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0070 - Die Teufelsbraut

0070 - Die Teufelsbraut

Titel: 0070 - Die Teufelsbraut
Autoren: Friedrich Tenkrat
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unbeschreiblichen Freudentaumel.
    Zu später Stunde ging es dann angenehm zwanglos zu.
    Meine Sekretärin Glenda Perkins hatte einen Kleinen sitzen. Sie war aber noch meilenweit davon entfernt, betrunken zu sein.
    Nur schrecklich anlehnungsbedürftig war sie. Ich war froh, daß meine Freundin Jane Collins nicht in der Nähe war.
    So konnte ich Glenda weiterhin meine Schulter zur Verfügung stellen, ohne Gefahr zu laufen, von einem Blitz gestreift zu werden.
    Glenda war ein Prachtmädchen. Schwarzhaarig, mit einer Traumfigur. Sie ging für mich durchs Feuer. Es gab einfach nichts, was sie für mich nicht getan hätte.
    Umgekehrt war es natürlich genauso. Da gab es nur einen kleinen Unterschied: Ich war nicht so verrückt nach ihr wie sie nach mir.
    Glenda seufzte leise, während ich an meiner Sektflöte schlürfte. »Hat Jane immer noch nicht genug von Ihnen, John?«
    »Das hoffe ich nicht«, gab ich lächelnd zurück.
    »Warum bin ich so dumm und warte auf dich, John?« fragte Glenda mit schwerer Zunge. Ich nahm ihr das vertrauliche Du nicht übel. »Es gibt so viele Männer, die mich vom Fleck weg heiraten würden. Warum nehme ich nicht einen von ihnen und werde mit ihm glücklich? Warum warte ich, bis ich alt und schäbig bin und mich keiner mehr mag?« Glenda tippte sich an die Stirn. »Ich muß hier drinnen einen Defekt haben. Ich kann nicht ganz normal sein.«
    »Sie sollten sich wirklich mit dem nettesten Jungen zusammentun, den Sie kennen, Glenda…«
    »Der netteste von allen ist nicht mehr zu haben«, sagte meine Sekretärin. Sie stieß mir ihren Zeigefinger gegen das Brustbein. »Und für alle anderen kann ich mich einfach nicht erwärmen.«
    Ich wollte ein paar tröstende Worte für Glenda Perkins finden. Aber da tauchte Superintendent Powell zwischen den Leuten auf und kam auf uns zu.
    Seine Miene verriet mir, daß es mit dem Feiern vorbei war. Manchmal konnte ich in seinem Gesicht wie in einem Buch lesen.
    Sir Powell war knapp vor dem Sechzigsten. Seine Brille hatte starke Gläser. Dadurch sahen seine Augen wie riesige dunkle Murmeln aus. Er war leicht übergewichtig, mittelgroß und hatte braunes, dünnes Haar.
    »Ich habe mit Ihnen zu reden, John«, sagte er betont dienstlich.
    »Selbstverständlich, Sir Powell.« Es machte mir Spaß, den Sir jedesmal besonders herauszustreichen.
    Mein Chef nahm dies verstimmt zur Kenntnis. Eine Unmutsfalte zeigte sich über seine Nasenwurzel.
    Einer meiner Kollegen kam an uns vorbei. Ich lehnte Glenda Perkins an ihn und stand meinem Chef dann voll zur Verfügung.
    Wir verließen den großen Festsaal. Auf dem Korridor fiel der Superintendent dann gleich mit der Tür ins Haus. Ohne lange Vorreden sagte er: »Der Polizeichef von Rio de Janeiro bittet uns um Amtshilfe. Natürlich wurde die Sache zuvor an höchster Stelle abgesprochen. Innenministerium. Außenministerium. Sie kennen das ja. Fünf furchtbare Ritualmorde sollen in Rio verübt worden sein. Kommissar Orfeu Calamasse vermutet, daß dabei übersinnliche Kräfte im Spiel sind. Er hält Sie für den einzigen Mann, der diese Mordserie beenden und aufklären kann. Ich habe zugesagt, daß Sie kommen werden.«
    »Allmählich scheine ich mich zu einer Art Weltpolizist zu mausern«, sagte ich lächelnd.
    »Die nötigen Papiere werden für Sie und für Ihren Partner Suko bereits vorbereitet. Man wird sie Ihnen auf dem Flugplatz aushändigen.«
    »Wer übernimmt Sukos Spesen?« erkundigte ich mich. Denn den mächtigen Chinesen zu ernähren war keine Kleinigkeit.
    »Was für eine Frage«, erwiderte Powell. »Sämtliche Spesen übernimmt selbstredend der brasilianische Staat. Auch die Ihren.«
    »Hoffentlich kann sich Brasilien das leisten«, sagte ich scherzhaft.
    Dann empfahl ich mich.
    Scotland Yards Geburtstagsparty gehörte von diesem Moment an der Vergangenheit an.
    ***
    Ich hatte es befürchtet: Suko, mein chinesischer Freund und Kampfgefährte, war nicht zu Hause. Seit er Shao, diese kleine hübsche Hexe, kennen und lieben gelernt hatte, stand sein Apartment, das neben dem meinen liegt, achtmal in der Woche leer.
    Es bereitete mir Vergnügen, mich in meinen silbermetallicfarbenen Bentley zu setzen und Suko aus Shaos Wohnung abzuholen.
    Es fiel ihm ziemlich schwer, sich von seiner Freundin zu trennen. Er tat es mir zuliebe. Weil er mich nicht allein nach Rio fliegen lassen wollte. Seine Sorge um mich schien also doch noch ein klein wenig stärker ausgeprägt zu sein, als seine Liebe zu Shao.
    »Ich bringe ihn
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