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0071 - Panik in der Geisterhöhle

0071 - Panik in der Geisterhöhle

Titel: 0071 - Panik in der Geisterhöhle
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Feuchtigkeit ihre Spuren hinterlassen.
    Die Dorfbewohner bedeuteten ihr, die Stufen zu betreten. Nicole zögerte nur kurz und wurde dafür sofort mit einem derben Stoß in die Rippen bestraft. Die Herzen dieser Männer waren hart wie Stein.
    Sie würden jeden Versuch, doch noch einen Fluchtversuch zu riskieren, mit grausamer Rücksichtslosigkeit sofort im Keim ersticken.
    Nicole tat, was man ihr befahl, setzte ihre nackten Füße auf die Stufen. Ein Kälteschauer durchfuhr sie. Die Treppe kam ihr vor wie ein Block aus Eis. Dennoch blieb ihr keine andere Wahl als hinunterzuschreiten. Die Männer kamen ihr in kurzem Abstand nach.
    Die Stufen schienen überhaupt nicht mehr aufhören zu wollen, führten immer tiefer in die Ungewißheit hinab. Und doch nahmen sie endlich ein Ende.
    Der Lichtkegel der Taschenlampe fiel auf eine feuchte, graue Felswand. Endstation? Nein, noch immer nicht.
    Einer der Einheimischen drückte gegen den Fels. Eine Lücke entstand, breit genug, um hindurchschlüpfen zu können.
    Und selbstverständlich verlangten sie genau das von Nicole.
    Die Angst krampfte ihr das Herz zusammen. Hier, hinter der Felsenwand, schien die Welt, die sie kannte, aufzuhören. Sie hatte das Empfinden, als würde der Durchschlupf geradewegs in die Hölle führen.
    Alles in ihr sträubte sich dagegen, dem Befehl Folge zu leisten.
    Und doch wußte sie ganz genau, daß es keine Alternative gab.
    Sie trat durch den Spalt.
    Diesmal folgten ihr die beiden Männer nicht. Der Felsen schloß sich hinter ihr.
    ***
    Wie an einem Fallschirm hängend, gingen Professor Zamorra und Alexis Emwalomas auf dem Vorplatz vor dem Gasthaus nieder.
    Kaum hatten sie mit den Füßen den Boden berührt und losgelassen, als der »Fallschirm« auch schon wütende Schreie ausstoßend wieder in den Nachthimmel aufstieg und pfeilschnell im Dunkel verschwand.
    Zamorra kümmerte sich nicht weiter um die Harpyie. Sie war ein unbedeutendes Dämonenwesen der untersten Kategorie, nicht viel mehr als ein mit einem primitiven, bösen Verstand ausgestattetes wildes Tier.
    Die Dorfbewohner, die den Vorplatz mit Leben erfüllten, schienen das jedoch anders zu sehen. Sie starrten den Professor und den Fischer an wie Wundertiere. In ihren Augen spiegelte sich äußerstes Erstaunen und… Ehrfurcht wider.
    Und das war genau das, was Zamorra beabsichtigt hatte, als er die Harpyie zwang, sie genau an dieser zentralen Stelle abzusetzen. Die Einheimischen sollten beeindruckt sein, sollten wissen, daß er in der Lage war, sich die Geschöpfe aus der anderen Welt Untertan zu machen.
    Mehrere Dorfbewohner, die im Eingang der Gaststube standen, traten mit eindeutigen Anzeichen des Respekts zur Seite, als Zamorra und sein Begleiter sie passierten. In der Art siegreicher Gladiatoren gingen sie in den Gastraum hinein.
    Wie Gladiatoren sahen sie auch aus. Die Kleidung hing ihnen nur noch in Fetzen am Körper. Über und über waren sie mit Blut beschmiert, das größtenteils bereits angetrocknet war, an einigen Stellen jedoch noch immer aus Biß- und Kratzwunden hervorsickerte.
    Und sie fühlten sich auch so wie sie aussahen. Völlig zerschlagen.
    Am schlimmsten hatten ihre Arme gelitten, die durch das krampfhafte Festhalten am Bein der Harpyie beinahe aus den Gelenken gerissen worden wären.
    Beide Männer gaben sich die größte Mühe, sich ihre Verfassung nicht anmerken zu lassen. Das Eingeständnis von Schwäche hätte ihre dramatische Rückkehr in die Ansiedlung sicher beträchtlich abgewertet.
    Die Nachricht hatte sich offenbar wie ein Lauffeuer verbreitet.
    Auch in der Gaststube wußte man zweifellos bereits Bescheid. Die Blicke, die Nirakis und andere Männer ihnen zuwarfen, unterschieden sich nicht von denen vor der Tür.
    Zamorra und Emwalomas gingen zum Tresen hinüber.
    Der Professor sagte: »Wir benötigen ein frisches Bad, neue Sachen zum Anziehen und Verbandszeug. Können Sie damit dienen?«
    Während er diese Forderungen mit einer Stimme vortrug, die überhaupt keinen Widerspruch duldete, sah er Nirakis scharf an. Im Gesicht des Wirts zuckte es leicht. Ihm schien es jetzt wohl zu dämmern, daß er seine Gäste bisher gewaltig unterschätzt hatte. Zamorras zwingender Blick, vielleicht auch sein wildes, abenteuerliches Aussehen taten ein übriges.
    Nirakis nickte jedenfalls.
    Er klatschte in die Hände. Hinter dem Tresen erschien eine Frau, der er einige Anweisungen erteilte. Anschließend verschwand die Frau wieder.
    »Einen Augenblick«, sagte der Wirt.
    Zamorra
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