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0070 - Die Teufelsbraut

0070 - Die Teufelsbraut

Titel: 0070 - Die Teufelsbraut
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Mord vorbereiten, ohne daß wir es verhindern konnten, weil wir die Materie noch nicht im Griff hatten.
    Wir wußten noch viel zuwenig.
    Uns war nur bekannt, daß die Opfer grauenvoll zugerichtet worden waren, daß ihnen ihr Mörder mit Blut ein T auf die Stirn geschmiert hatte – und daß Orfeu Calamasse vermutete, es müßten übernatürliche Kräfte im Spiel sein.
    Nach einer Fahrt von sechzehn Minuten erreichten wir das Polizeipräsidium. Wir fragten uns zu Kommissar Calamasses Büro durch.
    Er nickte zufrieden, als wir den kleinen Raum betraten. Wir hatten die vereinbarten sechzig Minuten um keine Sekunde überschritten.
    Calamasse bot uns Platz an. Er hatte für uns sämtlich vorhandenen Unterlagen vorbereitet.
    Fünf Ordner mit Aussagen, Protokollen, Obduktionsbefunden, Tatortfotos.
    Als ich die Aufnahmen sah, drehte sich mir der Magen um. Ich werde mich wohl nie an einen solchen Anblick gewöhnen.
    Obgleich ich mich normalerweise stets gut unter Kontrolle habe, konnte ich beim Betrachten der Fotos nicht vermeiden, daß ein unbändiger Zorn in mir aufwallte.
    Zu grausam hatte die Bestie gewütet.
    Ich warf Suko einen kurzen Blick zu. Meinem Partner erging es nicht anders. Sein Gesicht, ansonsten zumeist ausdruckslos, zeigte deutlich Erregung.
    »Den müssen wir kriegen, John«, knurrte Suko, während er den letzten Ordner zuklappte. »Und zwar so schnell wie möglich.«
    Das war ein guter Vorsatz.
    Aber wie sollte man ihn ausführen? Wir hatten das Ende des roten Fadens, den es in jedem Fall gibt, noch nicht gefunden.
    Orfeu Calamasse schloß die Ordner weg. »Ich wollte, ich hätte Sie schon viel früher gebeten, sich dieses Falles anzunehmen, Oberinspektor«, sagte er zerknirscht. »Vielleicht wären einige Opfer dann noch am Leben. Aber Sie sind ja selbst Polizist. Sie wissen, wie es manchmal geht. Zuerst ist es nur ein Mord. Man verbeißt sich sofort in den Fall, aber bevor man noch einen Schritt weitergekommen ist, passiert das zweite Kapitalverbrechen. Man verdoppelt seine Anstrengungen, will nicht wahrhaben, daß man gerade diesmal ansteht… Und ehe man sich versieht, ist einem der ganze Fall über den Kopf gewachsen.«
    Ich wollte dem Kommissar beipflichten, kam aber nur zu einem Nicken.
    Dann schlug das Telefon auf Calamasses Schreibtisch an. Der Kommissar griff nach dem Hörer.
    Einen Augenblick später erschrak er zutiefst.
    Als er den Hörer auf die Gabel zurücklegte, sah er meinen Partner und mich betroffen an.
    »Ein neuerlicher Ritualmord. Soeben wurde die Leiche gefunden!«
    Ich hatte plötzlich das Gefühl, Eiswasser würde durch meine Adern rinnen.
    ***
    Die Lifttüren glitten lautlos auseinander. Carlos Lava trat mit angespannten Zügen aus dem Fahrstuhl. Boden und Wände des Ganges waren mit einem dunkelgrünen Teppich belegt.
    Der Chefportier schritt mit geschmeidigen Bewegungen den Gang entlang. Eine Tür öffnete sich.
    Der gespannte Ausdruck in Lavas Gesicht wich einem warmen, freundlichen Lächeln. Der Mann, der soeben sein Zimmer verließ, gab das Lächeln zurück. Er nickte dazu und verschwand in Richtung Fahrstuhl.
    Carlos Lava erreichte die Tür von Sukos Zimmer. Er blieb stehen, schob die Hand in die Tasche seiner Livree.
    Als er den Generalschlüssel herausholen wollte, kam ein Zimmermädchen angetrippelt. Lava setzte eine ernste Miene auf.
    »Dreisiebenundvierzig schon fertig?« fragte er schroff.
    »Noch nicht. Ich hatte noch keine Zeit«, sagte das dunkelhaarige Mädchen, das Lava nur bis an die Brust reichte.
    »Noch keine Zeit«, knurrte der Chefportier. »Wenn ich das schon höre. Da wird mit dem Koch, mit dem Pagen und wer weiß, mit wem noch herumgeschäkert, aber für die Arbeit bleibt keine Zeit.«
    Das Zimmermädchen wurde rot. Lava hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Mit gesenktem Blick versprach das Mädchen, sich sofort um »Dreihundertsiebenundvierzig« zu kümmern, und eilte davon.
    Kaum war sie weg, da holte der Chefportier den Generalschlüssel aus seiner Tasche. Rasch trat er an die Tür.
    Schnell schob er den Schlüssel ins Schloß. Hastig trat er ein. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, atmete er auf.
    Dann ließ er die Maske, die er üblicherweise trug, fallen. Ein gemeiner Ausdruck kerbte sich um seine Lippen.
    Mitleidlos und haßerfüllt blickten seine Augen. Nun sah man ihm an, daß er ein Diener des Bösen war.
    Mit großen Schritten durchquerte er das Zimmer. Er beachtete die Gegenstände nicht, die Suko gehörten. Nichts davon
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