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0074 - Ich flog in die Hölle

0074 - Ich flog in die Hölle

Titel: 0074 - Ich flog in die Hölle
Autoren: Ich flog in die Hölle
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einen anderen Preis als einem Einheimischen zu berechnen.
    »Fangen wir also gleich heute Abend an«, resignierte ich. - »Sie wollen wirklich der Reihe nach diese Läden abklopfen?«, erkundigte sich Inspektor Perez.
    »Wir werden sie sogar abtrinken müssen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ihr Amerikaner seid scheußlich methodisch.«
    »Sie brauchen nicht mitzuhalten, Inspektor«, lachte ich.
    »Nein, nein«, wehrte er ab. »Selbstverständlich werde ich Sie nicht allein lassen.«
    »Sie müssen uns sogar allein lassen. Wenn Sie uns begleiten, so wird man, da man Ihnen den Einheimischen ansieht, nicht den Fremdenpreis abzunehmen wagen, und ich denke, das ist die erste Voraussetzung, um zu wissen, ob wir richtig liegen oder nicht.«
    Er sah meine Gründe ein, obwohl ich ihn in Wahrheit nicht dabei haben wollte, wenn ich nach Hopkins fragte.
    Bisher hatte ich ihn in dem Glauben gelassen, wir suchten nach einem Amerikaner aus der offiziellen Verschollenenliste.
    ***
    Am Abend mieteten wir uns ein Taxi, gaben dem Chauffeur der Reihe nach die Adressen an und stürzten uns in Rios Nachtleben. Natürlich versuchte der Chauffeur, uns einen Laden aus seinem eigenen Repertoire aufzuschwatzen, von dem er Prozente bezog. Er glaubte, wir seien zu unserem Vergnügen unterwegs, und ahnte nicht, welche harte Arbeit wir leisteten.
    Weder Phil noch ich mochten Glinkas und Amatos. Sie waren uns zu süß. Hopkins musste einen verrückten Geschmack gehabt haben. Aber wir bestellten das Zeug tapfer, immer die gleiche Menge: drei Glinkas und zwei Arnatos. Wenn es sich machen ließ, gossen wir möglichst viel davon in die Blumenvasen auf den Tischen.
    Die Rechnungen schwankten zwischen sechshundert und tausend Cruzeiros. Keine von ihnen zeigte genau die Summe, die auf dem Hopkinszettel stand: 880 Cruzeiros. Wir durften leider auch nicht damit rechnen, dass die gleiche Summe auf einer unserer Rechnungen ein sicherer Hinweis wäre. Fantasiepreise werden nach der Fantasie des Rechnungsschreibers gemacht, und es war fast unwahrscheinlich, dass die Fantasie des betreffenden Kellners immer auf den gleichen Gleisen lief.
    »Vielleicht befinden wir uns überhaupt auf einem Holzweg«, sagte Phil, als wir im Auto saßen, um wieder das Lokal zu wechseln. Er schien die Nase voll zu haben. In der letzten Bar hatte keine Vase auf dem Tisch gestanden, und wir waren gezwungen gewesen, das ganze Zuckerzeug hinunterzugießen.
    »Hopkins lebte schließlich lange genug in Brasilien, um die Preise für Getränke zu kennen. Einem Kellner, der ihm eine solche Rechnung schrieb, hätte er den Wisch um die Ohren geschlagen.«
    »Möglich, aber vielleicht legte er in diesem Fall Wert darauf, für einen blutigen Ausländer gehalten zu werden, tat so, als verstünde er kein Wort Portugiesisch und ließ sich im Interesse der Sache gern über die Ohren hauen.«
    »Schon gut«, winkte Phil ab. »Ich sehe schon, dass ich die ganze Nacht widerliches Zuckerwasser trinken muss.«
    Ich nannte dem Chauffeur die nächste Adresse der Liste. Er trat sofort auf die Bremse, drehte sich um und fragte: »Wollen Sie wirklich dorthin, Senhores?« Sein Englisch war schauderhaft, aber verständlich.
    »Ja natürlich«, bestätigte ich. »Noches d’Amazonas. Soll eine gute Bar sein.«
    »Gut, Senhores? Nix gut? Ganz nahe bei Viertel Castados. Sehr schlechtes Viertel. Viel Gangster. Schnell mit Messer!«
    »Okay, sehr interessant! Fahr zu!«
    Er streckte die Hand aus. »Wenn Sie dort hingehen, zahlen bitte Fahrt im Voraus!«
    »Warum?«
    »Vielleicht Sie Messer in Rücken oder Schlag auf Kopf. Gangster nehmen Brieftasche. Sie dann nichts mehr Geld für Chauffeur. Bitte, zahlen Voraus!«
    Ich tat ihm den Gefallen. Er kutschierte uns in eine Gegend, in der Rios Stadtverwaltung offensichtlich an der Straßenbeleuchtung sparte. Dafür zuckten einige Lichtreklamen durch die Nacht. Ich entdeckte ein paar Neonröhren, die in kurzen Abständen die Buchstaben Noches d’Ama … in die Nacht spuckten. Der Rest der Leuchtröhren schien defekt zu sein.
    Unser Fahrer stoppte. Wir stiegen aus. Er gab sofort wieder Gas.
    »He, warte! Wir kommen wieder mit!«, rief ich, aber er hörte nicht, sondern fuhr weiter. In wenigen Augenblicken waren die Rücklichter verschwunden.
    »Ihm scheint’s hier nicht zu gefallen«, bemerkte Phil gelassen. »Vielleicht ist es hier für Autofahrer gefährlich.«
    Ich sah mich um.
    »Für Fußgänger vielleicht auch«, brummte ich.
    Überall an den Hauswänden der kleinen,
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