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0072 - Ich war kein Fraß für Tiger

0072 - Ich war kein Fraß für Tiger

Titel: 0072 - Ich war kein Fraß für Tiger
Autoren: Ich war kein Fraß für Tiger
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schwer auf harten Beton.
    Augenblicklich kam ich zu mir. Gut fünfzehn Schritt vor mir stand regungslos der bengalische Königstiger. Seine Pupillen starrten mich an, dass mir das Blut in den Adern gefror.
    ***
    »Lebt wohl und auf Nimmerwiedersehen«, sagte Phil zu den beiden Schwestern im Hospital. Er stand ausgehfertig vor seinem Bett und empfing seine Entlassungspapiere.
    »Sie hätten wirklich noch ein paar Tage bleiben und sich schonen sollen!«, sagte die ältere Schwester unwirsch.
    »Richtig, Schwester!«, nickte Phil, während er seinen Schlafanzug in seine Tasche stopfte. »Ich sollte überhaupt bei Ihnen bleiben. So eine hübsche Pflege kriege ich nie wieder. Aber sehen Sie, Schwester, ich habe einen Freund. Und Sie glauben nicht, was der für ein leichtsinniger Bursche ist. Man darf ihn keine fünf Minuten aus den Augen lassen, sonst macht er Dummheiten und gerät in Schwierigkeiten. Deshalb muss ich Sie schon so früh wieder verlassen. Cheerio, meine Damen! Gott segne Sie heute und alle Zeit!«
    Fröhlich grinsend machte sich Phil daran, das Krankenhaus zu verlassen. Er rief ein Taxi und sagte: »Fahren Sie mich mal zum FBI-Districtgebäude in der 69. Straße. Ich habe furchtbare Sehnsucht nach meiner Heimat.«
    Der Fahrer grinste und fuhr an.
    Zwanzig Minuten später stand Phil beim Pförtner und fragte: »Hallo, Jack. Ist Jerry noch oben?«
    »Moment, Phil«, raunte unser alter in Ehren ergrauter Pförtner, als verriete er ein bedeutendes Geheimnis. »Ich sehe mal im Wachbuch nach.«
    Er schlug es auf und fuhr die Spalten mit unseren Namen ab. Jeder G-man, der das Haus verlässt, muss sich eintragen mit dem Ziel seines Wegganges und der ungefähren Dauer. Ein o. d. hinter einem Namen bedeutet ,off duty’ und heißt soviel wie: Habe Feierabend, bin nach Hause.
    Bei mir stand an diesem Abend:
    Cotton, Jerry, Weggang 17.10 Uhr, voraussichtliche Rückkehr gegen 20.00 Uhr, Ziel Steve Private Zoo. Grund: Ermittlungen in Mordsachen Hail.
    Phil las es. Weder er noch ich wussten zu der Zeit, dass es beinahe die letzte Zeile geworden wäre, die ich in meinem Leben geschrieben hatte.
    ***
    Der Schmerz in meiner Brust ließ nur langsam nach. Ich konnte nur mit ganz kleinen Atemzügen Luft holen, weil eine große Bewegung mir vor Schmerzen die Knie zittern ließ.
    Ich stand mit dem Rücken gegen die hohe Betonmauer gelehnt, die das Gehege umschloss. In meiner rechten Hand hielt ich meine Pistole.
    Der Tiger stand regungslos vor mir. Fünfzehn Schritte. Für einen Mann. Nicht für einen Tiger. Der schafft so etwas in zwei Sprüngen.
    Ich hätte schreien können.
    Aber vielleicht würde das den Tiger erst herausfordern.
    Also schwieg ich. Ich war nicht imstande, über irgendetwas nachzudenken.
    Alles, was mich interessierte, war der Tiger. Solange er regungslos in fünfzehn Yards Entfernung stehen blieb, solange wäre ich bereit gewesen, mir die Beine ebenso regungslos in den Bauch zu stehen.
    Der scharfe, durchdringende Geruch der Raubkatze schwebte zu mir herüber.
    Jetzt setzte er sich in Bewegung. Langsam, geschmeidig, wendig und gleitend wie eine anrollende Woge kam er auf mich zu.
    Ich vergaß meinen Schmerz. Ich vergaß alles. Ich sah nur noch dieses Prachtexemplar eines bengalischen Königstigers, das in lautloser Mordlust auf mich zukam.
    Seine Pupillen schillerten grün, als leuchteten sie von innen heraus. Seine weißen Barthaare standen nach rechts und links ab. Das Fell glänzte wie beste Seide.
    Ich weiß nicht, ob eine Pistolenkugel stark genug ist, den harten Schädel eines Tigers zu durchschlagen, dachte etwas in mir.
    Lass ihn herankommen! Schieß erst im allerletzten Augenblick. Und ziel auf die Augen. Du warst nie ein schlechter Schütze. Du wirst doch wohl jetzt, da es drauf ankommt für dich, ein Auge treffen können, das fast so groß ist wie ein Silberdollar!
    Meine Hand begann zu zittern, als er auf zehn Schritte heran war. Ich ließ den rechten Arm herabhängen und entspannte die Muskeln, so gut es ging.
    Jetzt riss er seinen Rachen auf. Seine Zähne standen gelblich schimmernd im blassroten Fleisch seines Rachens. Ein Wolke von üblem Dunst zog zu mir herüber und verursachte mir einen Anflug von Ekel.
    Die Reißzähne waren gut von Daumengroße, aber schmaler und garantiert sehr viel spitzer als ein gewöhnlicher Daumen.
    Es kann gar nicht so schlimm sein, versuchte ich mich selbst zu beruhigen. Sollte er springen, wirst du dich im allerletzten Augenblick beiseite werfen. Dann müsste er
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