen, die irgendeinem Blasinstrument, einer Lure wahrscheinlich, entlockt wurden.
    Einer der Rotbärtigen schwang eine große Fahne. Roter, züngelnder Drache auf weißem Grund.
    Die wilde Horde erreichte die hinteren Eingänge der ersten Häuser.
    ***
    Nicole war eine der ersten, die mit unumstößlicher Sicherheit erkannte, was die Uhr geschlagen halte.
    Die Schlächter aus dem Norden!
    Ja, es gab für sie keinen Zweifel. Als sie wie die reißenden Raubtiere aus ihren Drachenbooten gesprungen waren, offenbarten sich ihre Absichten von selbst. Sie waren gekommen, um Tod und Verderben zu bringen. Genau wie sie es damals zur Zeit des Frankenreichs getan hatten, als sie wie Berserker über die Gestade Mitteleuropas hereinbrachen, mordeten, schändeten, rauchten und brandschatzten.
    Damals?
    Vielleicht, ja wahrscheinlich sogar, war das Damals längst zum Heute geworden. Wahrscheinlich hatte die unbekannte dämonische Macht ganz St. Briand in die Zeit des neunten oder zehnten Jahrhunderts versetzt.
    Nicole nahm sich nicht die Zeit, weiter über das Wann und Wie nachzudenken. Sie mußte raus aus dem
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