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0071 - Mit der letzten Kugel

0071 - Mit der letzten Kugel

Titel: 0071 - Mit der letzten Kugel
Autoren: Mit der letzten Kugel
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und schob das Röllchen hinein. Dann rammte ich zwei Streichhölzer rechts und links in die Schnittflächen und presste die beiden Teile wieder zusammen.
    Ich wusch mich mit dieser Seife solange, bis die Schnittflächen völlig verwischt waren, legte die Seife zurück aufs Waschbecken und verließ die Toilette wieder.
    Im Korridor musste ich natürlich Jack Robson in die Arme laufen, dem sehr findigen Reporter der Saturday Evening Post.
    »He, Cotton«, grinste er und tippte mit seinem Zeigefinger auf meine Brust. »Sie sind ein netter Kerl, Cotton.«
    Ich lachte. »Geben Sie sich keine Mühe, Robson. Von mir erfahren Sie nichts. Höchste Geheimstufe für die Sondertagung des zivilen Verteidigungsausschusses. Das ist alles, was ich Ihnen sagen kann.«
    Der Bursche war nicht nur hartnäckig, er war auch findig, sehr findig sogar.
    »Seit wann gehören Sie denn zu diesem Ausschuss?«, fragte er lauernd.
    »Ich?«, fragte ich verdattert. »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Na, Sie sind doch der einzige G-man, der ständig hinter den Türen der Sitzungsräume steht, statt vor den Türen wie die anderen G-men hier!«
    Donnerwetter! Natürlich musste das auf fallen! Die anderen G-men hinter den Türen konnten die New Yorker Pressefritzen nicht kennen, denn es waren ja extra deshalb auswärtige G-men herangeflogen worden. Aber mich kannte man natürlich.
    Während ich krampfhaft nach einer glaubwürdig klingenden Erklärung suchte, lieferte der allzu findige Reporter sie mir selbst.
    »Cotton«, sagte er eindringlich,' »Sie können mir nicht einreden, dass da alles in Ordnung ist! Wenn der Verteidigungsausschuss am Sonntag eine Sondertagung einberuft, die abends um elf Uhr noch nicht beendet ist, hinter verschlossenen Türen tagt und als ständigen Mitarbeiter einen der bekanntesten New Yorker G-man hat, dann kann es sich nur um Spionage oder Landesverrat handeln. Irgendein Mitglied der Kommission hat wichtige Sachen verraten, und man weiß jetzt nicht, wer es war. Sie sollen es herausfinden - habe ich recht?«
    Ich musste mich beherrschen, um nicht brüllend zu lachen. Ich machte eine möglichst undurchsichtige Miene und brummte: »Tut mir leid, Robson, aber ich kann nichts dazu sagen.«
    »Okay, ich weiß, was ich weiß!«, behauptete er, winkte seine Reporterkollegen heran und triumphierte: »Boys, ich weiß, was hier los ist!«
    Sie stürzten sich auf ihn wie die Hyänen. Ich verdrückte mich, innerlich grinsend. Am nächsten Morgen würde es in allen Zeitungen stehen, was sich Robson aus den Fingern gesogen hatte und was er für eine glaubwürdige Erklärung der Sondertagung hielt. Uns konnte es nur recht sein. Die Fantasie der Reporter war jetzt in eine bestimmte Richtung gelenkt, und so kamen sie nicht auf andere Gedanken.
    Als ich die Tür hinter mir zuzog, sah ich, dass mein New Yorker Kollege gerade aus der Toilette herauskam. Er hatte die rechte Hand in der Hosentasche. Ich wusste, dass sie ein Stück Seife enthielt.
    ***
    Eine knappe Stunde später, kurz vor Mitternacht, bekamen wir die angeforderten Gegenstände. Außerdem teilte uns Mister High mit, dass ein Walkie-Talkie bei dem pensionierten Polizeioffizier in der Nachbarschaft der Harways aufgestellt wäre und von unserem G-man ständig im Auge behalten würde.
    Das andere Gerät steckten wir in einen Rucksack, den mein Detroiter Kollege auf die Schultern nahm. Wir brachen sofort nach Erhalt der Sachen auf. Eines der als Taxis getarnten FBI-Fahrzeuge von Jersey City brachte uns in die Nähe der Baker Street. Wir stiegen aus und bezahlten sogar ordnungsgemäß die Fahrt. Der Kollege aus Jersey City mit Taxifahrer-Mütze und Lederjacke, nahm grinsend das Geld in Empfang und sagte sehr ergeben: »Vielen Dank, Sir! Angenehmen Abend, die Gentlemen!«
    Wir tippten grinsend an unsere Hutkrempen und marschierten los. Es war ziemlich dunkel in der Baker Street, denn sie ist eine vornehme Wohnstraße, in der kaum Geschäfte und also auch kaum Neonreklamen sind. Nur ein paar Laternen verbreiteten ein diesiges Licht, denn es herrschte schon wieder Nebel.
    Wortlos schritten wir den Bürgersteig entlang. Wenn uns ein eifriger Cop von der Stadtpolizei bei unserem Vorhaben erwischte, hatten wir alle Aussicht, eine Kugel in den Pelz zu kriegen, die noch dazu von einem Kollegen stammte.
    Das Haus der Harways lag völlig im Dunkeln. Wir kannten sein Äußeres von den Aufnahmen ganz genau und brauchten keine Sekunde stehen zu bleiben, um erst die Örtlichkeit zu betrachten.
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