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0070 - Die Teufelsbraut

0070 - Die Teufelsbraut

Titel: 0070 - Die Teufelsbraut
Autoren: Friedrich Tenkrat
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kannst nicht mehr fortgehen!«
    »Das… das wollen wir doch sehen!« krächzte der Deutsche.
    »Du mußt bleiben, denn ich brauche dich. Ich brauche deine Seele!«
    Alf Lechenberg zuckte zusammen. Er hatte das Gefühl, ein Eissplitter würde ihm ins Herz fahren…
    ***
    Rio!
    Die Hauptstadt des kleinen Staates Guanabara, der nichts anderes ist als der Bundesdistrikt der ehemaligen Bundeshauptstadt Rio de Janeiro. Sie ist zweifellos die bekannteste Stadt Brasiliens.
    Die Stadt, an die zumeist gedacht wird, wenn die Rede auf Brasilien kommt.
    Ihr Name ist vielfach ein Synonym für heiteres Nichtstun, für ausgelassene Lebensfreude, für unvergängliche Schönheit.
    An allen diesen Bewertungen stimmt etwas. Der Karneval von Rio und die Badestrände von Copacabana sind wesentlich für die Stadt.
    Die Schönheit ihrer Lage ist so unbestreitbar und so überwältigend, daß die Umwandlung des biblischen Schöpfungsberichtes durch die Cariocas – so werden die Einwohner von Rio genannt – durchaus verständlich ist.
    Die Cariocas behaupten nämlich, Gott habe in sechs Tagen die Welt geschaffen, am siebenten Tage aber Rio.
    Wir wurden vom Flughafen Galeao – 20 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt – von Kommissar Orfeu Calamasse empfangen.
    Der dunkelhäutige Mann war uns auf Anhieb sympathisch. Mir kam so vor, als hätte ich ihn schon mal gesehen.
    Darauf angesprochen, sagte er: »Ich war vor etwa einem Jahr in London. Auf Einladung von Scotland Yard. Was ich dort sah, hat mich sehr beeindruckt.«
    »Vermutlich sind wir uns im Yard Building über den Weg gelaufen«, sagte ich.
    »Diese Möglichkeit besteht durchaus, Oberinspektor.«
    Ein Träger kümmerte sich um unser Gepäck.
    Wir verließen mit Calamasse das große Flughafengebäude. Auf dem Parkplatz stand ein schwarzer Chrysler. Neustes Modell. Mit Klimaanlage und allem sonstigen Drum und Dran.
    Calamasse eröffnete uns, daß uns dieser Wagen für die Dauer unseres Aufenthaltes von seiner Dienststelle zur Verfügung gestellt worden sei.
    Ferner sagte Orfeu Calamasse: »Ich habe für Sie beide zwei Zimmer im Copacabana Palace gebucht. Es wird Ihnen da bestimmt gefallen. Vornehmes Hotel.«
    Wir stiegen in den Chrysler.
    Calamasse setzte sich ans Steuer. Nachdem er den Parkplatz verlassen hatte, bat ich ihn, über die Serie von Ritualmorden zu berichten.
    Calamasses Miene verfinsterte sich. Die Mordserie schien ihm an die Nieren zu gehen. »Mein Chef meint, bei dem Mörder müsse es sich um einen Wahnsinnigen handeln – oder um einen religiösen Fanatiker. In Rio de Janeiro ist der Geisterglaube stark verwurzelt. Auch ich bekenne mich dazu. Ich weiß, daß es Dämonen gibt, die immer wieder versuchen, das Böse auf der Welt zu verbreiten. Man kann diese Wegbereiter der Hölle nicht einfach ignorieren. Das wäre grundfalsch. Man darf den Kopf nicht in den Sand stecken. Man muß die Dinge so sehen, wie sie wirklich sind, nicht wie sie sein sollen.«
    Ich zündete mir eine Zigarette an und blies den Rauch gegen das Fenster. Die von Leben überschäumende Kulisse von Rio zog an uns vorbei.
    »Fünfmal hat der Mörder inzwischen bereits zugeschlagen. Es kostete mich sehr viel Energie, meinen Chef davon zu überzeugen, daß nur Sie diese Serie beenden können, Oberinspektor…«
    »Hoffentlich haben Sie nicht zu sehr übertrieben, Calamasse«, sagte ich. »Ich kann schließlich nicht zaubern.«
    »Ich habe einiges von Ihnen gehört«, sagte Orfeu Calamasse, ohne den Blick vom dichten Verkehr zu nehmen. »Sie haben Werwölfe und Vampire getötet. Sie kämpften gegen Hexen und alle möglichen Monster. Ich weiß, daß Sie der richtige Mann für diesen heiklen Job sind.«
    »Gibt es irgendwelche Spuren?« fragte Suko, den der Fall selbstverständlich genauso interessierte wie mich.
    Kommissar Calamasse schüttelte den Kopf. »Nicht eine einzige.«
    »Wieso wissen Sie, daß alle fünf Opfer auf das Konto desselben Mörders gehen?« wollte Suko wissen.
    »Die Leichen wiesen alle die gleichen schrecklichen Verletzungen auf. Sie schienen von einem Tier zerfleischt worden zu sein. Und auf der Stirn trugen sie alle dasselbe Zeichen: ein T mit Blut gemalt.«
    »Was schließen Sie daraus?« fragte nun wieder ich. »Was hat dieses T zu bedeuten?«
    Orfeu Calamasse seufzte geplagt. »Ich wollte, ich wüßte es. Vielleicht wüßte ich dann auch, wer hinter diesen schrecklichen Morden steckt.«
    »Was brachte Sie auf den Gedanken, daß dabei übersinnliche Kräfte im Spiel sein
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