Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0072 - Ich war kein Fraß für Tiger

0072 - Ich war kein Fraß für Tiger

Titel: 0072 - Ich war kein Fraß für Tiger
Autoren: Ich war kein Fraß für Tiger
Vom Netzwerk:
wurde. Offenbar von einem guten Bekannten, denn er ließ seinen Mörder arglos ins Haus, was er um diese Nachtzeit doch nur bei einem Bekannten getan hätte.«
    »Anzunehmen«, stimmte ich zu. »Geben Sie mir bitte in den nächsten Tagen Ihre Tatortbefunde ins Office. Ich habe es eilig. So long, Captain…«
    Ich lief schon wieder hinaus. Der vierte Tote unter einer Liste von sechs Männern! Musste man nicht annehmen, dass die beiden anderen gleichfalls bedroht waren?
    ***
    Im Telefonbuch hatte ich zwei Männer mit dem Namen Ray Mareen, gefunden, aber die telefonisch eingeholten Auskünfte zeigten, dass es nur der jüngere sein konnte. Denn der eine von den beiden war an die neunzig Jahre alt, also seinerzeit bei dem Tauchunternehmen schon gute siebzig. Und ich habe noch nie gehört, dass ein Siebzigjähriger noch Tiefseetaucher spielte.
    Und beim Zweiten kam hinzu, dass er seine Waffenfabrik ebenfalls 1942 gegründet hatte.
    Zu meiner Überraschung sagte die Sekretärin, die mich angemeldet hatte, als sie aus dem Chef zimmer wieder zurückkam: »Treten Sie bitte ein, Mister Cotton. Mister Mareen hat Sie bereits erwartet.«
    Ich unterdrückte einen erstaunten Kommentar und ging ins Chef büro.
    Ray Mareen war das Gegenteil eines sympathischen Menschen. Er hatte den harten, gefühllosen Blick eines Mannes, der über Leichen gehen konnte und es auch tat, wenn er es für notwendig hielt.
    Im Augenblick allerdings machte er mir einen außerordentlich weichen Eindruck. Es ist schwer zu beschreiben, wie er mir vorkam, aber alles an ihm schien mir sehr gelöst, sehr friedlich, beinahe überirdisch ruhig und gefasst.
    Ich sollte bald merken, warum das so war.
    »Nehmen Sie Platz, Agent Cotton«, sagte er und deutete auf einen Sessel. »Ich habe schon viel von Ihnen gehört. Offengestanden, empfinde ich es als eine Ehre, dass Sie sich um diesen Fall kümmern.«
    Ich setzte mich und fragte mich, von welchem Fall er denn spräche. Denn dass wir von der Taucherei damals bereits unterrichtet waren, konnte er doch nicht gut wissen. Unsere Presseabteilung hatte davon noch keine Zeile herausgegeben.
    »Mögen Sie einen Whisky?«, fragte er.
    Ich lehnte dankend ab.
    »Es überrascht mich, wie schnell Sie bei mir erscheinen«, begann er, während er sich wieder setzte. »Ich hatte mit Ihrem Besuch erst morgen oder übermorgen gerechnet. Aber Ihre Schnelligkeit bestätigt meine Überzeugung, dass man der modernen Kriminalistik nichts mehr entgegensetzen kann. Nun, ich will Sie nicht lange auf halten. Alle meine persönlichen Dinge habe ich noch heute Nacht geklärt. Erben besitze ich nicht, wir können also sofort zur Niederschrift meines Geständnisses kommen.«
    Ich glaube nicht, dass ich schon einmal in meinem Leben so verblüfft war. Aber ich ließ mir nichts anmerken, und Mareen fuhr fort: »Ich habe mein Diktiergerät eingeschaltet, Sie können die Aufnahme meines Geständnisses nachher mitnehmen. Also…«
    Er machte eine kleine Pause und steckte sich eine Zigarre an. Mit einem fast zärtlichen Blick streifte er die dicke Havanna, bevor er das Streichholz gegen die Spitze hielt.
    »Es war 1941«, begann er. »Alle Welt kümmerte sich nur noch um den großen Krieg, der sich immer mehr ausbreitete. Wir an der Westküste von Florida merkten zwar nichts von ihm, aber wir redeten natürlich darüber. Wir lebten in einem kleinen Fischerdörfchen, die beiden Hails, Mears, Farstight, Johnson und ich. Johnson war entschieden der Dümmste von uns jungen Burschen, so eine Art gutmütiger Dorftrottel. Eines Tages verriet er Mears, als er gerade vom Tauchen nach Schwämmen zurückkam, dass er ein altes Schiff auf dem Grund gesehen hätte. Well, alle Welt bei uns weiß, dass im Golf von Mexiko mehr als eine Fregatte der Erobererflotten mit Goldschätzen an Bord abgesoffen ist. Mears alarmierte uns, wir mieteten uns einen Kutter, die notwendige Ausrüstung und suchten die Stelle. Es dauerte Wochen. Inzwischen wurde uns klar, dass Johnson unsere größte Gefahr war. Er würde unmöglich schweigen können, falls wir wirklich die erhofften märchenhaften Reichtümer erbeuten sollten. Er war viel zu dumm, um seinen Mund halten zu können. Da beschlossen wir, ihn in der Sekunde umzubringen, da wir das Schiff auf dem Grund wiedergefunden hatten.«
    Er blies den Rauch von sich und fuhr langsam fort: »Wir machten es auch. Wir sperrten ihn in der Kajüte ein und schnitten seinen Luftschlauch durch. Wir warfen eine Boje aus, um die Stelle zu markieren,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher