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0071 - Panik in der Geisterhöhle

0071 - Panik in der Geisterhöhle

Titel: 0071 - Panik in der Geisterhöhle
Autoren: Hans Wolf Sommer
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das verantwortlich zeichnete für diese dröhnenden furchteinflößenden Schritte.
    Auf gut Glück rannte Nicole los, bog in den erstbesten Korridor ein. Die Chancen standen zwölf zu eins, daß sie demjenigen, vor dem sie floh, geradewegs in die Arme lief.
    Die Wahrscheinlichkeitsrechnung gab ihr recht. Die dumpfen Schrittgeräusche wurden leiser, hörten schließlich ganz auf.
    Aber Nicole war jetzt keineswegs beruhigt. Im Gegenteil!
    Sie machte einen furchtbaren Fund, als sie über etwas stolperte, das auf dem Felsboden lag.
    Knochen. Menschliche Knochen!
    Arm- und Beinknochen… Ein Gerippe … Ein Totenschädel.
    Entsetzt rannte Nicole weiter. Bald jedoch mußte sie stehenbleiben. Vor ihr wuchs eine Felswand aus dem Boden, die ihr den Weg verstellte.
    Aber das machte fast gar nichts. Seitlich zweigten andere Gänge von dem Korridor ab, den sie bisher entlanggehastet war. Wieder hatte sie mehrere Ausweichmöglichkeiten. Aufs Geradewohl entschied sie sich für einen rechter Hand abbiegenden Korridor.
    Und erneut stand sie vor einer Felswand, die zwar Einhalt gebot, jedoch diverse neue Möglichkeiten offenließ, eine Richtungsänderung vorzunehmen.
    Gänge über Gänge, immer neue, keinem bestimmten System folgend, plötzlich endend, abknickend oder auch in sich selbst zurücklaufend.
    Nicole hatte schnell die Orientierung vollkommen verloren, hatte bald nicht mehr die geringste Ahnung, von wo aus sie gestartet war.
    Das ziellose Hin- und Herirren wurde zur tödlichen Gefahr für sie.
    Es stellte sich ziemlich schnell heraus, daß es ihr doch nicht gelingen würde, den unheimlichen Verfolger endgültig abzuschütteln. Immer wieder drangen die stampfenden Schrittgeräusche an ihr Ohr. Und es waren jetzt nicht nur die Geräusche der Schritte, die sie in Angst und Schrecken versetzten. Andere Töne waren dazu gekommen.
    Eine laute, brüllende Lache, die sich schaurig an den Felswänden brach. Der unsichtbare Verfolger schien sich furchtbar über ihre verzweifelten Fluchtversuche zu amüsieren.
    Kaum weniger gingen ihr die ständig neuen Funde von menschlichen Gebeinen an die Nieren. Sie lagen überall.
    An Korridorabzweigungen, mitten auf den Gängen, vor den Sperrwänden, die einen Gang zur Sackgasse machten.
    Und dann machte sie noch eine Entdeckung, die sie mehr mitnahm als alles andere.
    An einer Stelle stieß sie auf einen menschlichen Torso, den entsetzlich verstümmelten Körper eines jungen Mädchens.
    Die schauerlichen Wunden deuteten darauf hin, daß ein Kannibale über das Mädchen hergefallen sein mußte. Und dies erst kürzlich, vielleicht erst gestern.
    Die entsetzlichen Vermutungen, die sie schon gehegt hatte, bestätigten sich jetzt.
    Das Mädchen war genauso bekleidet gewesen wie sie selbst. Die zerfetzten, auf dem Boden verstreuten Reste des doppelteiligen, busenfreien Gewandes bewiesen dies zweifelsfrei. Es war wohl keine Frage, wen sie hier vor sich hatte – eine der aus Ierapetra entführten Fischerstöchter, vielleicht sogar das Kind von Alexis Emwalomas.
    Die Bewohner der Insel setzten einen legendären, aus der Aera der alten Kreter stammenden Kult fort: Die alljährliche Opferung von jeweils sieben jungen Männern und Frauen, geweiht dem schrecklichen Minotaurus, jenem dämonischen Wesen mit der menschlichen Gestalt und dem tierischen Stierkopf, das in einem Labyrinth sein furchtbares Unwesen trieb.
    Jetzt begriff sie auch Nirakis geheimnisvolle Worte, die ihr zuerst unverständlich gewesen waren.
    Sie, Nicole Duval, war das siebente Opfer in diesem Jahr.
    Über die Identität ihres Verfolgers brauchte sie jetzt keine Spekulationen mehr anstellen.
    Es war der Minotaurus, der sie jagte.
    Und wenn kein Wunder geschah, würde er sie bald erlegt haben.
    Schon hörte sie wieder seine Schritte und sein teuflisches Lachen.
    ***
    Professor Zamorra stockte der Atem.
    Nur nicht umdrehen! hämmerte es in seinem Kopf. Nur nicht diesem Scheusal direkt in die Augen blicken!
    Jedermann in der Gaststube wußte dies. Jederman war sich im klaren darüber, daß er zu Stein werden würde, wenn sich sein Blick mit dem der Medusa kreuzte. Alle hatten die Augen niedergeschlagen oder aber starrten, wie es der Professor tat, in den Spiegel, dessen Zwischenschaltung den bannenden Zauberblick neutralisierte.
    Alle bis auf einen!
    Und dieser eine war Alexis Emwalomas, der Unglücksmensch aus Ierapetra. Zwar wußte er um die Gefahr dieser tödlichen Augen –Zamorra hatte ihn im Laufe des Tages über das Wirken der
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