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0071 - Knochensaat

0071 - Knochensaat

Titel: 0071 - Knochensaat
Autoren: Jason Dark
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Skelette wußten genau, was sie zu tun hatten, fächerten auseinander und bildeten einen Halbkreis. Ihre makabren Gesichter waren dem Felsen zugewandt. Nach wie vor lagen die gefangenen Menschen auf den Schultern der Unheimlichen.
    Albertus Krogmann trat vor. Fünf Schritte brachten ihn in den Halbkreis hinein und bis dicht vor den Stein. Beide Arme hob der Magister hoch.
    Dann rief er mit lauter Stimme: »Ihr Hüter des Dämonen-Universums! Endlich ist es soweit. Seht euren Diener vor euch stehen. Helft mir jetzt, so wie ihr mir früher geholfen habt. Ich habe getan, was ihr wolltet. Ihr seid aus einer unendlich fernen und doch so nahen Zeit gekommen. Erfüllt eure Aufgabe, wie die Schwarzen Gesetze es vorschreiben!« Die Stimme hallte über die Lichtung. Ich mußte die Worte erst verdauen. Dieser Dämon hatte von einem Dämonen-Universum geredet? Was meinte er damit? Öffnete er nicht mit diesen Worten völlig neue Perspektiven? Noch nie hatte ich davon gehört, aber hielt ich jetzt, in diesem Augenblick, den Zipfel eines roten Fadens in der Hand?
    Meine Gedankenkette wurde unterbrochen, denn was nun geschah, raubte mir buchstäblich den Atem. Aus dem rotglühenden Stein trat eine Gestalt.
    Ja, sie kam mitten aus dieser Hölle, und ich hatte das Gefühl, daß sie nur mich anschaute.
    Ich trat zurück.
    Ich tat es wie unter einem inneren Zwang stehend, und plötzlich war mir klar, daß hier ein Wesen von einem anderen, vielleicht unendlich weit entfernten Planeten vor mir stand.
    Es war kein Mensch.
    Eine hagere Gestalt, die wie mit Gummi gefallt wirkte, weil die einzelnen Gliedmaßen in dauernder Bewegung waren. Sie zuckten hin und her, warfen Wellen und konnten einfach nicht ruhig sein. Das ganze Geschöpf erinnerte mich an eine übergroße Flasche, deren Proportionen verschoben waren, aber doch hin und wieder zu der Grundform zurückkehrten.
    Es war ein phantastisches Schauspiel, wie diese Gestalt den Stein verließ, auf den Magister zuschritt, mich dabei aus kugelrunden Augen anschaute und stehenblieb.
    Albertus Krogmann neigte den Kopf. Demütig stand er vor dem Unheimlichen.
    Mein Kreuz reagierte und wurde wärmer. Ich hatte es mit einem Dämon zu tun. Mit keinem normalen Geschöpf aus einer fernen Welt, sondern mit einem Diener des Bösen.
    Meine Gedanken rasten wieder. Ich zog Schlüsse und Folgerungen. Fanden vielleicht auch auf den anderen Welten ebensolche Kämpfe statt wie hier? Wiederholte sich dieser Kreislauf, und waren wir dann nicht alle Rädchen in einem gewaltigen Kosmos?
    Albertus Krogmann ergriff das Wort. »Die Menschen sind bereit«, sagte er. »Sie sind in den Tiefschlaf versunken, wie du es wolltest. Die Knochensaat, vor Jahrhunderten durch meine Hände gelegt, ist aufgegangen. Gib mir jetzt die Belohnung, die du mir damals, als du meine Seele an dich gerissen hast, versprachst. Meine Diener und ich haben nicht umsonst so lange gewartet. Jetzt dreh an den Zeiten, damit alles wieder so wird wie zuvor.«
    Träumte ich? War ich wach? Oder war alles nur ein böser Alptraum? Wovon redeten die hier? Ich interpretierte es folgendermaßen. Der Außerirdische war auf diese Welt gekommen, um sich Menschen zu holen.
    Menschen wofür?
    Als Studienobjekte? Für irgendwelche Forschungszwecke?
    Oder war alles nur ein böser Zufall?
    Albertus Krogmann sprach weiter. »Bereite den Austausch vor! Ich habe mein Versprechen gehalten. Nun ist die Reihe an dir, es zu tun.«
    Der Fremde nickte. Sein langer schmaler Kopf bewegte sich auf und ab. Er verstand unsere Sprache, obwohl er selbst keine Antwort gab. Wiederum ein Phänomen.
    Aus der schlanken, gummiartigen Masse streckte sich etwas vor, was mich an einen Arm erinnerte.
    Und die Spitze zeigte genau auf mich.
    Ich wußte Bescheid.
    Er wollte nicht die anderen, sondern mich!
    ***
    Was sollte ich tun? Mich weigern oder zu kämpfen versuchen? Aber dann wären die anderen Menschen an der Reihe gewesen.
    Sie lagen in ihrem totenähnlichen Schlaf und konnten sich nicht verteidigen. Also mußte ich gehen.
    Albertus Krogmann drehte sich langsam um. Er schaute mich mit seinem leichenfarbenen Gesicht an, und ein teuflisches Grinsen verzerrte die untere Hälfte. Er wußte wohl, welches Schicksal mir bevorstand. Hinter mir hörte ich Geräusche.
    Ich warf einen Blick über die Schulter und sah vier Skelette. Sie waren dicht zusammengerückt und bildeten eine fast unüberwindbare Mauer. »Ich komme«, sagte ich.
    Langsam verließ ich den Halbkreis der Knöchernen. Schritt
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