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0074 - Ich flog in die Hölle

0074 - Ich flog in die Hölle

Titel: 0074 - Ich flog in die Hölle
Autoren: Ich flog in die Hölle
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wir Bedenken. Denn es liegen uns wirklich siebenundzwanzig Fälle von Vermisstmeldungen amerikanischer Staatsbürger in Brasilien vor.«
    »Alles Mädchen?«, fragte Lizzy Talk.
    »Nein, zweiundzwanzig Männer und nur fünf Mädchen.«
    Aus irgendeinem unerfindlichen Grunde schien dieses Zahlenverhältnis Miss Talk zu erleichtern.
    Es wurde an die Tür geklopft. Greyson öffnete. Ein dicker, schwitzender Mann betrat den Raum, gefolgt von einem dunkelhäutigen Burschen, dem Piloten der Chartermaschine.
    »Was ist los?«, keuchte der Dicke.
    »Ich bin Thomas Stensey. Ich habe die Verträge vermittelt. Serreires hat mich angerufen.« Er zeigte auf den brasilianischen Piloten.
    Ich kannte Stensey. Er betrieb ein Arbeitsvermittlungsbüro in der City. Er vermittelte Arbeitskräfte in alle Himmelsrichtungen. Seitdem diese Alarmmelduhgen aus Brasilien eingelaufen waren, hatten wir uns Stenseys Betrieb genau angesehen, aber wir waren ihm auf keinen Fehltritt gekommen. Schön, siebenundzwanzig von ihm vermittelte Leute waren verschollen, aber das bewies nichts, denn er vermittelte jährlich Tausende von Arbeitsuchenden, bei denen alles in Ordnung war.
    »Setzen Sie sich«, sagte ich.
    Der Brasilianer stampfte ungeduldig mit dem Fuß auf.
    »Wollen Sie, dass ich mitten in der Nacht in Rio ankomme?«, fuhr er mich in seinem harten Englisch an.
    »Der Flugplatz in Rio ist hoffentlich gut beleuchtet. Es kommt auf eine Stunde nicht an.«
    Ich wandte mich an den Arbeitsvermittler.
    »Stensey, das FBI hat Vermisstmeldungen über siebenundzwanzig Leute gesammelt, die durch Sie nach Brasilien geschickt worden sind. Von diesen Leuten haben die Angehörigen seit Monaten nichts mehr gehört. Die einzelnen Fälle liegen ganz unterschiedlich. Teils haben die Leute einige Zeit bei den Vertragsfirmen gearbeitet und sind dann verschwunden, teils haben sie den vermittelten Job nie angetreten, obwohl sie zweifelsfrei nach Brasilien abgereist sind. Wir können auch nicht mit Sicherheit sagen, ob die uns bekannten siebenundzwanzig wirklich alle Fälle sind, denn wir erfahren davon nur durch die Angehörigen, die plötzlich keine Nachrichten mehr erhalten. Wenn jemand, der verschwindet, keine Verwandten hat, erfahren wir nichts. Jedenfalls sind alle diese Leute durch Sie vermittelt worden. Haben Sie eine Erklärung?«
    »Nein«, jammerte er. »Ich bin bekümmert. Wirklich besorgt. Solche Dinge ruinieren mein Geschäft. Ich habe selbst dafür gesorgt, dass alle Sicherheiten eingebaut werden.« Er griff nach einem Vertrag.
    »Hier, sehen Sie! Der Generalkonsul hat bestätigt! Die Firma hat die Unterschrift notariell beglaubigen lassen. Was soll ich noch mehr tun?«
    »Das fragen wir uns auch«, antwortete ich. »Aber eine Erklärung für das Verschwinden der siebenundzwanzig Leute ist es nicht.«
    Der Ausdruck des Bekümmertseins verschwand aus seinem Gesicht. Jetzt lächelte er schlau.
    »Wenn die Leute ihre Verträge nicht einhalten, so kann ich nichts dafür. Es gibt viele Gründe, die jemanden bewegen können, plötzlich zu verschwinden und seinen Angehörigen nicht mehr zu schreiben, vielleicht eine hübsche Brasilianerin, vielleicht eine böse Frau zu Hause…«
    »Hören Sie schon auf«, knurrte ich. »Nehmen Sie Ihre Papiere. Ich kann es nicht ändern, wenn Sie absolut in Ihr Unglück fliegen wollen.«
    Ich sah die weißen Zähne des Piloten in einem flüchtigen Grinsen aufblitzen, aber ein Grinsen genügt nicht, um einen Mann zu verhaften.
    Sie nahmen der Reihe nach die Papiere vom Tisch, die Greyson schon abgestempelt hatte. Alle gingen sie hinaus zum Flugzeug. Keiner überlegte es sich im letzten Augenblick.
    ***
    Der Haken war, dass diese Geschichte von Anfang an in die Presse gekommen war, und die Presse hatte sich den Fall, oder richtiger, die Fälle, für das, was sie für den Lesergeschmack hielt, zurechtgeknetet. Von den zweiundzwanzig Männern wurde praktisch überhaupt nicht gesprochen, aber die fünf Girls zogen sich die Zeitungsschreiber durch die Zähne und kauten sie so lange, bis doppelspaltige Berichte daraus wurden. Selbstverständlich, dass nach Meinung der Reporter die Mädchen für die gemeinsten Zwecke missbraucht wurden. Dabei waren zwei von den Verschwundenen bedeutend näher an den Fünfzig als an den Zwanzig, und sie waren durch Verträge als Kindererzieherinnen nach Brasilien gelangt.
    Die wüsten Übertreibungen in der Presse bewirkten, dass niemand sich von der Verpflichtung zu irgendeinem Job nach Südamerika
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