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0071 - Mit der letzten Kugel

0071 - Mit der letzten Kugel

Titel: 0071 - Mit der letzten Kugel
Autoren: Mit der letzten Kugel
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immerhin rechnen müssen, dann hätten die doch auch gesehen, wenn ein Cop zwei Einbrecher auf frische Tat ertappt und die Burschen schließlich mit strammem Gruß weitermachen lässt! Dann hätten sie sich denken können, was los ist. Wollen Sie, dass wir so leichtsinnig arbeiten, dass die Kidnapper erfahren, dass das FBI längst bis zu den Ellenbogen in der Sache steckt?«
    Er schwieg eine Weile, dann sagte er: »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen glauben soll. Sie können von der Sache gar nichts wissen, denn ich habe dem FBI nichts mitgeteilt.«
    Das musste er sagen für den Fall, dass wir wirklich Kidnapper gewesen wären, die ihm nur auf den Zahn fühlen wollten. Aber wie - zum Henker! -sollten wir ihm ohne Dienstausweis beweisen, dass wir wirklich G-men waren?
    Ich hätte natürlich etwas von Father Baseman erwähnen können, und die Sache wäre klar gewesen, aber gerade auf den Gedanken kam ich nicht.
    »Gehen Sie dort durch die Tür! Falten Sie Ihre Hände auf dem Kopf!«, kommandierte er. »Wenn Sie verdächtige Bewegungen machen, werde ich sofort schießen!«
    Vor einer drohenden Pistolenmündung in sechs Schritt Abstand hat man keine reelle Chance. Wir falteten also unsere Hände auf dem Kopf und marschierten durch die gezeigte Tür. Er kam hinter uns her und knipste das Licht im Flur an. Dann dirigierte er uns in eine Art Arbeitszimmer am linken Ende des Flurs in der ersten Etage.
    Er setzte sich hinter einen wuchtigen Schreibtisch, ließ aber seine Artillerie nicht eine Sekunde aus der Hand. Wir durften uns in zwei Sesseln niederlassen, die hoffnungslos weit von seinem Schreibtisch entfernt standen. Von da aus, weder bei Al noch bei mir, war an seine Kanone nicht heranzukommen, bevor er nicht hätte abdrücken können.
    Al nahm die Sache von der heiteren Seite und grinste. Ich konnte mir seine Gedanken ungefähr ausmalen: Zwei G-men wollen einem geplagten Vater zu seinem Kind verhelfen, das von Gangstern geraubt wurde, und er hält ihnen zum Dank dafür eine Kanone vor den Bauch.
    Mir war weniger humorvoll zumute. Und mir wurde noch ekeliger, als Harway sagte: »Wir werden bis morgen früh hier sitzen bleiben. Um acht fahren Sie mit mir zum Office in der Fabrik. Ich übergebe Sie beide meinem Werkschutz, der bringt Sie zum FBI. Dort wird sich ja heraussteilen, was für Typen Sie sind.«
    Der Mann hatte geniale Einfälle. Wir sollten also sieben Stunden mit auf dem Kopf gefalteten Händen herumsitzen! Heitere Aussichten.
    Ich redete wie ein Buch. Harway blieb hart. Ich redete wie eine ganze Bibliothek. Harway gähnte nur. G-men ohne Dienstausweise gäbe es überhaupt nicht, sagte er.
    Ich weiß nicht, wie lange wir schon herumgesessen hatten, aber es musste sicher schon eine Stunde vergangen sein, als Harway müde wurde. Er gähnte immer häufiger, und schließlich fielen ihm bald die Augen zu. Ich fing schon an zu hoffen, dass er nur mal für zwei Minuten einnicken möchte, da klingelte er. Es dauerte vielleicht drei Minuten, da erschien ein sehr verschlafenes Dienstmädchen.
    »Ja, Sir?«, fragte sie müde.
    »Es tut mir leid, dass ich Sie wecken musste, Josefine«, sagte Harway. »Aber, da ich die ganze Nacht wach bleiben muss, wollte ich Sie bitten, mir einen kräftigen Kaffee zu machen.«
    »Gewiss, Mister Harway«, nickte das Mädchen und drehte sich wieder um. Dabei streifte ihr Blick durch die Ecke, in der ich saß. Sie sperrte die Augen auf, das selbst um diese Zeit rot gemalte Mündchen und brauchte eine Weile, bis sie mich verdaut hatte. Dann knickste sie errötend und fragte: »Entschuldigen Sie, Agent Cotton, würden Sie mir bitte ein Autogramm hierlassen, bevor Sie gehen?«
    Tja, so was gibt’s. Am liebsten wäre ich der Kleinen um den Hals gefallen.
    »Sie kennen mich?«, fragte ich mit einem deutlichen Seitenblick zu Harway.
    »Aber sicher!«, kicherte sie. »Aus den Zeitungen! Sie sind doch so oft abgebildet!«
    Ich nahm meine Hände vom Kopf und grinste.
    »Brauchen Sie noch Beweise, Mister Harway?«
    Er steckte die Kanone endlich weg und kam auf uns zu. Er schüttelte uns beiden die Hände und entschuldigte sich ein übers andere Mal. Josefine verschwand eifrig in der Küche, um uns Kaffee zu kochen, und dann ging es auch schon an die Arbeit.
    ***
    Ich beschrieb Harway einiges von dem, was wir bisher unternommen hatten. Zum Glück war er vernünftiger als die meisten Väter in solchen Fällen. Er sah ein, dass wir keine Hellseher waren und nicht mehr als arbeiten konnten.
    »Übrigens
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