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0071 - Knochensaat

0071 - Knochensaat

Titel: 0071 - Knochensaat
Autoren: Jason Dark
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Mädchens schützen, sondern auch sein eigenes. Und für das höchste Gut, das es auf Erden gab, würde er auch über seinen eigenen Schatten springen.
    Der Knochenmann dachte gar nicht daran, dem Befehl Folge zu leisten. Er schritt weiter.
    Der Pfarrer warnte nicht ein zweites Mal.
    Er schoß.
    Hart war der Rückschlag der Waffe, und der Arm des Pfarrers wurde nach oben gerissen.
    Die Kugel traf nicht genau, streifte nur einen der bleichen Schulterknochen.
    Der nächste Schuß.
    Diesmal besser.
    Das Silbergeschoß traf den Kopf des Unholds.
    Plötzlich leuchtete es dort auf, wo das Skelett gestanden hatte. Ein Sprühregen breitete sich fontänenartig aus, so daß der Pfarrer unwillkürlich einen Schritt zurückging und die Augen schloß.
    Als er sie wieder öffnete, war alles vorbei.
    Nur noch Asche regnete zu Boden…
    Pfarrer Kroger atmete auf. Er drehte sich um, schaute Marion an und nahm sie dann auf seine Arme.
    »Komm«, sagte er. »Jetzt laufen wir ganz schnell.«
    Das blonde Mädchen nickte unter Tränen, während der Geistliche mit ihm auf das Pfarrhaus zulief.
    Ein Stein fiel ihm vom Herzen, als er die Tür hinter sich abschloß. Marion schaute ihn aus großen verweinten Augen an. »Sind wir jetzt gerettet?« fragte sie.
    »Ich hoffe es«, erwiderte der Geistliche und faltete die Hände…
    ***
    Das rote Leuchten begleitete uns den Weg über. Auch als wir in den Wald eintraten, schimmerte das Licht glosend durch die zahlreichen Lücken zwischen Baumästen und -zweigen. Es war eine beklemmende, düstere Atmosphäre, die mich an die Umgebung in einer Dämonenwelt erinnerte. Dort sah es ebenso schaurig aus. Nur befanden wir uns hier auf der Erde, doch die Unheimlichen fühlten sich ebenso sicher wie in ihrem Reich.
    Skelette hatten mich eingekreist. Und sie trugen Menschen über ihren bleichen, knochigen Schultern. Ich fühlte mich ziemlich seltsam zwischen all den Gerippen, und da man mich von allen Seiten beobachtete, fühlte ich mich als makabrer Mittelpunkt der unheimlichen Prozession. Gesprochen wurde kein Wort.
    Albertus Krogmann, der unheimliche Hexenjäger aus der Vergangenheit, hatte einen großen Sieg errungen. Er hatte sein Leben damals lassen müssen, doch sein Geist war zurückgekehrt in den auf magische Weise entstandenen Körper. Aber mit wessen Hilfe?
    Das fragte ich mich, und ich zermarterte mir den Kopf darüber, gelangte jedoch zu keinem Ergebnis. Wie ich den Fall auch drehte und wendete, ein Resultat kam bei meinen Überlegungen nicht heraus. Was hatte dieser geheimnisvolle Stein mit Albertus Krogmann und dessen Skeletten zu tun? Weshalb waren die Menschen von Waldeck in diesen tiefen, totenähnlichen Schlaf gefallen?
    Die Lösung war nahe, das spürte ich. Die Gerippe liefen schneller, je näher sie ihrem eigentlichen Ziel, dem Felsen, kamen. Das Klappern der Knochen war die einzige Begleitmusik. Ich hatte mich inzwischen an die makabre Untermalung gewöhnt.
    Der Weg wurde etwas schmaler. Rechts und links wuchsen Bäume und Unterholz dicht an dicht. Über dem Weg bildeten sie ein Tunneldach, durch das rötlich glosend das Licht schimmerte. Normalerweise erwachen bei Dunkelheit die Tiere der Nacht, aber in diesem Wald war nichts zu hören. Kein Laut unterbrach das makabre Klappern, es schien, als hätten sich die Nachttiere zurückgezogen. Denn sie spürten mit ihren Instinkten zuerst, daß etwas nicht stimmte. Hin und wieder raschelte Laub unter den knochigen, bleichen Füßen. Dann wallte Staub auf, dessen winzige Partikel rötlich schimmerten. Ich stampfte weiter. Ein Mensch unter Skeletten.
    Eine Horror-Vision? Nein, eine Tatsache. Innerhalb von Stunden hatte sich die Welt verwandelt. Wenigstens für mich. Ich war voll mit dem Unheimlichen konfrontiert worden. Noch eine Biegung.
    Ich wurde aufgeregter. Die Lösung des Rätsels stand dicht bevor. Es war ganz natürlich, daß mein Herz dabei schneller klopfte.
    Schon hörte ich ein geheimnisvolles Summen. Singende Steine…
    Und ich hatte das Gefühl, ein rotes Meer zu durchwandern. Das Licht war stärker geworden. Wir befanden uns dicht an der Quelle.
    Da war der Felsen!
    Nachdem ich die letzte Wegbiegung hinter mir gelassen hatte, sah ich ihn.
    Es war gewaltig, faszinierend und schaurig. Unwillkürlich hielt ich den Atem an.
    Der Felsen erstrahlte in einem glühenden Rot. Er sah aus wie ein brennender Stein, und innerhalb dieses Felsens erkannte ich Bewegungen, sah die Umrisse von Körpern und Gestalten.
    Die Prozession stoppte.
    Die
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