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0078 - Der Todeszug

0078 - Der Todeszug

Titel: 0078 - Der Todeszug
Autoren: Walter Appel
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Lok schwer zu kämpfen hatte.
    Als ich den vordersten Waggon erreichte und gerade die Stativlampe vom Rücken nehmen wollte, sah ich vor mir ein Flimmern in der Luft. Im nächsten Augenblick stand Pietro der Satan vor mir. Der vorher eher zierliche, junge Mann hatte sich verwandelt.
    Er war gewachsen und überragte mich jetzt. Als er den Mund öffnete, bleckten zwei lange, dolchspitze Vampirzähne darin.
    »Asmodis hat mir meinen größten Wunsch erfüllt!« grollte er, »Ich spüre die Kraft der Hölle in mir. Ich bin ein Dämon!«
    Aufbrüllend warf er sich auf mich. Er riß mich um, die Lampe lag neben mir, vom Lederriemen gehalten. Die Hände Pietros des Satans legten sich wie Stahlklammern um meine Kehle. Wir rollten zur Kante des Waggondaches hin.
    Mein Kopf ragte über die Kante ins Leere, und Pietro der Satan drückte derart, daß er mir fast das Genick brach. Was ich auch versuchte, ich konnte ihn nicht abschütteln. Und unaufhaltsam fuhr die Lok auf das Höllentor zu, das sich bereits manifestiert haben mußte.
    Gleich mußte die Höllenhand erscheinen und den Zug packen! Warum bremste Suko nicht? Ich versuchte, das silberne Kreuz an meinem Hals zu erreichen und gegen den Körper des Vampirs zu pressen.
    Doch mir schwanden bereits die Sinne. Aber dann heulte der Vampir auf, sein Griff lockerte sich.
    Ich konnte die mörderischen Hände abschütteln. Da sah ich es. Der Hubschrauber der Gebirgsjäger, dessen Einsatz ich am Nachmittag bestellt hatte, war dem Zug gefolgt und flog jetzt genau im richtigen Moment über die Berge.
    An der Unterseite des Hubschraubers flammte ein großes Kreuz von Leuchtröhren, an einem Gestänge montiert. Der Anblick hatte den Vampir erschreckt und bei ihm einen Schock mit einem kurzen Schwächeanfall verursacht.
    Bevor Pietro der Satan sich wieder fing, schüttelte ich ihn ab, rollte mich zur Seite und warf den Vampir über die Waggonkante. Er fiel, versuchte noch, sich festzuhalten, und stürzte deshalb besonders unglücklich.
    Er schlug direkt neben dem Zug auf, sein Oberkörper fiel nach vorn. Unter die Räder. Einem Dämon vom Rang des Schwarzen Todes oder des Spuks hätte das nichts geschadet. Aber für ein dämonisches Wesen niederer Kategorie wie Pietro den Satan war es tödlich.
    Sein Todesschrei gellte. Ich keuchte. Über dem Zug flog der Hubschrauber eine Schleife, die Leuchtröhren des Kreuzes blinkten auf. Ich schaute nach vorn und erschrak sehr.
    Denn die Lok hatte den Anfang der Brücke schon erreicht. Düsterrot und riesig, von Dämpfen umwabert, gähnte das Tor zur Hölle. Heraus aber streckte sich, weit geöffnet, die Hand des Satans, qualmend, von gelbem und rotem Schein umlodert, mit krallenartigen Fingernägeln.
    Jene Höllenhand, die Asmodis durch Aldo Frascatis Verblendung und Narrheit hatte schaffen können.
    Dann erfolgte der Ruck, der mich fast vom Waggondach gefegt hätte. Jetzt endlich bremste Suko. Die Räder kreischten. Doch der Zug fuhr noch ein gutes Stück. Ich mußte mich festkrallen. Flach auf dem Bauch liegend packte ich die Lampe.
    Das Stativ konnte ich nicht erst ausziehen. Es mußte auch so gehen. Zehn Meter vor dem Höllentor stand die Lok endlich. Aber diese Entfernung war viel zu kurz. Die Höllenhand griff zu, sie legte sich schwer auf die Lokomotive.
    Sie drückte derart zu, daß die gemauerte Brücke zu bröckeln begann und sich verformendes Metall kreischte. Eine Hitzewelle raste über mich weg, und höllisches Geheule gellte. Ich riß mir das Kreuz vom Hals, schaltete die Stablampe ein und hielt das Kreuz gegen das Lampengehäuse.
    Nichts geschah. Die Stablampe projizierte zwar zwei sich kreuzende Lichtbalken auf die Höllenhand, aber das schien ihr nicht viel zu schaden. Die riesige Hand schüttelte die Lok, drückte sie zusammen und zog den ganzen Zug vor.
    Jetzt hörte ich die Teufelsanbeter und ihre Gäste im Waggon schreien. Von vorn gellte ein Schrei, ein paar Schüsse krachten. Suko lebte und kämpfte also noch.
    Aber was sollte er gegen die Höllenhand ausrichten?
    »Michael! Gabriel! Uriel! Raffael!« schrie ich verzweifelt.
    Ein dröhnendes, satanisches Gelächter gellte.
    Die Stimme Asmodis’, des Herrn der Hölle, hallte wie Donnergrollen: »John Sinclair, Suko, jetzt habe ich euch! Und die anderen mit! Ihr jämmerlichen Würmer, wie könnt ihr es wagen, Asmodis widerstehen zu wollen?«
    Ich versuchte es zum letzten Mal. Ich hielt das untere Ende meines geweihten silbernen Kreuzes in den grellen gebündelten Lichtstrahl,
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