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0072 - Ich war kein Fraß für Tiger

0072 - Ich war kein Fraß für Tiger

Titel: 0072 - Ich war kein Fraß für Tiger
Autoren: Ich war kein Fraß für Tiger
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worden, habe aber nur einen Streifschuss an der Schläfe erhalten, der ihn zwar vorübergehend bewusstlos machte, ihm aber sonst nicht geschadet hätte.«
    »Warum denn das ganze Manöver?«
    »Sie erinnern sich sicher der beiden Morde im Steve Private Zoo?«
    »Ja, ich erfuhr durch FBI-Rundschreiben davon.«
    »Wenn die Version aufrechterhalten werden kann, dass Farstight noch lebt, hoffe ich, heute Abend den Zoo-Mörder stellen zu können.«
    »Okay. Wenn das so ist. Aber Sie versprechen mir, dass sie mir die ganze Geschichte erzählen, sobald alles klar ist?«
    »Abgemacht. Es wird eine der überraschendsten Geschichten, die ein Polizist je erlebt hat, das kann ich Ihnen jetzt schon versprechen.«
    Ich legte den Hörer auf und ließ Sekretärin und Chef vor mir hergehen. So leid es mir tat, aber ich musste die Sekretärin für zwölf Stunden in Haft nehmen. Niemand durfte erfahren, was ich mit Hywood besprochen hatte. Niemand, denn ich wollte sichergehen, dass mir Rack Johnson ins Netz gehen würde.
    Ich war felsenfest davon überzeugt, dass er den Mordanschlag in der Tief see überstanden hatte. Kein Taucher kann mitsamt seiner schweren Ausrüstung spurlos vom Meeresboden verschwinden. Wie er es mit durchschnittenem Luftschlauch allerdings geschafft hatte, das hoffte ich noch heute Abend von Rack Johnson selbst zu erfahren.
    ***
    Es war kurz nach sechs Uhr, als ich zum Tigergehege spazierte. Ich trug den Mantel, der an Farstights Garderobe gehangen hatte, und seinen Hut.
    In der Mitte des Geheges erhob sich eine Felsengruppe, die die Sicht zur anderen Seite hin versperrte.
    Ich stand an der Brüstung. Genau an der Stelle, wo eine Kanalröhre durch den Beton führte. Alle meine Sinne waren gespannt. Ich lauschte auf das leiseste Knirschen eines Kiesels hinter mir.
    Aber noch blieb alles ruhig.
    Auf der Felskuppe lagen zwei bengalische Königstiger und suchten die letzten Strahlen der Abendsonne. Es waren prächtige Exemplare. Ihr seidiges Fell schimmerte im roten Abendsonnenschein.
    An dieser Stelle hatten die beiden Hails ihren grausigen Tod gefunden.
    An dieser Stelle sollte Guy Mears sterben. Aber der schlaue Fuchs hatte den von ihm bezahlten Gangsterboss Boy Raine hingeschickt. Der wieder war misstrauisch und schickte Jimmy. Und den hätte der Mörder um ein Haar anstelle von Mears ermordet, indem er ihn durch einen Schlag auf den Schädel betäubte und ins Tigergehege hinabstürzte.
    Ich hielt beide Hände in den Manteltaschen. Aber in der rechten Hand hatte ich schon meine Pistole. Und sie war entsichert, denn ich hatte keine Lust, eins über den Schädel gezogen zu bekommen und anschließend bengalischen Königstigern als doppelte Abendmahlzeit zu dienen.
    Die beiden Katzen auf den Felsen reckten sich. Ihr Anblick war faszinierend. Die geschmeidigen Körper dehnten sich in lautloser Stärke.
    Interessiert beobachtete ich die beiden prächtigen Tiere. Meine Gedanken schweiften ab, wie es immer der Fall ist, wenn man zu lange auf etwas warten muss. Natürlich hätte ich versuchen können, zehn oder zwanzig Kollegen heimlich in den Zoo zu schleusen und sie hinter Büschen und Hecken zu verstecken. Aber ebenso leicht hätte es der Mörder bemerken können. Und dann scheiterte der ganze Plan. Denn er würde nicht kommen, wenn ihm solche Vorbereitungen aufgefallen wären.
    Also war ich allein gekommen. Jerry, sagte ich mir, denke daran, weshalb du hier bist. Alles andere interessiert jetzt nicht. Du stehst mit dem Rücken zu dem Weg, auf dem er kommen muss, damit er nicht gleich an deinem Gesicht sehen kann, dass du nicht Farstight bist. Wenn du ihn nicht hörst, fressen dich die Tiger an Farstights Stelle.
    Ich riss mich zusammen und spitzte die Ohren. Für ein paar Minuten brachte ich es fertig, nur konzentrierte Aufmerksamkeit zu sein, aber dann schweiften meine Gedanken wieder ab. Ich sah fasziniert zu, wie die beiden Tiger von den Felsen herabkamen. Einer verschwand hinter den Felsen, der andere sah zu mir herüber. Er war ungefähr fünfzehn Yards von meinem Platz entfernt. Trotzdem spürte ich den scharfen Raubtiergeruch bis hierher.
    Da! Hinter mir! Ein leichtes Geräusch…
    Ich warf mich herum. Etwas Glitzerndes schlug auf mich nieder. Ich warf mich zurück. Krachend dröhnte etwas Hartes auf meine Brust und nahm mir den Atem. Sterne tanzten vor meinen Augen. Eine Glutwelle heißen Schmerzes pulsierte durch meinen Körper.
    Jemand riss meine Füße hoch. Ich verlor das Gleichgewicht, stürzte und schlug
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