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0078 - Der Todeszug

0078 - Der Todeszug

Titel: 0078 - Der Todeszug
Autoren: Walter Appel
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Erscheinen der Höllenhand. Soviel verstand Suko doch, denn einige Brocken Italienisch hatte er gelernt oder inzwischen aufgeschnappt.
    Suko aß geruhsam. Er saß allein am Tisch, und es gefiel ihm nicht besonders, als zwei jüngere Männer sich ohne zu fragen zu ihm gesellten. Es waren keine besonders netten Typen. Suko hatte ein feines Gespür für so etwas.
    Der eine war ziemlich klein und stämmig und kompakt gebaut. Er trug ein quergestreiftes Hemd, das eng anlag und dessen Ärmel nur die Hälfte der Oberarme bedeckten. Der Kerl hatte einen Bizeps wie ein Gewichtheber und eine plattgeschlagene Nase.
    Seine Unterarme waren mit Anker, Seejungfrauen und anderen Motiven tätowiert. Sein Kumpan war größer und schwergewichtiger. Er kleidete sich mit Talmi-Eleganz, die ölige Schmachtlocke fiel ihm in die Stirn.
    Wenn er den Mund öffnete, dann zeigte er Zähne, die jeden Dentisten die Hände hätten über dem Kopf zusammenschlagen lassen. Er stank aus dem Hals nach Wein und Knoblauch und hatte tückische Augen und ein falsches Lächeln.
    Aber es handelte sich um ein öffentliches Lokal zum Hotel gehörten auch ein Gaststätten- und Restaurantbetrieb und Suko mochte die beiden nicht von seinem Tisch verweisen. Sie bestellten gleich einen Krug Wein und Grappa, den scharfen Tresterschnaps, und luden Suko zum Mittrinken ein.
    Höflich, aber bestimmt lehnte der Chinese ab. Die beiden fingen dennoch ein Gespräch mit ihm an. Der Tätowierte war ein paar Jahre zur See gefahren, wie er sagte, und sprach ein schauriges, mit Slang- und Matrosenausdrücken vermischtes Englisch.
    »Du warst also bei dem Spuk dabei, Zitrone«, sagte er zu Suko. »Für dich und deinen Kumpel, den langen Engländer, haben sich die Carabinieri besonders interessiert. Als du diese Geisterhand gesehen hast, da hast du dir bestimmt in die Hosen geschissen, was, Gelber?«
    Suko wollte bezahlen. Aber der Tätowierte und sein Kumpan lachten und hielten ihn auf.
    »Nimm es uns nicht übel, Zitrone. Wir haben nur ein wenig Spaß gemacht, wir sind nicht mehr ganz nüchtern, mußt du wissen. Von uns beiden könntest du eine Menge erfahren, wenn du einen mit uns trinken würdest. Wir stammen hier aus der Gegend und wissen über alles haargenau Bescheid, was, Paolo?«
    Der schmachtlockige Paolo nickte. Suko akzeptierte ein Glas Wein und trank auch einen Grappa mit. Aber die beiden Kerle erzählten ihm keineswegs interessante Neuigkeiten. Sie versuchten vielmehr, ihn auszuhorchen.
    Wer er wäre, was er und sein Begleiter hier wollten, weshalb die Carabinieri so einen Aufwand mit ihnen getrieben hätten. Suko wurde es bald zu bunt, es war schon nach 23 Uhr, und er sagte, er wolle zu Bett gehen.
    »Du bist aber eine richtig sture Zitrone«, stichelte der Tätowierte. »Du meinst wohl, du wärst was Besseres, wie?« Sein Kumpan Paolo stieß ihn an, und er wurde gleich wieder vertraulich. »Soll ich dir eine Frau beschaffen, Zitrone? Eine feurige Italienerin? Ich habe Beziehungen. Von mir kannst du alles kriegen.«
    Mit vielsagender Geste rieb er Daumen und Zeigefinger der rechten Hand gegeneinander. Suko dachte an seine Freundin Shao, die in London zurückgeblieben war. Er hätte aber ohnehin keine Interessen gehabt.
    »Die Frauen, die du kennst, haben bestimmt alle die Krätze oder etwas anderes in der Richtung«, brummte Suko unfreundlich. Das dauernde Zitrone-Gerede ging ihm auf die Nerven. »Trinkt allein weiter.«
    Der Tätowierte hieb mit der Faust auf den Tisch und wollte aufbegehren. Aber da trat der Wirt hinzu und wies die beiden zurecht. Er verbat es sich, daß sie seine Gäste belästigten.
    »Wenn ihr hier weitertrinken wollt, dann stellt euch an den Tresen«, befahl er. »Wenn es euch nicht paßt, verschwindet!«
    Brummend zogen die zwei mit ihrem Weinkrug zum Tresen ab. Als Suko die Mahlzeit und seinen Wein bezahlt hatte, gab ihm der Wirt mit ein paar Brocken Englisch und Gesten zu verstehen, daß er sich mit dem Gesindel nicht abgeben solle.
    »Mafiosi«, sagte der Wirt und fuhr sich mit dem Daumen über die Kehle. »Nix gut. Aufpassen!«
    Suko nickte. Es konnten nur kleine Lichter und Handlanger eines Mafia-Dons sein. Sonst hätte der Wirt es nicht gewagt, sie zurechtzuweisen. Suko verließ die Gaststube. Doch statt die Treppe zu den oben gelegenen Zimmern hinaufzusteigen, überlegte er es sich anders.
    Der Grappa hatte einen schlechten Geschmack in seinem Mund hinterlassen. Wegen der verqualmten Luft in der Gaststube und des Schlages, den er am
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