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0078 - Der Todeszug

0078 - Der Todeszug

Titel: 0078 - Der Todeszug
Autoren: Walter Appel
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einschaltete.
    Unser Schlachtplan stand fest. Den Personenzug von Tivoli nach Celano etwa ausfallen zu lassen, wäre ein krasser Fehler gewesen. Denn dann hätte Asmodis nur anderswo zugeschlagen.
    Aus dem gleichen Grund empfahl sich auch keine Verhaftung der Teufelsanbeter in Rom. In dieser Nacht schliefen wir in unserem Hotel ruhig und ungestört.
    Am nächsten Tag war einiges zu erledigen. Suko betätigte sich am Bahnhof, wo er es lernte, eine Dampflok zu bedienen. Ich hatte ein paar Vorbereitungen zu treffen. Gespräche mit staatlichen Stellen und der Eisenbahndirektion waren zu führen.
    Von jenem Zug abgesehen, der um 20 Uhr 10 von Tivoli abfuhr, sollte die Strecke in der kritischen Zeit frei bleiben. Die Gebirgsjäger erhielten den Auftrag, einen Hubschrauber auszurüsten.
    Am späten Nachmittag traf per Hubschrauber aus Rom eine Lampe ein, die in einer Armeewerkstätte speziell hergestellt worden war. Der starke Batteriescheinwerfer hatte ein Stativ, das auf drei Magnetplatten ruhte. Vorn an der Lampe steckte ein Aufsatz mit einem kreuzförmigen Schlitz.
    Wenn man die Lampe einschaltete, wurde ein je nach Distanz bis zu zehn Metern großes Kreuz auf das angestrahlte Objekt projiziert. Da ich mir nicht sicher war, ob dieses Lichtkreuz bei der Höllenhand etwas ausrichtete, wollte ich die Lampe beim Einsatz mit meinem geweihten silbernen Kreuz berühren.
    Der Leutnant und vier Carabinieri, die sich freiwillig gemeldet hatten, sollten in Tivoli mit in den Zug einsteigen. Zur entscheidenden Zeit hinter Tagliacozzo würde ich aber allein mit den Teufelsanbetern im Zug sein.
    Und Suko sollte die Lok fahren. Ohne Heizer, denn der Kessel würde richtig angeheizt werden.
    Suko und ich fuhren am Abend nach Tivoli, das 130 Kilometer von Celano entfernt lag. Ein Streifenwagen mit dem Leutnant und den vier Carabinieri folgte uns.
    Es war ein düsterer Abend, ein Gewitter stand bevor. Die untergehende Sonne ließ die Gipfel der Berge blutrot erglühen. Unheimlich, dumpf und drückend lastete die Schwüle über den Abruzzen.
    Wir passierten auf der Autostraße zwei Tunnels und fuhren immer in der Nähe der Bahnstrecke. Über dem linken Ohr Sukos prangte, da wo ihn zwei Abende zuvor der Totschläger des Mafioso getroffen hatte, eine beachtliche Beule.
    Ich hatte ihn deshalb schon genug gefrotzelt, denn die andere Beule, die von dem Autounfall, konnte man auf der rechten Seite auch noch erkennen. Aber mein Freund war topfit und voller Tatendrang.
    Am Bahnsteig in Tivoli bot sich uns ein seltsames Bild. Da standen die Comtessa di Morro, ihre Teufelsanbeter und ein paar Gaste des Zirkels, die kurz zuvor mit dem Eilzug aus Rom eingetroffen waren. Die übrigen Leute, die mit dem Zug fahren wollten, waren Arbeiter, kleine Angestellte und Bauern.
    Auch vier Schüler, die nachmittags Unterricht gehabt, und die sich wohl verspätet hatten, waren dabei. Sie würden, wie auch die meisten andern, vor oder in Tagliacozzo aussteigen. Daß in Tagliacozzo und an den kleinen Stationen, die zwischen Tagliacozzo und Celano lagen, niemand mehr einstieg, dafür war gesorgt.
    Die Höllenhand war bisher immer im Umkreis von Celano aufgetaucht. Das Güterzugunglück hatte sich 14 Kilometer vor Celano ereignet. Ich war sicher, daß Asmodis auch diesmal in diesem Bereich zuschlagen würde.
    Einmal noch. Dann waren, wenn er die Teufelsanbeter in der Hölle hatte und seine Opfer erhielt, seinen Aktionen keine Grenzen mehr gesetzt. Dann wehe der Menschheit!
    Die Teufelsanbeter und ihre Gäste hoben sich deutlich von den einfachen Leuten am Bahnsteig ab. Sie waren festlich gekleidet, wie zu einer High Society Party oder einem Galaball. Die Frauen trugen Roben und Abendkleider, die Männer Smoking oder eine poppige Kleidung, wie sie in gewissen Kreisen in Rom Mode war.
    Ich erkannte die Comtessa di Morro, Pietro den Satan und den Ex-Busenstar Rosanna nach den Beschreibungen, die ich erhalten hatte. Während Suko in der Unterführung zu den Bahnsteigen zurückblieb, um dann vor der Abfahrt die Lok zu besteigen, die bis Tagliacozzo noch von einem anderen Lokführer gefahren wurde, betrat ich den Bahnsteig.
    Die Carabinieri sollten mir mit etwas Abstand folgen.
    Es dämmerte, am Bahnhof brannten schon die Lichter. Die hochgewachsene Comtessa erkannte mich im grellen Licht der Neonröhren. Sie stieß Pietro den Satan an und tuschelte ihm etwas ins Ohr. Der gutaussehende, junge Mann wandte mir den Kopf zu.
    Sein Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse. Er
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