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0070 - Die Teufelsbraut

0070 - Die Teufelsbraut

Titel: 0070 - Die Teufelsbraut
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Scheinwerfer ein und setzte das Vehikel in Gang.
    Er sandte einen letzten Gruß an Alena. Dann konzentrierte er sich auf die schlechte Straße, über die der Wagen ächzend rumpelte.
    Obwohl er sich vom Wald entfernte, wurde Joaquim Alvirante das Gefühl nicht los, daß jemand seiner Person ein teuflisches Interesse entgegenbrachte.
    Er wäre gern schneller gefahren. Aber dann wäre zu befürchten gewesen, daß der Wagen auf diesem Waschbrett von Straße auseinandergefallen wäre.
    Deshalb zwang er sich, das Fahrzeug nicht zu überfordern. Mit verkrampften Händen hielt er das Lenkrad.
    Er war nach vorn geneigt und spähte aufmerksam in die rabenschwarze Dunkelheit. Schweiß glänzte auf seiner Stirn, obwohl beide Fenster offen waren. Sie waren immer offen, weil sie sich nicht mehr schließen ließen.
    Da!
    Joaquim Alvirante glaubte plötzlich, eine Bewegung in der Finsternis wahrgenommen zu haben.
    Sofort wechselte sein Fuß vom Gas zur Bremse. Er pumpte, da in den Bremsschläuchen Luft war. Es dauerte eine Weile, bis der Wagen stehenblieb.
    Joaquim schluckte. Er fragte sich, warum er eigentlich angehalten hatte. Wäre es nicht vernünftiger gewesen, die Fahrt fortzusetzen?
    Vernunft. Was ist das schon? Wer kann von sich behaupten, immer vernünftig zu handeln? Manchmal kommt es zu Fehlreaktionen. Dann tut man etwas, was man an einem anderen Tag bestimmt nicht getan hätte.
    Fahr nach Hause! drängte den Jungen eine innere Stimme.
    Gleichzeitig wollte aber auch seine Neugier befriedigt werden. Was war das für eine Bewegung gewesen?
    Joaquim stieß den Wagenschlag auf und stieg aus.
    Plötzlich zog sich seine Kopfhaut zusammen. Er vernahm das spukhafte Stöhnen eines Menschen.
    Oder war das kein Mensch?
    Joaquims Augen versuchten die Finsternis zu durchdringen. Er riß sich zusammen, räusperte sich und rief dann: »Ist da jemand?«
    Keine Antwort.
    Aber: Stöhnen!
    Joaquim war unschlüssig. Er vermutete, daß sich dort in der Dunkelheit jemand befand, der Hilfe brauchte. Joaquim wollte helfen. Aber der Selbsterhaltungstrieb sagte ihm, daß es besser für ihn wäre, sich schnellstens wieder in den Wagen zu setzen und weiterzufahren.
    Wenn er das getan hätte, wäre ihm das Grauenvolle erspart geblieben.
    So aber…
    »Hallo!« rief Joaquim. Er entfernte sich mehrere Schritte von seinem Wagen. Und nun sah er eine Gestalt.
    Sie kauerte auf dem Boden. Ein schwarz gekleideter Mann. Er verschmolz beinahe mit der Dunkelheit. Sein Gesicht war von dem Jungen abgewandt.
    Wieder stöhnte er.
    Joaquim blieb knapp vor ihm stehen. Ihm war ganz eigenartig zumute. Er hatte den Eindruck, eine kalte Hand würde sich um sein Herz legen und zudrücken.
    »Kann ich… Kann ich Ihnen helfen?« fragte der Junge.
    Der Fremde wandte Joaquim sein Gesicht zu. Was für ein Antlitz!
    Häßlich wie das des Teufels. Die Züge verzerrt. Die Augen erweckten den Eindruck, als würden sie glühen.
    Joaquim Alvirante prallte zurück. Ein erschrockener Laut kam über seine Lippen. Der Unheimliche richtete sich auf.
    Groß und hager war er. Mit spindeldürren Armen. Ein Mulatte. Alt, kraftlos und verbraucht sah er aus. Joaquim schätzte ihn auf achtzig Jahre.
    Dennoch waren die Bewegungen des Fremden irgendwie bedrohlich. Joaquim wurde das Gefühl nicht los, daß ihm von diesem Alten Gefahr drohte.
    »Haben Sie Schmerzen? Kann ich etwas für Sie tun? Soll ich Sie ein Stück mitnehmen?« fragte der Junge.
    »Ich bin froh, daß du angehalten hast«, sagte der Mulatte.
    »Es geht Ihnen nicht gut, nicht wahr?«
    »Ich erhole mich langsam wieder«, sagte der Alte mit einer Stimme, die Joaquim kalte Schauer über den Rücken jagte.
    Ein verflucht unheimlicher Geselle war das. Tückisch. Gemein. Gefährlich. Vielleicht sogar lebensgefährlich!
    »Nun, wenn ich nichts für Sie tun kann…« sagte Joaquim.
    Der Alte fiel ihm ins Wort. »Doch, mein Junge, du kannst sogar sehr viel für mich tun.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Sterben!« knurrte der Unheimliche.
    ***
    Joaquim Alvirante zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Sein Herz schien auf einmal hoch oben im Hals zu schlagen.
    »Wie war das? Was sagten Sie eben?« stieß er krächzend hervor.
    »Du mußt sterben, Junge!«
    »Aber… Aber…«
    »Kein Aber, Junge. Ich brauche deine Seele. Komm und gib sie mir.« Eine unbändige Gier leuchtete plötzlich in den Augen des Alten.
    Gleichzeitig setzte eine Metamorphose ein, die Joaquim an seinem Verstand zweifeln ließ. Das Gebiß des Alten wurde groß und
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