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0070 - Die Teufelsbraut

0070 - Die Teufelsbraut

Titel: 0070 - Die Teufelsbraut
Autoren: Friedrich Tenkrat
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kräftig, mit langen Fangzähnen.
    Die Hände des Unheimlichen wurden zu krallenbewehrten Klauen. Struppiges Haar wucherte mit einemmal aus dem Gesicht des Mulatten.
    Das Untier stieß ein aggressives Fauchen aus. Es spannte die kräftigen Muskeln. Wie ein von der Sehne geschnellter Keil flog es auf den verdatterten Jungen zu.
    Ehe die vorsausenden Pranken den Jungen packen konnten, endete dessen Schrecksekunde. Joaquim schrie heiser auf.
    Er sprang zurück, wirbelte herum, rannte zu seinem Wagen.
    Die Bestie verfolgte ihn. Sie wollte ihn nicht entkommen lassen. Joaquim lief um sein junges Leben.
    Er erreichte sein Vehikel. Ein Prankenhieb traf sein Kreuz. Mit schmerzverzerrtem Gesicht brüllte er auf. Er fiel auf die Knie.
    Atemlos kämpfte er sich wieder hoch. Der Unheimliche wollte ihn sofort wieder zu Boden schleudern.
    Doch Joaquim brachte sich vor den mörderischen Krallen des Monsters mit einem Satz zur Seite in Sicherheit.
    Geduckt hetzte er um die Motorhaube herum. Blitzschnell sprang er in seinen Wagen. Der Unheimliche zertrümmerte mit einem einzigen Faustschlag die Frontscheibe.
    Die Glassplitter der Windschutzscheibe flogen Joaquim ins Gesicht. Sie ritzten seine Haut auf. Er blutete sofort.
    Als das Scheusal das Blut des Jungen sah, verdoppelte sich seine Gier.
    Joaquim knallte den ersten Gang rein.
    Wild gab er Gas. Der Wagen machte einen Satz nach vorn, stieß gegen die mordlüsterne Bestie.
    Das Ungeheuer brüllte zornig auf, packte das Fahrzeug mit beiden Händen, hob es scheinbar mühelos hoch und kippte es auf die Seite.
    Joaquim schlug sich die Stirn am Dachholm blutig. Er war einen Augenblick benommen. Plötzlich fühlte er sich gefaßt und brutal aus dem umgeworfenen Vehikel gerissen.
    Wie von Sinnen schlug er mit seinen Fäusten auf den Unheimlichen ein.
    Doch kein einziger Faustschlag zeigte Wirkung.
    In seiner Verzweiflung schrie Joaquim Alvirante lauthals um Hilfe. Aber niemand hörte seine Schreie in dieser einsamen Gegend.
    Der Unhold schleuderte ihn zu Boden. Joaquim glaubte, sich sämtliche Knochen gebrochen zu haben.
    Verbissen quälte er sich auf die Beine. In panischer Furcht ergriff er die Flucht. Torkelnd, stolpernd, verletzt.
    Er kam nicht weit. Schon nach wenigen Schritten holte ihn die Bestie ein. Ein neuerlicher Prankenhieb holte den Jungen von den Beinen, Er schlug auf dem Boden auf. Sein Gesicht war von Todesangst verzerrt. Er rollte mit letzter Kraft herum.
    Der Schädel des Monsters sauste auf ihn zu.
    Da begriff Joaquim Alvirante, daß es keine Rettung mehr für ihn gab.
    ***
    Kommissar Orfeu Calamasse klopfte an die Tür. Dann wartete der dunkelhäutige, elegant wirkende Polizist, bis sein Chef ihn aufforderte, einzutreten.
    »Herein!« rief Octavian Araiza, der Polizeichef von Rio de Janeiro.
    Calamasse öffnete die Tür. Breit, kurzatmig und schwitzend saß Araiza an seinem schäbigen Schreibtisch. Der Deckenventilator drehte sich im Schnellgang, ohne dem Polizeichef jedoch Erleichterung zu verschaffen.
    »Sie wollten mich sprechen, Chef?« sagte Orfeu Calamasse. Er baute sich vor dem Schreibtisch in strammer Haltung auf.
    »Setzen Sie sich«, ächzte Araiza. Er wischte sich mit einem großen weißen Taschentuch über das feuchte Gesicht. »Diese Hitze bringt mich noch eines Tages um. Vielleicht werden Sie dann mein Nachfolger.«
    »Ich habe nicht die Ambition, Polizeichef von Rio zu werden. Ich liebe die Arbeit, die ich jetzt tue.«
    »Das kann ich verstehen. Wenig Büroarbeit. Viel an der frischen Luft. Sie sollen wissen, daß ich Sie für einen äußerst tüchtigen Mann halte, Calamasse.«
    »Vielen Dank, Chef.«
    »Dennoch habe ich Sie heute nicht Ihrer Erfolge wegen zu mir gebeten.«
    »Sondern?«
    »Können Sie es sich nicht denken, Calamasse?«
    Der Kommissar nickte mit finsterer Miene. »Doch. Ich glaube, ich weiß, worüber Sie mit mir sprechen möchten.«
    »In der vergangenen Nacht ist es zu einem weiteren Ritualmord gekommen«, sagte der Polizeichef grimmig. »Wie hieß doch gleich das Opfer?«
    »Joaquim Alvirante.«
    »Der wievielte Tote ist das nun schon?«
    »Der fünfte, Chef.«
    Octavian Araiza nickte. »Der fünfte. Und wir wissen immer noch nicht, wer diese grauenvollen Morde verübt. Die Öffentlichkeit wird langsam unruhig. Die Presse fängt an, uns einzuheizen. Der Innenminister verlangt von uns, daß wir diesem Teufel endlich das Handwerk legen.«
    Orfeu Calamasse holte tief Luft. »Das scheint mir der springende Punkt zu sein, Chef.«
    »Was?«
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